Vom Moskauer Trubel in die grüne Oase: Der Zarizyno-Park (BILDER)

Erwann Pensec
Im Süden von Moskau liegt ein schönes und ruhiges Anwesen mit üppigen Grünflächen. Ursprünglich erbaut, um den Glanz des Russischen Reiches zu zeigen, bietet der Zarizyno-Park heute einen idyllischen Rückzugsort in der Stadt.

Der Zarizyno-Park gilt als eines der eindrucksvollsten Beispiele russischer Gartengestaltung des 18. und 19. Jahrhunderts.

Er liegt im Süden von Moskau und ist nur einen kurzen Spaziergang von der Metro-Station Zarizyno entfernt.

Oft sammeln sich die Besucher bereits um einen riesigen Brunnen in der Nähe des Parkeingangs; die Palasttürme zwischen den Bäumen liegen jedoch noch etwas weiter davon entfernt.

Ursprünglich gehörte das Anwesen Dimitrie Cantemir, einem moldawischen Prinzen, der zu den Verbündeten des zaristischen Russlands gehörte. Er baute eine Kirche und einen hölzernen Palast auf dem Gelände. Sein Garten im französischen Stil wurde nach der barocken Bauweise entworfen und umfasst nach strengen geometrischen Regeln konzipierte Wege und Blumenbeete.

Katharina die Große soll sich so sehr in das Gut verliebt haben, dass sie beschloss, es zu kaufen. Zu jener Zeit waren Gärten im englischen Stil, die Naturlandschaften künstlerisch nachahmten, besonders beliebt, und so wurden die zwei englischen Gärtner John Munro und Francis Reid auf das Landgut eingeladen, um dort zu arbeiten.

Es gibt nichts Besseres, als auf den gewundenen Kopfsteinpflasterwegen durch den Wald des Zarizyno-Parks zu wandern, die antiken Statuen, Pavillons und riesigen Säulen zu bewundern und dem Vogelgesang zu lauschen.

Der Bau der Zarenresidenz begann im Jahre 1779 unter der Aufsicht des Architekten Wassili Baschenow. Unglücklicherweise besuchte Katharina die Große das Anwesen erst, als die Bauarbeiten fast abgeschlossen waren, und äußerte ihren Unmut über das Erscheinungsbild des Palastes. Im Jahr 1785 ließ sie ihn schließlich abreißen und neu aufbauen. Dieses Mal beauftragte sie Matwei Kasakow, einen Schüler von Baschenow, mit der Leitung des Projekts.

Denkmal für Architekten Wassili Baschenow und Matwei Kasakow

Kasakow entwarf ein dreistöckiges Gebäude und hoffte, dass es den Herscherglanz Katharina der Großen gut abbilden würde. Als die Arbeit jedoch wegen Geldmangels für drei Jahre pausieren musste, forderte die Zarin ihn auf, die Pläne zu ändern, stattdessen ein zweistöckiges Gebäude zu errichten und die Konstruktion des Daches zu vereinfachen.

Nach dem Tod von Katharina der Großen im Jahr 1796 kam die Arbeit an dem Projekt erneut zum Stillstand, sodass der Palast im 19. Jahrhundert unvollendet blieb. Die Anwohner plünderten indessen das Landgut und nahmen die Fensterrahmen sowie die Steinmauern mit.

Zwischen den Jahren 1950 und 1980 wurden die Ruinen des Großen Palasts sogar unplanmäßig zu einem Klettergebiet.

Das änderte sich jedoch zwischen den Jahren 2006 und 2007, als die Stadt ein riesiges Bauprojekt durchführte, um dem Park und dem architektonischen Komplex wieder zu seiner ursprünglichen Schönheit und Pracht zu verhelfen.

Im Hauptgebäude sind bis heute ein paar kunstvolle Empfangsräume erhalten geblieben, während die Nebengebäude nun ein Museum beherbergen.

Mitten im Wald gibt es darüber hinaus eine Tanzfläche, auf der sich ältere Menschen gern verabreden, um zu Elektro- oder Discomusik zu tanzen.

Die ausgedehnten Grünflächen des Parks dienen den Moskowitern im Großen und Ganzen also als Zufluchtsort, wo sie ihrer chaotischen Hauptstadt entfliehen und in einer ruhigen, friedlichen Umgebung Erholung finden können. Viele von ihnen kommen einfach hierher, um im Gras zu liegen, Federball zu spielen oder im Schatten einen Spaziergang zu machen.

Bei der Waldwanderung ist unter den Wipfeln der Bäume schließlich sogar eine heilige Stätte zu sehen, die von den örtlichen Anhängern des Schamanismus gepflegt wird. Dort stehen Totempfähle, die mit Bändern, Symbolen und verschiedenen Opfergaben wie Brot, Grieß oder Süßigkeiten geschmückt sind und die ab und zu von den heimischen Eichhörnchen beklaut werden.

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