Warum sind so viele russische Orte nach der Schweiz benannt? (FOTOS)

Igor Michalew/Sputnik, Vazovsky/Flickr, mzarkova/Pixabay
Von abgelegenen muslimischen Dörfern bis hin zu alten Parks in Tatarstan, wie sind diese Orte mit der Schweiz verbunden?

Im Netz findet man Dutzende russische Städte, die den Beinamen „Schweiz“ tragen. In einigen Fällen sogar der offizielle Name des jeweiligen Ortes, die oft nicht nur aufgrund ihrer Landschaft mit den Alpen verglichen werden.

1. Russische Schweiz: Ein Dorf in Baschkortostan

Dieses abgelegene Dorf „Russkaja Schwejtsaria“, was zu Deutsch so viel wie die „Russische Schweiz“ heißt, liegt in der muslimischen Republik Baschkortostan rund 1 300 Kilometer östlich von Moskau entfernt. Es hat nur etwa 200 Einwohner und nur einige wenige Straßen. Seine wichtigste Sehenswürdigkeit ist ein Schild mit dem Namen der Stadt, das die Leute gerne fotografieren. Der Keller der „Schweizer“ Wirtschaft ist in diesem Fall eine Zuchtfabrik, in der Einheimische Milchkühe für die nahe gelegenen Regionen aufziehen. Es gibt keine Hotels und das einheimische Café namens „Wolna“, zu Deutsch „Welle“, wird Sie wahrscheinlich nicht mit einem Fondue auf seiner Speisekarte beeindrucken können. Sollten Sie sich jedoch entscheiden, eine Reise hierher zu machen, stellen Sie sicher, dass Sie Bargeld dabei haben, da es im Dorf keinen Geldautomaten gibt.

Man munkelt, das Ende des 19. Jahrhunderts ein ortsansässiger Unternehmer namens Iwan Kanschin einen Erholungsort eröffnete, der seine Gäste speziell mit einer Art Stutenmilch, auch „Koumiss“ genannt behandelte. Er betitelte ihn als „Russische Schweiz“. Kanschin ließ sich vermutlich von seiner Reise nach Europa zu dieser vorrevolutionären Vermarktung inspirieren. Heutzutage lautet so der offizielle Name des Dorfes, während das Resort heute den Namen „Gluchowskaja Sanatorium“ trägt.

2. Russische und deutsche Schweiz: Ein Park in Kasan

Der Gorki-Park in Kasan, der Hauptstadt von Tatarstan, wurde lange Zeit offiziell als „Schweiz“ bezeichnet. Früher war hier ein herrlicher Lindenhain, der zum Arsky-Wald führte. Im 19. Jahrhundert, als die Stadt schnell wuchs, begannen hier die Einheimischen Datschas, Gärten und Parks zu bauen und gaben dem Flussufer die Bezeichnung „russische Schweiz“. Inzwischen wird der Hain als „deutsche Schweiz“ bezeichnet. Auf den alten Fotos sieht man, dass es einst sogar die offiziellen Namen dieser Orte waren. 

Gerne verbrachten hier Einheimische ihre Ferien und feierten ihre Feste. In der Sowjetzeit wurde der Park schließlich nach dem sowjetischen Schriftsteller Maxim Gorki benannt, der Kasan sehr liebte.

3. Die Schweiz von Tula: Jefremow

Die alte Handelsstadt Jefremow in der Region Tula 320 Kilometer südlich von Moskau war einst ein Ort, an dem sich gerne die großen russischen Schriftsteller, wie Iwan Turgenew, Lew Tolstoi und Iwan Bunin aufhielten. Sie alle genossen sowohl die bezaubernde Aussicht auf die großen Wiesenhügel als auch auf den sich windenden Krassiwaja-Metscha Fluss, den die Einheimischen „Schweiz“ nennen. In der Sowjetzeit war die Stadt das Zentrum der chemischen Industrie und hat sich optisch seit dem Zerfall der Sowjetunion nicht groß verändert.

4. Die Schweiz von Moskau: Swenigorod

Die Region Moskau hat viele malerische Landschaften, doch nur die Stadt Swenigorod wird als „Schweiz“ bezeichnet. Hier gibt es zwar keine Berge, aber einige ungewöhnliche Hügel, die tatsächlich an die gewellten Plateaus der Alpentäler erinnern. Die Hauptattraktion in Swenigorod ist das mittelalterliche Sawwa-Kloster.

5. Russische Schweiz bei Sotschi: Krasnaja Poljana

Es wäre überraschend, wenn wir keine Skigebiete auf der Liste der „russischen Schweiz“ aufführen würden. Das Dorf Krasnaja Poljana, welches ein wenig außerhalb von Sotschi liegt, hat eine der besten Skipisten ganz Russlands. Sowohl in Bezug auf die bergige Landschaft als auch auf die hoch entwickelte Freizeit-Infrastruktur kann Krasnaja Poljana durchaus mit der Schweiz mithalten. Sollten Sie einmal vor Ort sein und den Sommer verpassen, müssen Sie nur eine kurze Fahrt mit der Seilbahn ins Tal unternehmen und können schon im Schwarzen Meer schwimmen gehen.

6. Schweiz an der Wolga: Scherbakowskij Park

Auch Russlands Süden hat in der Wolgograder Region rund 1 000 Kilometer südlich von Moskau eine eigene „Schweiz an der Wolga“, wie der Scherbakowskij Nationalpark gerne genannt wird. Hier gibt es unter anderem stolze russische Birken neben Bergwasserfällen sowie steile grüne Hänge, die in bodenlose Schluchten übergehen, zu sehen. Einst von Deutschen, die auf Einladung Katharinas des Großen hierherzogen, besiedelt und später unter Stalins Herrschaft deportiert wurden. Hier sind mittlerweile nur noch die alten Fundamente ihrer Häuser als beliebte Touristenattraktionen zu bestaunen.

7. Sibirische Schweiz: Die Altai-Berge

Besuchen Sie das Altai-Gebirge und verlieben Sie sich in Sibirien. Die Natur hier ist, sowohl im Winter als auch im Sommer, schlicht atemberaubend. Der Belucha-Berg bildet dabei den höchsten Punkt in Sibirien. Hier befinden sich auch der Telezker-See, einer der tiefsten Seen Russlands und eine Höhle namens „Frauentränen“, die besonders bei Abenteuerlustigen beliebt ist. Viele Resorts im Altai sind genauso schön und komfortabel wie die in Europa: Dazu zählen auch Hütten im alpenländischen Stil sowie authentische altrussische Dörfer. Die Einheimischen scherzen, dass dieser Ort nicht nur aufgrund seiner Schönheit, sondern auch aufgrund seiner Preise als „Schweiz“ bezeichnet wird. 

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