Warum baute man im russischen Norden so große Häuser? (FOTO)

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ANNA SOROKINA
Es scheint, als haben mehrere Familien gleichzeitig in einem solchen Holzhaus gelebt. Aber das war nicht der Fall.

Wenn Sie irgendein altes Dorf im russischen Norden besuchen, werden Sie über die Größe der Häuser erstaunt sein. Besonders gut kann man das in Pomorje (z. B. im Dorf Koleschma, wo die heutigen Pomoren noch in solchen Häusern leben) und in Museen für Holzarchitektur sehen.

Fast alle Häuser dort stehen auf einem hohen Podklet (dt.: Sockelgeschoss), und oben gibt es ein oder zwei weitere Etagen und eine górniza (dt.: obere Stube). Jede Wand hatte 6-8 Fenster. Ein solches Haus war nur für eine Familie gedacht.

Was verbarg sich unter dem Dach des Hauses?

Trotz des rauen Klimas im Norden lebten die Menschen dort recht gut – dank der Seefischerei und der Handelswege. Und ihre Häuser sind ein Beispiel dafür, wie sie ihr Leben organisierten. Ein einziges Dach erstreckte sich über das Haupthaus und die Nebengebäude, die durch Gänge miteinander verbunden waren, damit man in der kalten Jahreszeit so wenig wie möglich nach draußen gehen musste. Die Form der Häuser mag in den verschiedenen Regionen unterschiedlich gewesen sein, in ihrer Funktion waren sie einander jedoch sehr ähnlich.

Podklet (Sockelgeschoss). Dies ist die erste Ebene des Hauses, die je nach Größe und Bedarf als Scheune (Lagerraum) und/oder Stall für das Vieh genutzt wurde. Die Gerüche der Kühe und Ziegen konnten nicht in das eigentliche Haus eindringen, da der Stall durch einen Durchgang abgetrennt war, aber man konnte unter dem Dach trotzdem zu den Tieren gelangen, was in den schneereichen und kalten Wintern sehr praktisch war. Im Podklet gab es keine Fenster.

Pówedj (Veranda). Dies war die erste Etage des Hauptgebäudes. In der Regel wurden dort Heu und die notwendigen Werkzeuge, von der Schaufel bis zum Fischernetz, gelagert. Wenn man ein Haus aus dem Norden Russlands von der Straße aus betrachtet, sieht man eine riesige hölzerne Rampe vom Boden zum Obergeschoss. Das ist nur der Eingang zum Pavillon für ein Pferdegespann. Außerdem war es eine einfache Möglichkeit, Fässer hinunter oder hinauf zu befördern.

Wohnbereich des Hauses. Er befand sich entweder auf der zweiten oder dritten Ebene, je nach Größe und Vorstellung der Besitzer. Er war durch einen überdachten Gang von den Nebengebäuden getrennt. Im Inneren befand sich alles wie in einer ganz normalen russischen Hütte.

Das ganze Leben drehte sich natürlich um den russischen Ofen, der zum Heizen, Kochen und Schlafen diente. Dort wurde das Geschirr aufbewahrt und es gab Wasser zum Händewaschen.

An den Wänden standen Bänke, auf denen gegessen und auch geschlafen wurde. In einer Ecke befand sich ein Tisch mit Bänken zur Einnahme der Mahlzeiten.

Das „stille Örtchen“ befand sich in der hinteren Ecke des Hauses, normalerweise über der Scheune, und war nicht beheizt.

Górniza (obere Stube). Ein Raum unter dem Dach mit Blick auf die Straße, eine Art Dachstube oder Loggia. Es war der hellste Ort im Haus, wo sich in der Regel die Mädchen versammelten und etwas nähten (was ständig notwendig war). Die obere Stube war nicht beheizt wie die anderen Räume, aber die warme Luft stieg aus dem Obergeschoss hinauf, und es war hier weder heiß noch kalt.

Hof. Alle Nebengebäude waren unter einem Dach vereint, um im Winter bequem arbeiten zu können. Sogar ein kleiner Garten konnte unter dem Dach angelegt werden. Die Banja (Badestube) und die Mühle wurden jedoch nicht einfach nur aus dem Haus ausgelagert, sondern man versuchte, sie wegen der Brandgefahr so weit wie möglich von den Wohngebäuden entfernt und in der Nähe des Wassers zu bauen.

Und wie leben die Menschen heute dort?

Solche Häuser wurden für eine Familie gebaut: Eltern, mehrere Kinder und ältere Verwandte. Wenn die Kinder erwachsen wurden und heirateten, bauten sie ihr eigenes Haus. In den Jahren der Sowjetunion wurden die Häuser kleiner, aber die Tradition lebt immer noch fort.

Natürlich leben die Menschen immer noch in diesen Häusern. Alle Dörfer sind längst elektrifiziert, aber viele haben noch kein Gas, so dass sie immer noch mit einem russischen Ofen beheizt werden (einige haben noch zusätzliche holländische Kachelöfen). Holzhäuser sind hervorragend geeignet, um sich warm zu halten.

Heutzutage ist es nicht mehr nötig, eine große Anzahl von Haustieren unter dem Haus zu halten, und diese Räume werden in der Regel nur zur Aufbewahrung von Saisonartikeln genutzt.

In den alten Dorfhäusern gab es natürlich keine Sanitäranlagen und kein Abwasser, deshalb haben sie heute Anbauten mit einem warmen Badezimmer.