„Gummi“-Mittwoch“ und „nasser“ Samstag: Wie Ihr Armeealltag in Russland aussehen würde

Kirill Kukhmar/TASS
Zöge man Sie in Russland zur Armee ein, würden während des einjährigen Wehrdienstes „Gummi“-Mittwoche, „schwule“ Donnerstage und viele andere außergewöhnliche Dinge auf Sie warten.

In Russland besteht neben dem Dienst auf Vertragsbasis nach wie vor eine Wehrpflicht. Alle männlichen Jugendlichen müssen dort ab dem 18. Lebensjahr oder dem Schulabschluss dienen, allerdings nur für ein Jahr (anstatt wie früher für zwei). Viele haben Angst vor dem Wehrdienst, weil sie die harten Bedingungen und die Schikanen in der Armee fürchten. Manche vergleichen die Armeezeit mit einem „Aufenthalt in der Strafkolonie“ und sehen darin den Verlust eines ganzen Lebensjahres.

Vieles hängt natürlich davon ab, in welcher Einheit Sie landen. In jedem Fall ist es am besten, die Strapazen mit Humor zu nehmen und sogar zu versuchen, den Dienst und das Militärleben zu genießen.

Was Sie also erwartet und wie Sie es überstehen können, erfahren Sie hier.

„Kommandanten“-Montag

Der Beginn der Arbeitswoche bei der Armee ist immer hektisch und arbeitsreich. Der Morgen beginnt mit dem Weckruf des Kommandanten um 6 Uhr: „Kompanie auf!“, gefolgt von einem kurzen Marsch. Sie stürmen zusammen mit Ihren Kameraden in Scharen aus der Kaserne und laufen mit einem Lied auf den Lippen ein paar Kilometer durch das Gelände Ihre Einheit – im Winter wie im Sommer. 

Der Montag ist der Tag, an dem Sie von Ihren Vorgesetzten besonders „getriezt“ werden, um Sie nach dem Wochenende wieder auf Vordermann zu bringen. Hier erreicht der militärische Drill ein extremes Niveau und jeder „Fehltritt“ wird mit einer Strafarbeit „belohnt“. 

Diesen Tag verbringen Sie am besten im Bereitschaftsdienst oder auf dem Schießplatz, weit weg von den Augen der Kommandeure, denn nach einer unverständlichen militärischen Tradition heraus ist dies der Tag, an dem die kleinen Chefs den großen Chefs zeigen, wie sie in die Reihen der Soldaten Ordnung bringen und sie führen können. 

Wenn Sie auf dem Territorium Ihrer Kaserne bleiben und nicht zum Schießstand oder zur Feldübung gehen, verbringen Sie den Tag damit, sich auf dem Exerzierplatz von Ihrem Spieß anbrüllen zu lassen und hin- und her zu marschieren oder verschiedene harte und schmutzige Arbeiten zu erledigen.   

„Baller“-Dienstag

Am Dienstag geht die gesamte Truppe auf den Schießplatz. In den ersten Monaten ist dies eine der Lieblingsbeschäftigungen. Gegen Ende des Dienstes wird es jedoch langweilig.

Hier lernen Sie in 90 % der Fälle, wie man mit einer AK-12 und einer Jarygin-Pistole schießt und umgeht. Das Schießen geht Hand in Hand mit der Ausbildung in Waffensicherheit und Kampftechniken für bestimmte Situationen. 

„Gummi“-Mittwoch

Das Thema des Mittwochs lautet „Was wäre, wenn es einen Krieg gäbe“! An diesem Tag üben Sie auf dem Kasernengelände und im Wald für den Einsatz von ABC-Waffen. 

Das ABC-Waffen-Kit besteht aus Gummi-Hoody und -Hose mit Hosenträgern sowie einer Gasmaske, wie sie von den Räumungsmannschaften in der HBO-Serie Tschernobyl getragen wurden. Es ist ein sehr stickiger und heißer Armeeanzug, der Sie (idealerweise) nach einem Atomschlag vor Strahlung und  den Auswirkungen biologischer und chemischer Waffen schützen soll. 

Zu Beginn des Tages werden Sie darauf trainiert, diesen Anzug für eine Weile zu tragen und am Nachmittag müssen Sie dann in ihm herumlaufen und Militärübungen absolvieren.  

„Schwuler“ Donnerstag

Der Donnerstag ist der Tag der medizinischen Untersuchung – die gesamte Truppe der Kaserne wird auf Herz und Nieren geprüft. 

Die Soldaten bezeichnen ihn scherzhaft als „schwulen“ Donnerstag, weil die Untersuchung in der Kaserne stattfindet und dabei alle Soldaten in Unterhose oder vollkommen nackt dastehen und der Arzt jeden von ihnen aus nächster Nähe untersucht. Der Check ist obligatorisch, denn in der Armee wird versucht, Fälle physischer Gewalt nicht nach außen dringen zu lassen, um kein Aufsehen zu erregen. Der Arzt muss die Soldaten auf Hämatome oder sonstige körperliche Beschwerden untersuchen, die sie nicht persönlich gemeldet haben. 

Nach der Untersuchung am Morgen werden Sie, wieder obligatorisch, in die Banja (die russische Dampfsauna) geschickt.

Freitag

Der Freitag ist der Tag, an dem der Antrag für den Wochenendurlaub eingereicht wird. Es ist der am heißesten ersehnte Tag der Woche, an dem darüber entschieden wird, ob man vielleicht für ein paar Tage in die Stadt fahren darf und Zeit mit der Familie verbringen kann. 

Jeder Soldat freut sich auf den Freitag, weil er dann mittags seinen Dienstbericht erhält. Darin steht, was er im Dienst geleistet hat, welche „Schnitzer“ er sich geleistet hat usw. Die Besten und Klügsten werden für das Wochenende in die Stadt geschickt. Der Rest bleibt in der Kaserne, um am Wochenende die Heimat zu verteidigen und den „Haushalt“ zu führen. 

„Nasser“ Samstag

Der Samstag ist Haushalts- und Wartungstag. Jeder, der in der Kaserne bleiben muss und nicht in die Stadt darf, um sein Mädchen zu treffen oder die Familie zu besuchen, wird zum Putzen der Kaserne und Aufräumen des Geländes eingesetzt. 

Für de erste Hälfte des Tages gilt die Regel:  Es kann nie genug Schaum sein. Man schwimmt buchstäblich im Schaum, wobei das Wasser über die Korridore schwappt, und schrubbt den Boden dann auf Hochglanz.  

„Ausgangs“-Sonntag

Der Sonntag ist der Tag, an dem man etwas länger schlafen kann – ganze 30 Minuten mehr im Bett. Es ist der einzige Tag, an dem Sie morgens nicht zum Dauerlauf raus müssen.

Und es ist auch der einzige Tag, an dem Sie normalen Aktivitäten nachgehen können: spazieren gehen, im Fitnessstudio trainieren, sich mit der Familie treffen, die zu Besuch kommt, lesen und sogar tagsüber schlafen.

Letzteres gilt in der Armee als besonderer Luxus, denn offiziell sind in der Armee 6 – 8 Stunden Schlaf vorgeschrieben, in der Realität ist es aber immer weniger. Deshalb versucht jeder Soldat, so lange wie möglich zu schlafen.

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