Die zehn jüngsten Städte Russlands

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ANNA SOROKINA
Fast alle besiedelten Zentren in Russland haben eine lange Geschichte. Neue Städte sind eine große Seltenheit. Wir stellen Ihnen einige der jüngsten Stadtgründungen vor.

1. Innopolis, Tatarstan

Innopolis - Russlands „Silicon Valley“, wie es in den Medien genannt wird - ist eine kleine Stadt und 40 Kilometer von der Hauptstadt Tatarstans, Kasan, entfernt. Sie wurde in den Jahren 2012 bis 2015 für IT-Spezialisten gebaut: Neben Wohngebäuden gibt es eine Universität, ein Geschäftszentrum mit Büros großer russischer Unternehmen, Co-Working Spaces und alles, was man zum täglichen Leben benötigt. Etwa 4.000 Menschen leben und arbeiten auf einem kleinen Gebiet (etwas mehr als 2 km²), aber die Straßen sind menschenleer. Die Einwohner ziehen es nämlich vor, über soziale Medien zu kommunizieren, von zu Hause aus zu arbeiten und zum Ausgehen die fahrerlosen Yandex-Taxis zu benutzen - die hier absolut kostenlos sind.

2. Kudrowo, Leningrader Gebiet

Hier befindet sich der größte Wohnblock des Landes mit 3.708 Wohnungen und 35 Außeneingängen. Früher befand sich hier ein Dorf und in der Sowjetzeit eine Kolchose, danach begann das große Bauprojekt. Bis 2018 war diese St. Petersburger Wohnsiedlung so stark gewachsen, dass sie den Status einer Stadt erhielt. Und die Bauarbeiten sind immer noch im Gange. Zurzeit leben hier 50.000 Menschen. 

3. Murino, Leningrader Gebiet

Und 2019 erhielt ein weiterer Vorort von St. Petersburg, Murino, den Status einer Stadt. Bis vor kurzem war es ein Dorf mit einer vorrevolutionären Vergangenheit. Es wurde schließlich abgerissen, und an seiner Stelle wurden mehrstöckige Wohnkomplexe errichtet. Die Einwohnerzahl ist in die Höhe geschnellt: Im Jahr 2002 lebten hier 5.000 Menschen, heute sind es etwa 80.000. 

4. Magas, Inguschetien 

Die Stadt Magas mit 13.600 Einwohnern ist die Hauptstadt der Republik Inguschetien, der kleinsten Republik Russlands. Mit dem Bau der Stadt wurde 1994 begonnen. Bis 1993 war das gesamte Gebiet Teil der Tschetschenisch-Inguschetischen Republik mit Grosny als Zentrum, doch nach dem Zerfall dieser Republik brauchte Inguschetien eine eigene Hauptstadt, um die Verwaltungsbehörden unterzubringen. Die größte Stadt Inguschetiens, Nasran, war bereits dicht bebaut, und so beschlossen die lokalen Behörden, ein paar Kilometer entfernt Magas zu gründen. Die Stadt wurde nach der Hauptstadt des alten Königreichs Alania benannt, in dem die Vorfahren der Inguschen und anderer kaukasischer Völker lebten. 

5. Moskowski-Stadt, Moskau

Moskau ist so groß, dass einige seiner Bezirke ebenfalls Stadtstatus haben. Bis 2004 war Moskowski nur ein gewöhnliches Dorf im Südwesten der Hauptstadt. Danach wurde es intensiv mit Wohnkomplexen bebaut und erhielt dadurch den Status einer Stadt. Im Jahr 2012 wurde es Teil von Moskau, behielt aber seinen Stadtstatus. Heute leben rund 60.000 Menschen in den Grenzen von Moskowski.

6. Kukmor, Tatarstan

Im Jahr 2017 erhielt das alte Dorf Kukmor, 120 Kilometer von Kasan entfernt, den Status einer Stadt, als die Einwohnerzahl 18.000 erreichte. Kukmor ist ein beliebtes Touristenziel in Tatarstan. Hier werden mit Volksmotiven verzierte Filzstiefel und Kupfergeschirr hergestellt. Zudem umgibt die Stadt ein Skigebiet.

7. Gubkinskij, Halbinsel Jamal

Gubkinskij wurde 1986 unter schwierigsten Bedingungen mitten in der Waldtundra der Jamal-Halbinsel als Siedlung für Öl- und Gasarbeiter gegründet, aber bereits 1996 erhielt es den Status einer Stadt. Der nächstgelegene Bahnhof ist 16 Kilometer entfernt und der nächste Flughafen fast 200 Kilometer. Trotzdem hat die Stadt derzeit fast 30.000 Einwohner. Sie ist eine der jüngsten Städte Russlands, nicht nur in Bezug auf das Gründungsdatum, sondern auch im Hinblick auf das Durchschnittsalter ihrer Einwohner - es liegt bei 29 Jahren. In der Stadt gibt es auch ein sehr interessantes Museum für die Entwicklung des Nordens. 

8. Michailowsk, Gebiet Stawropol

Das alte Dorf Schpakowskoje im Süden Russlands erhielt 1999 seinen neuen Status und seinen historischen Namen zurück. Es ist inzwischen so stark gewachsen, dass es praktisch an Stawropol angrenzt und zu dessen Satellitenstadt geworden ist. Gleichzeitig sind hier nicht nur Wohnungen, sondern auch Privathäuser viel billiger, und die Stadt wächst durch den Zustrom neuer Einwohner weiter. Über 95.000 Menschen leben in Michailowsk.  

9. Kurtschaloi, Tschetschenien

Diese neue Stadt, 40 Kilometer von Grosny entfernt, ist 2019 aus dem gleichnamigen Dorf hervorgegangen. Der Bau neuer Wohnhäuser, Schulen und Sportanlagen ist in vollem Gange, und die Bevölkerung wächst stetig. Lebten 1990 weniger als 10.000 Menschen in Kurtschaloi, so sind es heute bereits mehr als 27.000. 

10. Agidel, Baschkirien

Eine weitere sehr junge Stadt in Russland liegt 200 Kilometer von Ufa, der Hauptstadt von Baschkirien, entfernt. Agidel wurde 1980 zunächst als Siedlung für die Mitarbeiter des baschkirischen Kernkraftwerks gebaut und erhielt 1991 den Status einer Stadt. Das Kernkraftwerk wurde nie fertig gestellt, und die Bewohner verlassen Agidel nach und nach, weil es für sie keine Zukunftsperspektive gibt. Im Jahr 1998 lebten hier 20.000 Menschen, heute sind es nur noch 14.000.