In welchen russischen Städten fährt eine U-Bahn?

Legion Media
Nur sieben russische Städte haben ein U-Bahn-System. Woran liegt das?

Der Bau der U-Bahn in Russland war keine leichte Aufgabe, insbesondere in Anbetracht der schwierigen klimatischen Bedingungen. In den sowjetischen Jahren existierten viele ehrgeizige Projekte, zum Beispiel, dass alle Städte mit mehr als einer Million Einwohnern eine eigene U-Bahn erhalten sollten. Zum Zeitpunkt des Zusammenbruchs der UdSSR im Jahr 1991 gab es jedoch nur 13 Städte der ehemaligen Sowjetrepubliken mit einer U-Bahn. Neben Russland verfügten die Ukraine, Weißrussland, Georgien, Armenien, Aserbaidschan und Usbekistan über U-Bahn-Systeme. In den neunziger Jahren wurde der Bau neuer Strecken eingestellt. Heute gibt es in Russland U-Bahn-Systeme in sieben Städten sowie mehrere unvollendete Projekte. 

Moskau

Komsomolskaja.

Die erste U-Bahn-Linie der Hauptstadt wurde am 15. Mai 1935 eröffnet. Auch während des Großen Vaterländischen Krieges war die Moskauer Metro voll funktionsfähig: Tagsüber beförderte sie Passagiere und nachts diente sie den Moskauern als Luftschutzbunker. Heute ist die Moskauer U-Bahn mit 278 Stationen eine der größten in Europa und transportiert täglich neun Millionen Passagiere.

Die U-Bahn-Stationen sind so schön, dass sie als eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten für einheimische und ausländische Touristen gelten. Beeindruckender Marmor, wunderschöne Kronleuchter und Buntglas können Sie glauben machen, Sie befinden sich in einem Palast und nicht im öffentlichen Personenverkehr.

St. Petersburg

Awtowo.

Das zweite U-Bahn-System in Russland wurde 1955 eröffnet. St. Petersburg ist eine Hafenstadt und voller Kanäle. Die Bodenverhältnisse sind schwierig, so dass die meisten Stationen sehr tief unter der Erde liegen. Die tiefste ist Admiralteiskaja, die sich 86 Meter unter der Oberfläche befindet.

Die St. Petersburg Metro ist Russlands einziges U-Bahn-System mit Plattformtüren. Sowjetische Experten glaubten, dass solche Doppeltüren die Passagiere davor schützen, auf die Gleise zu stürzen.

Nischni Nowgorod

Leninskaja.

Dieses kleine U-Bahn-System wurde 1985 eröffnet. Es besteht aus zwei Linien und befördert nur 115.000 Menschen pro Tag, obwohl es mehr als 1,2 Millionen Einwohner gibt.

In naher Zukunft ist der Bau neuer Stationen auf der anderen Seite des Flusses Oka geplant.

Nowosibirsk

Marschala Pokryschkina.

Die einzige U-Bahn in Sibirien wurde 1986 eröffnet und gilt mit nur 13 Stationen als die drittgrößte in Russland. Einige Stationen der Metro Nowosibirsk haben Ausgänge direkt in Wohngebäude: Die Zugänge liegen im Erdgeschoss.  

Nowosibirsk hat mit 2.145 Metern auch die längste U-Bahn-Brücke der Welt, die den Fluss Ob überquert. Der Abschnitt über den Fluss beträgt 896 Meter.

Samara

Gagarinskaja.

In dieser Stadt mit mehr als 1,1 Millionen Einwohnern gibt es nur eine U-Bahn-Linie mit zehn Stationen, die 1987 eröffnet wurde. Die Stationen sind mit wunderschönem Marmor und Themenfresken geschmückt. So ist die majestätische Station Pobeda dem Sieg im Großen Vaterländischen Krieg gewidmet, die futuristische Station Gagarin der Weltraumforschung, während die modernistische Station Sportiwnaja an die sportlichen Errungenschaften des Landes erinnert.

Jekaterinburg

Botanitscheskaja.

Das einzige U-Bahn-System im Ural befindet sich in der Stadt Jekaterinburg. Es wurde 1991 eröffnet, obwohl der Bau bereits 1980 begann. Die U-Bahn verbindet das Uralmasch-Werk mit dem historischen Zentrum und den Wohngebieten. Sie besteht aus einer Linie und neun Stationen und ist damit eine der kleinsten U-Bahnen der Welt. Sie befördert jedoch täglich mehr als 90.000 Fahrgäste. Neben modernen Zahlungssystemen wie Kreditkarten und Apple Pay werden auch alte Moskauer U-Bahn-Token verwendet, die bei Touristen aus der Hauptstadt Nostalgie hervorrufen.

Kasan

Kremljowskaja.

Das neueste russische U-Bahn-System wurde 2005 eröffnet. Es gibt nur eine Linie mit elf Stationen, die Wohn- und Industriegebiete verbindet. Die Kasaner Metro hat einen interessanten „nationalen Charakter“. Alle Beschriftungen sind auch in der tatarischen Sprache vorhanden. Einige Stationen sind im lokalen traditionellen Stil gestaltet, wie zum Beispiel die Station Kremljowskaja. Außerdem plant Kasan, 2025 die erste fahrerlose U-Bahn des Landes in Betrieb zu nehmen.

Wolgograd

Ploschad Lenina.

In dieser südlichen Stadt nutzen die Passagiere ein für Russland ungewöhnliches Verkehrsmittel namens „Metrotram“. Seit 1984 ist eine Hochgeschwindigkeits-Straßenbahn in Betrieb, aber einige ihrer Stationen befinden sich unter der Erde. Auch diese U-Bahn- Stationen sind mit großen, wunderschönen Kronleuchtern, Gewölbedecken und Marmor dekoriert, im klassischen sowjetischen U-Bahn-Look!

Unfertige U-Bahnen

So könnte eine Station in der Metro Tscheljabinsk aussehen.

Mehrere russische Städte haben mit dem Bau eines U-Bahn-Systems begonnen. Diese Projekte sind jedoch derzeit noch nicht abgeschlossen. In der Uralstadt Tscheljabinsk wurden zwei Stationen und mehrere Tunnel angefangen, der Bau wurde jedoch aus finanziellen Gründen eingestellt. Die Stadtverwaltung erwägt die Möglichkeit einer Hochgeschwindigkeits-Straßenbahn anstelle einer U-Bahn.

In Krasnojarsk wurde wiederholt der Bau einer U-Bahn angekündigt, doch der Baubeginn wurde immer wieder verschoben. Bisher ist der letzte erwartete Starttermin 2024. Dies ist jedoch auch noch nicht garantiert.

Unvollendete U-Bahn von Omsk.

In der sibirischen Stadt Omsk wurden mehrere Eisenbahnschienen verlegt sowie Tunnel und Prototypen von Bahnhöfen gebaut; einer von ihnen wurde sogar eröffnet. Die Bauarbeiten wurden nicht fortgesetzt, aber der inzwischen verlassene Bahnhof ist zu einer lokalen Attraktion geworden.

Der Bau von U-Bahnen war auch in Perm, Rostow am Don und Ufa geplant. Jedoch wurden die Pläne als wenig praktikabel eingestuft und vorerst zurückgestellt.  

>>> Außer Betrieb: 5 Geisterstationen der Moskauer Metro

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