Rund 600 Kilometer östlich von Moskau liegt die 500 000-Einwohner-Stadt Tscheboksary. Die an der Wolga gelegene Hauptstadt der Republik Tschuwaschien vereint gleich zwei Kulturen in sich: die russische und die tschuwaschische.
Die Tschuwaschen haben eine lange Tradition im Bierbrauen, bis heute wächst hier 90 Prozent des russischen Hopfens. Die einheimische Touristenführerin Ljudmilla Ilmenderowa erzählt: „Früher war das Hopfensammeln ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Die Tschuwaschen sagten, es gebe fast so viele Frauen wie Biersorten.“ Die hohe Anzahl der Biersorten liegt darin begründet, dass beinahe jede Familie daheim ihr eigenes Bier braute. Die Rezepte wurden jeweils an die nächste Generation weitergegeben.
Dank dieser Tradition und des besonders geeigneten Klimas war Tschuwaschien geradezu dafür prädestiniert, das Zentrum der sowjetischen Hopfenproduktion zu werden. Ende der 1980er-Jahre kamen gar 95 Prozent des sowjetischen Hopfens aus Tschuwaschien. Dieser wurde seinerzeit nicht nur für die Bierherstellung sondern auch für Lebensmittel und Kosmetik genutzt.
In der Innenstadt Tscheboksarys findet sich das Biermuseum. Es wurde 1997 von der Brauereifirma Bouquet Tschuwaschien eröffnet. Hier kann man Bierflaschen, Tassen, Bierdeckel und Markenaufkleber aus dem 19. Jahrhundert bewundern. Damals waren russische Bierbrauer sehr stolz auf die Qualität ihres Produkts. Jede Manufaktur füllte ihr Bier in speziell für die eigene Marke hergestellten Flaschen ab. Oft wurde auch der Name des Braumeisters auf dem Markenaufkleber verewigt.
Heutzutage wird das originale tschuwaschisches Bier in dem Dorf Komsomolskoje, 190 Kilometer von Tscheboksary entfernt, speziell für das Biermuseum gebraut. Probieren ist natürlich erwünscht.
Kaufmann-Jefremow-Boulevard 6
www.museum-beer.ru
Der Kaufmann-Jefremow-Boulevard ist die wichtigste Fußgängerzone im historischen Stadtzentrum Tscheboksarys. Der Namensgeber Prokopij Jefremow war im Tschuwaschien des 19. Jahrhunderts ein bekannter und wohlhabender Geschäftsmann und Philanthrop. Neben den üblichen Kiosken und Souvenirläden findet man hier auch interessante Denkmäler für lokale Berühmtheiten.
Eins davon ist das Denkmal für Ostap Benda und Kisa Worobjaninow. In den sowjetischen Satireromanen „Zwölf Stühle“ und „Das Goldene Kalb“, geschrieben von Ilf und Petrow, suchen die gutgelaunten, gegensätzlichen Charaktere in der ganzen Sowjetunion nach einem Stuhl, in dessen Polsterung Diamanten versteckt sind. Monumente für die Beiden finden sich in ganz Russland, doch das in Tscheboksary ist das bekannteste.
Kaufmann-Jefremow-Boulevard 4
Neben der Kaugummi-Allee in Kalifornien und den Botschaften an Julias Haus in Verona gibt es auch in Tscheboksary den Versuch, alltägliche Gegenstände in Kunst umzuwandeln. Auf der sogenannten Liebespromenade schreiben Liebes- und Hochzeitspaare aber auch Singles ihre Gefühle auf den weißen Zaun am Straßenrand und auf den Gehweg.
Die Promenade bietet zusätzlich auch einen großartigen Blick auf die Wolga und ist einer der romantischsten Plätze in Tscheboksary.
Moskowskaja-Ufer 1a
Einer der besten Plätze, um die Stadt von oben zu beobachten, ist das Riesenrad im Jubiläumspark (Maxima-Gorkogo-Allee 2). Während man im Sommer auch in öffentlichen Freibädern am Wolgastrand schwimmen kann, ist der Park im Winter einfach ein schöner Ort zum Spazierengehen.
Ebenfalls am Wolgaufer liegt der Pobedy-Park (Siegespark), der nach dem Sieg im zweiten Weltkrieg benannt ist. Hier befindet sich auch ein Hügel, von dessen Gipfel Sie auf die ganze Stadt blicken können.
Zoji-Jakowlewoi-Straße 54
Die Haftanstalt von Tscheboksary wurde im 16. Jahrhundert unter Iwan dem Schrecklichen errichtet und seitdem regelmäßig umgebaut. Im Jahr 1646 brannte das vorher existierende Holzgebäude ab und wurde danach durch einen steinernen Bau ersetzt. Drei Jahre später wurde direkt gegenüber das zweitälteste Gebäude der Stadt, die Wwedenski-Kathedrale, fertiggestellt. Im 19. Jahrhundert erhielt das Gefängnis schließlich den Namen „Haftburg Tscheboksary“.
die Wwedenski-Kathedrale
WikipediaGanz in der Nähe der Altstadt befand sich der Wladimirski-Trakt, benannt nach der Straße von Moskau über Wladimir, Tscheboksary und Kasan. Diese Straße war bekannt als die Route der nach Sibirien verbannten Häftlinge. Für diese diente die „Haftburg“ auch als Zwischenstation.
Seit der Gründung gab es im Übrigen keine bekannte Flucht, weswegen die Gefängnismauern nach wie vor in gutem Zustand sind. Trotz der vielen Umbauten sind zehn der 39 Trakte noch im Originalzustand. Da das Gefängnis immer noch in Betrieb ist, empfehlen wir es nicht, sich diese von innen anzuschauen.
Konstantina-Iwanowa-Straße 22A
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