5 in der Geschichte bekannte russische Städte, die nicht mehr existieren

Das Afanasijew-Nonnenkloster in Mologa (links) / Überreste von Mologa nach der Überschwemmung

Das Afanasijew-Nonnenkloster in Mologa (links) / Überreste von Mologa nach der Überschwemmung

Gemeinfrei
Eine legendäre Handelsstadt, eine antike hellenische Hauptstadt, ein rauer Ort der Verbannung, eine Stadt, die im Wasser unterging, und eine, die von Batu Khan zerstört wurde – all dies sind Orte, die von der Geschichte buchstäblich vom Erdboden verschluckt wurden.

Mangaseja

Diese Stadt in den Tiefen Nordsibiriens (auf dem Gebiet des heutigen Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen) wurde Ende des 16. Jahrhunderts auf Initiative der Zarenregierung gegründet. Sie erreichten den Ort über die nördliche Meerespassage und weiter über die Flüsse. Die Festung in Mangaseja wurde zum Zentrum für die Sammlung und Lagerung des Jasak – einer Steuer der sibirischen Völker, die in Form von Pelzen erhoben wurde. Zobel- und Fuchspelze wurden für große Summen nach Europa verkauft, so dass der Jasak für die Regierung lebenswichtig war.

Der Mangaséja-Ostrog mit einer Siedlung. Rekonstruktion auf der Grundlage der Forschungen von M. Below

In den 1610er Jahren war Mangaseja eine belebte Handelsfestung mit fünf Türmen. Ausländische Spione waren begierig darauf, die Lage der Festung herauszufinden und wollten eine Handelsroute über die nördlichen Meere nach Mangaseja einrichten, um von der einheimischen Bevölkerung die gleichen Zobel zu kaufen, die sie als Jasak nach Moskau entrichteten. Im Jahr 1612 veröffentlichte der holländische Kaufmann Isaac Massa in Europa eine detaillierte Zeichnung von Mangaseja, in das er irgendwie eingedrungen war.

Karte der Stadt Nowaja Mangaséja mit der Umgebung aus dem späten 17. Jahrhundert

1620 wurde der nördliche Seeweg, der auch nach Mangaseja führte, durch ein Dekret von Zar Michail Fjodorowitsch geschlossen und zur Gewährleistung der Sicherheit wurden an den wichtigsten Punkten des Weges Ostrogi und Zollposten eingerichtet. Der Seehandel mit Mangaseja wurde eingestellt. Im Jahr 1672 wurde die Stadt per Dekret aufgelöst, und gegen Ende des 17. Jahrhunderts war sie verschwunden. Sie wurde erst im 20. Jahrhundert von Archäologen wiederentdeckt.

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Phanagoria

Phanagoria wurde der Legende nach im 6. Jahrhundert v.u.Z. gegründet und wurde nach 2 Jahrhunderten zur zweiten Hauptstadt des Bosporanischen Königreichs – eines antiken Staates mit seiner Hauptstadt in Panticapaeum (an der Stelle des heutigen Kertsch). Die Stadt war so wichtig, dass sich im 7. Jahrhundert u.Z. der aus Konstantinopel vertriebene byzantinische Kaiser Justinian II. hier niederließ.

Durch Phanagoria wurde die Verbindung zwischen Byzanz und Großbulgarien, einem alten Staat in der Asowschen Steppe, aufrechterhalten. Im 11. Jahrhundert jedoch wurde die Stadt aufgrund des steigenden Meeresspiegels überschwemmt und die Bevölkerung wanderte in die benachbarte Stadt Tmutarakan ab.

Pustosersk

Pustosersk wurde 1499 von russischen Wojewoden auf Befehl von Großfürst Iwan III. gegründet. Die Stadt lag fast an der Einmündung des Flusses Petschora in die Petschorasee. Die ersten Siedler waren Militärangehörige und Beamte, die im Dienst des Zaren standen. Da es hier kein Ackerland gab, lebten sie hauptsächlich von der Jagd, der Fischerei sowie dem Tausch von Fellen mit den lokalen Stämmen. Am Ende des 16. Jahrhunderts war die Stadt nur sehr klein – etwa 150 Meter groß und mit etwa 500 Einwohnern.

Ansicht der Stadt Pustosersk im Gebiet Archangelsk, 1886

Nach dem Livländischen Krieg in den 1580er Jahren verlor Russland die Ostseeküste, und der Handel mit Europa wurde über nördliche Häfen abgewickelt, darunter auch Pustosersk.

Was von Pustosersk 1909 noch übrig war

Doch in den 1610er Jahren wurden englische Kaufleute hier aktiv. 1620, nach dem Dekret zur Schließung der Nordroute für den Handel, begann die Bevölkerung der Stadt rapide zu schrumpfen und die Festung verwandelte sich in ein Lager für Verbannte – hier hielt man die Teilnehmer des Aufstands von Stepan Rasin und des Aufstands im Solowjzkij-Kloster fest, hierhin verbannte man den Protopopen Avvakum und dessen Gefährten – 1682 wurden die Schismatiker in einer Holzhütte verbrannt.

