Was die russischen Zaren aßen

Russia Beyond (Porträt von Peter I. von Russland, 18. Jahrhundert / Maria Giovanna Clementi / Public Domain; Porträt von Katharina II., 1763 / Fjodor Rokotow / Die Staatliche Tretjakow Galerie / Public Domain; Nikolaus I., 1843 / Wassilij Golike / Public Domain; Legion Media)
Die russischen Monarchen konnten sich jedes exotische Gericht leisten – von gebratenen Schwänen bis zu gesalzenen Zitronen. Aber sie bevorzugten oft einfache Mahlzeiten: Kohlsuppe, Brei und gekochtes Fleisch. Wir sagen Ihnen, was sonst noch auf dem Speiseplan der russischen Imperatoren stand.

Peter I.

Der Zar, der ein Fenster zu Europa geöffnet hatte, war konservativ, wenn es um die Ernährung ging. Bei seinen offiziellen Empfängen wurden ausländische Speisen serviert – die üblichen Gerichte, die die Botschafter und Minister aus anderen Ländern gewohnt waren. Der Zar selbst bevorzugte кислые щи (Sauerkrautsuppe), гречневая каша (Buchweizenbrei), Spanferkel mit Brei und Leber, Aufschnitt mit gesalzenen Zitronen und Gerstenbrei mit Milch. Als Dessert oder Zwischenmahlzeit mochte der Zar Wassermelonen – frisch oder gesalzen – sowie Orangen und Äpfel. Er spülte seine Mahlzeiten mit Kwas oder Tokaier-Wein herunter, und vor dem Abendessen trank er ab und zu ein Glas Anis-Wodka.

Katharina II.

Die Zarin war sehr wählerisch, was das Essen anging, und versuchte, sich zu beschränken. Am Morgen wurde ihr starker Kaffee mit Zwieback und Sahne serviert. Sie verbrachte nicht mehr als eine Stunde mit dem Mittagessen und aß nur 3-4 Gänge. Zum Beispiel Rindfleisch mit Salzgurke, zu dem eine Soße aus getrockneter Rentierzunge, Kirschen, Blätterteiggebäck, verdünnter Johannisbeersaft und ein Gläschen Madeira gereicht wurden. Abends verzichtete Katharina auf Anraten ihres Hausarztes auf das Essen, um keine Kopfschmerzen zu provozieren. Wenn die Zarin im Sommer ins Landschloss Oranienbaum kam, jagte sie oft Birkhühner und Waldschnepfen, die dann bei Tisch serviert wurden. Sie achtete auch auf ihren Teint und aß daher täglich mehrere saure Äpfel und Sauerkraut und wusch sich sogar das Gesicht mit Sauerkrautlake. Die Menüs der formellen Empfänge waren wesentlich umfangreicher: Den Gästen wurden ein Dutzend verschiedene Suppen, unzählige Vorspeisen, Lammbraten und Rebhuhn mit Trüffeln, Austerngalettes sowie Törtchen und Kuchen serviert.

Paul I.

Der Sohn Katharinas II. missbilligte den luxuriösen Lebensstil seiner Mutter. Als er den Thron bestieg, begann er, seine eigenen Regeln aufzustellen, die auch für die Küche galten. Dem Zaren wurden eine einfache Kohlsuppe, Frikadellen, Brei und gebratenes Fleisch serviert. Die Lebensmittel wurden nicht von den Hoflieferanten Seiner Majestät geliefert, sondern auf den üblichen Märkten gekauft. Zum Frühstück wurde Wodka serviert (kleine Karaffen mit je zwei Schnapsgläsern Inhalt) und kleine Weinflaschen. Dass all diese Gerichte für den Monarchen zubereitet wurden, konnte man nur an ihrer prächtigen Präsentation erkennen. Der Tisch selbst war stets mit vielen Blumen geschmückt.

Alexander I.

Er begann seinen Tag mit grünem Tee mit Sahne und geröstetem Brot. Vor dem Abendessen nahm er Obst zu sich, am Abend bevorzugte er Tee mit Honig und vor dem Schlafengehen saure Milch. Sein Lieblingsgericht war kalte Botwinja-Suppe, die aus saurem Kwas und einem Sud aus Rüben zubereitet wird. Zur Suppe gab es Stör.

Nikolaus I.

Fünf Essiggurken – so viele wurden Nikolaus I. jeden Tag serviert. Seine Vorlieben entsprachen ganz und gar nicht denen eines Zaren: Wasser statt Wein, Diät-Kartoffelsuppe statt reichhaltiger Schtschi, Buchweizenbrei im Topf gedünstet. Aber es gab ein Gericht, dem der Zar nicht widerstehen konnte. In Torschok wurden ihm Schnitzel aus Hühnerhackfleisch serviert, die im Gasthaus von Darja Poscharskaja zubereitet wurden. Nikolaus I. war so sehr von ihr beeindruckt, dass er sie mehr als einmal an seinen Hof einlud.

Alexander II.

Der Zar war ein begeisterter Jäger und bekam oft Wildbret serviert, zum Beispiel Bärenleber. Er aß auch gerne im Freien. Alles, was nach der Jagd nicht zum Mittagessen gegessen wurde, ging an die Bauern der Umgebung. Alexander II. hatte eine einfache Einstellung zum Essen: Er ordnete sogar an, dass jede Mahlzeit nicht länger als 50 Minuten dauern sollte. Für die Palastküche war das ein großes Problem: Entweder waren die Speisen beim Servieren bereits kalt geworden oder sie wurden in einem Heißwasserbad aufgewärmt, wodurch sie ihren Geschmack verloren. Der Zar achtete auf seine Gesundheit – jeden Tag wurden ihm Dutzende von Birnen, Mandarinen, Äpfeln und Orangen sowie drei Weintrauben in sein Zimmer gebracht.

Alexander III.

Dieser Zar bevorzugte einfache Gerichte wie Kohlsuppe und Brei sowie Ferkel mit Meerrettich. Er selbst brühte frühmorgens Kaffee und aß ein wenig später gekochte Eier und Roggenbrot zum Frühstückt. Sein zweites Frühstück beendete er mit einer Tasse heißer Schokolade. Alexander III. ergänzte die „gewöhnlichen“ Gerichte gerne mit originellen Soßen. So verwöhnte er seine Familie zum Beispiel mit Forellen, die er selbst gefangen, gebraten und mit Trüffelsoße verfeinert hatte. Der Zar bevorzugte russische Weine. Waren ausländische Gäste eingeladen, wurden ihnen ausländische Weine serviert.

Nikolaus II.

Als Kind aß der Zarewitsch Frühstück, Mittag- und Abendessen nach der strengen Routine seines Vaters. Die Kinder waren die letzten, die sich an den Tisch setzten. Sie mussten sich beeilen: Nachdem der Zar gefrühstückt hatte, galt die Mahlzeit als beendet. Infolgedessen mussten die jüngsten Romanows oft hungern. Einmal hat Nikolaus, ohne richtig gegessen zu haben, Wachs von einem Pektorale (Brustkreuz) gegessen, was er später bereute. Der letzte russische Zar aß immer Brei und konnte morgens zum Kaffee einen Kolatsch (Kuchen) essen. Vor seinem zweiten Frühstück oder Mittagessen gönnt er sich ein paar Gläser Wodka. Er bevorzugte gekochtes Rindfleisch oder Fisch als Hauptgericht, aber auch gebratene Pelmeni.

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