Chanty-Mansijsk: Warum ein Besuch in der Stadt der Mammuts ein Muss ist

Reise
ALEXANDRA GUSEWA
Chanty-Mansijsk verbindet prähistorische Zeiten mit der Moderne und bewahrt dabei stets einen ganz eigenen Charme.

„Ich war schon viele Male in Jugra. Ich habe in einem Zedernwald den sibirischen Eid geschworen. Ich habe Preiselbeeren genascht und konnte nicht sagen, ob die Beeren mit Zucker oder Eis überzogen waren. Ich habe, nach traditioneller sibirischer Sitte, draußen in heißen Quellen gebadet", schreibt der Herausgeber Andrei Suleikow im Vorwort zu einer Sammlung von Geschichten über Jugra. 

Jugra ist wie eine Verschmelzung zwischen prähistorischen Elementen mit Mammuts und der Moderne mit Öl, Gas und neuen Gebäuden. Selbst der offizielle Name der Region (der ziemlich lang ist: Autonomes Gebiet der Chanten und Mansen - Jugra) verbindet die Gegenwart mit der Vergangenheit.

Wenn man die Landkarte betrachtet, könnte man meinen, dass Chanty-Mansijsk fast in der Mitte Russlands liegt, aber das Klima hier ist ähnlich wie in den Regionen des Hohen Nordens. Im Winter fällt die Temperatur hier auf unter -40 Grad Celsius.

Wir haben Einheimische und Menschen, die diese Region gut kennen, gebeten, uns mehr über ihr Land zu erzählen und einige Tipps für Touristen zu geben. 

Warum sollte ein Ausländer Chanty-Mansijsk besuchen?

„Wenn Sie die Kälte und die Farben des russischen Winters spüren wollen, sollten Sie unbedingt in unserer kleinen, gemütlichen Stadt vorbeischauen", sagt der einheimische Tätowierer Semjon Tschepurnow. 

Jewgeni Sinowjew, ein Journalist und ehemaliger Chefredakteur eines lokalen Medienunternehmens, meint, dass man in Chanty-Mansijsk das echte, nicht touristische Russland erleben könne. „Im Winter gibt es Frost, Schneeverwehungen und Wind. Im Sommer: Hitze, Mücken und Bären. Zu jeder Jahreszeit das Alltagsleben und die Bräuche der einheimischen Völker: Chanten und Mansen. Und natürlich kann man in Chanty-Mansijsk das Rückgrat des modernen Russlands kennen lernen - seinen Öl- und Gassektor."

„Wir haben hier eine einzigartige Landschaft. Chanty-Mansijsk liegt auf sieben Hügeln und ist von der Taiga umgeben. In den Flüssen gibt es viele Fische, und in den Wäldern rund um die Stadt gibt es unzählige Pilze, Beeren und Pinienkerne", sagt der örtliche Polizeibeamte Sergei Jankowitsch. 

Das raue Klima der Region wirkt sich auch darauf aus, wie die Einheimischen Besucher behandeln. „Die Einwohner der Stadt sind sehr gutmütig und gastfreundlich. Sie sind immer bereit, in jeder Situation zu helfen, auch einem Fremden, denn im Norden gibt es eine unausgesprochene Regel: Wenn du siehst, dass jemand in Not ist, musst du ihm helfen, denn morgen könntest du an seiner Stelle sein. Das raue Klima und die umliegende Landschaft lassen keinen Raum für Fehler, besonders im Winter", sagt Sergej.

Was man in Chanty-Mansijsk sehen/erleben/probieren kann

Irina Pudowa hat ebenfalls einen Beitrag zur Geschichtensammlung über Jugra geleistet. Sie empfiehlt einen Besuch bei den Mammuts. Sieben lebensgroße prähistorische Bronzetiere stehen in der Nähe des Samarowskij-Hügels auf dem Gelände des Archäopark-Komplexes, wo man auch einen prähistorischen Bison, ein Rudel Wölfe, einen Höhlenbären, zwei Wollnashörner und prähistorische Menschen findet.