Ein Altgläubigenkreuz an der Stelle, an der Awwakum (Petrov) 1682 lebendig verbrannt wurde.

Pustosersk wurde nie wieder aufgebaut. Unter Katharina II. wurde die Festung schließlich abgerissen und die Stadt aufgelöst. Dennoch lebten die Menschen hier bis ins 20. Jahrhundert. Der letzte Einwohner verließ Pustosersk im Jahr 1962.

Mologa

Die gleichnamige Stadt am Fluss Mologa ist seit dem 13. Jahrhundert bekannt, als das Fürstentum Moloschsk bereits existierte. Etwas weiter flussaufwärts, in Cholopij Gorodok, fand damals der größte russische Jahrmarkt statt, der Moloschskij Torg, zu dem Kaufleute aus Asien und Europa kamen. Im Laufe der Zeit wurde der Handel aufgrund der Verlandung der Wolga und anderer Flüsse nach Nischnij Nowgorod verlagert, aber Mologa blieb weiterhin ein Zentrum von lokaler Bedeutung – Ende des 17. Jahrhunderts gab es hier 1281 Häuser, zweimal im Jahr wurde ein Fischmarkt abgehalten, und die besten Fische wurden direkt an den Tisch des Zaren geliefert.

Die Ansicht von Mologa in den 1900er Jahren

Im 18. und 19. Jahrhundert wuchs die Stadt nicht weiter – 1896 hatte sie etwa 7.000 Einwohner. Es gab mehrere Fabriken, ein Schatzamt, eine Bank, ein Telegrafenamt, ein Krankenhaus und ein Armenhaus, ein Postamt und ein Kino sowie das Afanasijew-Nonnenkloster. In den 1930er Jahren existierten im bereits sowjetischen Mologa nicht mehr als 900 Häuser, aber es lebten hier immer noch etwa 7.000 Einwohner.

Die Feuerwache, die von Fjodor Dostojewskis Bruder entworfen wurde

Das Ende der Geschichte der Stadt kam 1935, als die sowjetischen Behörden beschlossen, einen Stausee anzulegen und das Wasserkraftwerk Rybinsk zu bauen – die Stadt sollte überflutet werden. Die Einwohner nahmen die Nachricht mit einem Schulterzucken auf, aber während der nächsten 6-7 Jahre wurden sie, teils gewaltsam, aus der Stadt vertrieben.

Die Überreste der zerstörten Gebäude von Mologa nach Beginn der Überschwemmung

Am 13. April 1941 begann die Überflutung, und bis 1946 wurde die Stadt nach und nach vollständig überflutet. Seit 1972 versammeln sich die Nachfahren der Bewohner von Mologa jeden zweiten Samstag im August in Rybinsk, um die Erinnerung an ihre Heimat zu ehren. Die Treffen finden auch heute noch statt. Manchmal, bei Niedrigwasser, tauchen die höchsten Gebäude von Mologa aus dem Wasser auf.

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Das alte Rjasan

Die moderne russische Stadt Rjasan ist eigentlich das ehemalige Perejaslawl-Rjasanskij. Das alte Rjasan, das erstmals 1096 in den Annalen erwähnt wird, war eine große Stadt, die Hauptstadt des Fürstentums Rjasan. Perejaslawl-Rjasanskij war dagegen damals nur eine Festung an der Grenze zu Rjasan.

Die Belagerung von Rjasan

Das alte Rjasan trieb regen Handel mit anderen Städten – das Rjasaner Land war reich an Wild und honigreichen Eichenhainen. Töpferei und Weberei entwickelten sich in der Stadt. Bereits im 12. Jahrhundert wurde Rjasaner Weizen über Nowgorod entlang der Flüsse exportiert. Die Hauptfestung der Stadt stand auf einer Anhöhe über dem Fluss, geschützt durch steile Wälle und hohe Mauern mit Türmen.

Das alte Rjasan

Im Jahr 1237 kam die Armee von Batu Khan nach Russland. Rjasan war die erste große Stadt, die von Batus Armee eingenommen wurde. Die Belagerung dauerte sechs Tage und Nächte, aber die Mongolen waren den Russen zahlenmäßig um ein Vielfaches überlegen.

Die Überreste der Kathedrale der Heiligen Boris und Gleb

Als die Mongolen Rjasan einnahmen, zerstörten sie alles und jeden und machten die Stadt dem Erdboden gleich. Zwar kehrten die Menschen später zurück, doch die Nähe zur Steppe machte Rjasan zu einem hervorragenden Ziel für weitere Überfälle. Daher wurden im 14. Jahrhundert alle Funktionen von Alt-Rjasan zusammen mit der Bevölkerung nach Perejaslawl-Rjasanskij verlegt, das 50 Kilometer flussaufwärts der Oka liegt und das wir heute als Rjasan kennen. An der Stelle der alten Stadt befinden sich die Überreste der Kathedrale, die auf eben jenen Wällen steht.

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