Die Krim
Noch bevor die Bolschewiki die Krim zu einem Kurort für die gesamte Sowjetunion machten, kamen viele Schriftsteller hierher, um ihre Gesundheit zu verbessern und sich auszuruhen.
Bachtschyssaraj wurde dank Alexander Puschkin berühmt, der auf die Krim reiste und hier während seines südlichen Exils behandelt wurde.
Anton Tschechow verbrachte seine letzten Jahre auf seiner Datscha in Jalta: Er litt an Tuberkulose. Das Moskauer Klima wirkte sich schlecht auf seinen Zustand aus.
Leo Tolstoi verehrte die Krim. Er lernte den Ort zum ersten Mal kennen, als er im Krimkrieg von 1853 – 1856 hier kämpfte und seine berühmten „Sewastopoler Erzählungen“ schrieb. Schon in den Jahren 1901-1902 verbrachte er ganze neun Monate mit seiner Familie hier. Es war übrigens auf der Krim, wo er Tschechow und Gorki kennenlernte.
In Koktebel befindet sich das Haus von Maximilian Woloschin. Hier lebten viele bekannte Vertreter des „Silbernen Zeitalters“ der russischen Literatur: Osip Mandelstam, Nikolai Gumiljow, Marina Zwetajewa.
Michail Bulgakow teilte seine Eindrücke im Essay „Reise auf die Krim“. Er mochte Jalta nicht besonders, weil die Stadt, seiner Meinung nach, zu einem sehr touristischen Ort geworden war.
Der Kaukasus
Ein weiterer Ort, der viele Schriftsteller und Dichter anzog, waren die Mineralquellen des Kaukasus. In der Stadt Pjatigorsk trank Michail Lermontow Mineralwasser, um seine Gesundheit zu verbessern. Er beschrieb das Leben der Aristokraten, die dort Urlaub machten, in seinem literarischen Werk „Ein Held unserer Zeit“. Der Kaukasus wurde für den Dichter zu einem schicksalhaften Ort, weil er hier bei einem Duell 1841 ums Leben kam.
Vor seiner Reise auf die Krim verbrachte Puschkin zwei Monate im Kaukasus, wo er heiße Schwefelbäder in Kislowodsk und Jessentuki genoss und das Poem „Der Gefangene im Kaukasus“ schrieb.
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Leo Tolstoi schrieb seine eigene Novelle „Der Gefangene im Kaukasus“, die auf seinen militärischen Erfahrungen als junger Mann im Kaukasus basiert. Er interessierte sich auch in späteren Jahren für Geschichten der Hochländer: Er reiste nach Tiflis und arbeitete viele Jahre an dem Roman „Hadschi Murat“.
Auch der Dichter Sergej Jessenin reiste durch Georgien und Aserbaidschan: In vielen seiner Gedichte finden sich orientalische und persische Motive. Wladimir Majakowski nannte Georgien ein Paradies. Er liebte Tiflis genauso wie Boris Pasternak, der mit vielen georgischen Dichtern befreundet war und viele ihrer Werke übersetzte.
Italien
Es war Gogol, der die Tradition begründete, dass die besten Werke über das russische Volk und Russland im Ausland geschrieben wurden. Er reiste nach Italien, um sich eine Pause von der Arbeit zu gönnen. Im Endeffekt jedoch schrieb er hier seinen wichtigsten Roman „Die toten Seelen“. Rom wurde zu seiner zweiten Heimat.
Nach seiner zweiten Ehe reiste Dostojewski nach Europa. Es war jedoch keine Hochzeitsreise, sondern eine Flucht vor Gläubigern. Er lebte in der Schweiz und zog dann nach Italien um. Hier schrieb er den größten Teil des Romans „Der Idiot“. Man glaubt, er habe in Florenz die berühmte Aussage „Die Schönheit wird die Welt retten“ niedergeschrieben.
Maxim Gorki ging nach Italien, um sich wegen Tuberkulose behandeln zu lassen. Schließlich verbrachte er 15 Jahre dort. Lange Zeit war sein Zuhause eine Villa auf der Insel Capri, wo ihn viele berühmte Russen, darunter Wladimir Lenin, besuchten.
Der sowjetische Dichter Joseph Brodsky liebte Venedig. Nach seiner Emigration in die USA reiste er jeden Winter dorthin. Das Winterwetter und die neblige Kälte müssen ihn an seine Heimatstadt, Sankt Petersburg, erinnert haben. Er liebte es, allein durch die Stadt zu wandern, die frei von Touristen war. Sein berühmtes Essay „Ufer der Verlorenen“ ist eine Art Liebeserklärung an Venedig, wo der Dichter seine letzte Ruhe auf der Friedhofsinsel San Michele fand.
Deutschland
Einige Jahre nach seiner Entlassung aus der Zwangsarbeit ging Dostojewski in deutsche Kurorte, um seine Gesundheit zu verbessern. Dort wurde er spielsüchtig und verlor viel Geld in Baden-Baden, Wiesbaden und Bad Homburg. Diese Erfahrung beschreibt er später in seinem Roman „Der Spieler“.
Tatsächlich war Baden-Baden insgesamt ein ziemlich „russischer“ Urlaubsort. Iwan Turgenjew verbrachte hier gerne die Zeit und schrieb einige seiner Hauptwerke wie die Romane über russische Adlige in Europa „Asja“, „Rauch“ und „Neuland“.
Die USA
Die Reisen in die USA waren nicht immer mit Urlaub verbunden. Der sowjetische Dichter Sergej Jessenin begleitete seine Geliebte, die berühmte amerikanische Tänzerin Isadora Duncan, auf einer Tournee. Dort kannte man Jessenin nicht, er fühlte sich fremd. Seine Schwermut versuchte er im Alkohol zu ertränken.
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Ein anderer Dichter, Wladimir Majakowski reiste durch mehrere Bundesstaaten mit seinen Auftritten. Er hatte sogar eine leidenschaftliche Liebesbeziehung mit einer Amerikanerin, Elli Jones, die später eine Tochter von ihm zur Welt brachte.
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Gorki kam auf Einladung der örtlichen Sozialisten und sorgte sofort für Kontroversen: Puritanische Amerikaner stellten fest, dass er und seine Begleiterin Maria Andrejewa nicht verheiratet waren und warfen sie in Ungnade aus dem Hotel. Gorki gefiel New York City nicht und er verglich die Stadt mit einem eisernen Monster, das Menschen verschlingt. Außerdem verurteilte Gorki die hier herrschende Besessenheit vom Geld.
Eine der berühmtesten literarischen Zeugnisse über Reisen in die Vereinigten Staaten wurde von Ilja Ilf und Jewgeni Petrow hinterlassen. In ihrem Reisetagebuch „Das eingeschossige Amerika“ beschrieb das Duo ihre Reise von der Ost- zur Westküste.