In der russischen Provinz befinden sich Hunderte wunderschöne Architekturdenkmäler, von deren Existenz sogar die Bewohner der nahe gelegenen Städte keine Ahnung haben.
Geologe Michail Iljin hat viele Expeditionen durch ganz Russland unternommen und er bedauert, dass seine Heimatleute hauptsächlich ins Ausland reisen, während der kulturelle Tourismus in Russland nicht wirklich besteht.
„Moskau, Sankt Petersburg, der Goldene Ring, der Baikal-See, ein paar Großstädte, Kreuzfahrten entlang der Wolga und im Baltikum, ein paar Anwesen, für die man gute Werbung gemacht hat und die nicht weit entfernt von den beiden Hauptstädten liegen – so sieht das gewöhnliche Angebot der russischen Reiseunternehmen aus“, sagt er.
Natürlich sind auch schlechte Straßen und die mangelnde Infrastruktur daran schuld, dass Menschen ihre Heimat nicht erkunden. Aber das größte Hindernis ist das Unwissen der Bevölkerung über diese schönen Orte. Viele wissen einfach nicht, dass sie existieren.
Das Problem besteht darin, dass das Erhalten von alten Bauten direkt vom Tourismus abhängt. „Gibt es keinen Respekt vor den alten Architekturdenkmälern, werden sie nicht angesehen, dann gibt es dort auch kein Tourismus. Umgekehrt genauso.“
So entstand 2015 das Projekt „Die unbekannte Provinz“ von Iljin und seinen Gleichgesinnten. Sie organisieren kleine Ausflüge für Touristen in abgelegene Orte, wo sich einzigartige, aber vergessene Sehenswürdigkeiten Russlands befinden.
„Es ist schwer, den Touristen Russland in dieser Form näherzubringen, aber es ist machbar und nützlich. Zudem macht es großen Spaß, trotz aller Schwierigkeiten“, so Iljin.
Heute erkundet „Die unbekannte Provinz“ bewundernswerte Orte Russlands, von Kaliningrad bis zur Tschuktschen-Halbinsel, und macht die Touristen mit ihnen bekannt.
Allein im Jahr 2019 stehen 26 Ausflüge auf dem Plan, unter anderem „Zwei Hauptstädte Westsibiriens“ (Tomsk und Nowosibirsk), Kirchen und Anwesen in den Regionen Kursk und Brjansk, Weiße Nächte am Weißen Meer und die Altgläubige Vergangenheit der Unteren Wolga.
Nach jedem Ausflug werden die Fotos auf der Facebook-Seite von „Der unbekannten Provinz“ veröffentlicht. Oft stammen viele Aufnahmen von Touristen, die von der Reise in die Vergangenheit begeistert waren.
Die Gruppe sucht außerdem Freiwillige für die Restaurierungsarbeiten der Kirchen und als Unterstützung für Restauratoren und Archäologen.