„Auch das Essen ist empfehlenswert. Gehen Sie am besten in ein lokales Restaurant mit sibirischer Küche und fragen Sie nach Muksun. Das ist ein Süßwasserfisch aus der Familie der Lachse, der von Einheimischen und Touristen gleichermaßen geschätzt wird", rät Irina.

Chanty-Mansijsk ist eine relativ neue Stadt - sie erhielt diesen Status erst 1950, als in der Stadt Öl entdeckt wurde, was einen dramatischen Entwicklungssprung zur Folge hatte. Davor gab es hier nur sibirische Siedlungen, die im späten 17. Jahrhundert gegründet wurden.  

Irina ist beeindruckt, dass unter so schwierigen Bedingungen eine moderne Stadt entstanden ist. „Kulturgüter, Plätze, Häuser - all das ist einzigartig. Und alles ist neu, hier gibt es nichts Altes. Außer Mammuts!", sagt sie.

Auf der Liste von Jewgeni Sinowjews Lieblingsorten in der Stadt stehen das Museum für Geologie, Erdöl und Erdgas, das Museum für Natur und Mensch und die jahrhundertealten Zedern im Naturpark Samarowskij Tschugas. Außerdem hat Jewgeni für uns eine Checkliste der kulinarischen Köstlichkeiten von Chanty-Mansijsk zusammengestellt:

● Muksun (in jeder Form, aber am besten als Stroganina - gefroren und in Scheiben geschnitten)

● Waldbeeren (Preiselbeeren, Blaubeeren, Moltebeeren)

● Pinienkerne

● Wildfleisch (in jeder Form, aber am besten geschmort und mit gefrorenen Beeren und Pinienkernen bestreut).

Sergei Jankowitsch empfiehlt den Besuch des ethnografischen Freilichtmuseums Torum Maa, was in der Sprache der Mansen „Heiliges Land" bedeutet. „Dort kann man sich mit der Geschichte der Stadt und des Bezirks sowie mit dem Leben der indigenen Völker der Chanten und Mansen, die zur finno-ugrischen Gruppe gehören, vertraut machen", sagt Sergei.

Außerdem rät er, die Stelle zu besuchen, an der die Flüsse Ob und Irtysch zusammenfließen, dem Restaurant des Hotels Misne einen Besuch abzustatten und dort traditionelle Gerichte zu kosten.

Laut Semjon Tschepurnow ist der Naturpark Tal der Ströme ein Muss für jeden Besucher. Er ist einer der beliebtesten Erholungsorte der Einheimischen und verfügt über einen Wanderweg, der einen atemberaubenden Blick auf die Stadt bietet. Semjon rät außerdem, die Pfannkuchen (Eierkuchen) der GoodFood-Cafékette zu probieren.

Was sind die besten Mitbringsel?

„Wir alle lieben Mystisches und Übernatürliches. Hier gibt es eine ausgeprägte Kultur des Schamanismus, daher empfiehlt es sich, einige lokale Amulette mitzunehmen, die von einem Schamanen aufgeladen wurden - eine Bärenklaue oder einen Anhänger aus Perlen und Hirschleder", sagt Irina Pudowa.

Sergei Jankowitsch rät, authentische Souvenirs im Crafts Center in der Roznina Street zu kaufen. „Dort kann man auch die Nationaltrachten der Chanten und Mansen sehen und sogar anprobieren und versuchen, traditionelle Rätsel zu lösen, die Vertreter der indigenen Völker für ihre Kinder gemacht haben".

Laut Jewgeni Sinowjew sind die besten Souvenirs Amulette, Kleidung und Schmuck der Chanten und Mansen sowie traditionelle lokale Köstlichkeiten wie Muksun, Waldbeeren, Pinienkerne und Wildfleisch.

Semjon Tschepurnow empfiehlt, Erinnerungen und Fotos sowie ein wenig sibirischen Frost mitzunehmen.

>>> Chanty-Mansijsk: Entdecken Sie den eiskalten Charme des Nordens (FOTOS)