Warum internationale Konzerne wieder in Russland investieren

Foreign car makers continue to open Russian plants despite sanctions. Source: AP

Foreign car makers continue to open Russian plants despite sanctions. Source: AP

Die Wirtschaftskrise sowie auch die Sanktionen haben international tätigen Unternehmen die Arbeit in Russland deutlich erschwert. Die sich verändernden wirtschaftlichen Umstände können aber auch neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen. Eine dieser ist die Lokalisierung der Produktion in Russland.

Letzte Woche veröffentlichte der deutsche Sportartikelhersteller Adidas Pläne, bis Ende des Jahres 160 Geschäfte in Russland zu schließen. Der multinationale Konzern fährt seine Aktivitäten im Land bereits seit drei Jahren stetig zurück, viele Geschäfte schlossen angesichts der sinkenden Nachfrage bereits.

Laut dem Unternehmen nahestehenden Quellen begann das Unternehmen 2014 damit, seine Geschäftsstrategie in Russland zu überdenken. Die Schließung von Läden sei einer der Wege, die Verluste im Griff zu behalten und das Geschäft zu optimieren.

Auch andere Unternehmen sahen sich gezwungen, ihre Aktivitäten in Russland neu zu evaluieren. „Der Verfall des Rubels hat die Lokalisierung von Produktion in Russland zu einer der attraktivsten Optionen werden lassen“, sagt Pavel Sigal, Vizepräsident des Verbandes Opora Rossi, der kleine und mittelständische Unternehmen im Land vertritt. „Abgeschreckt von den Sanktionen und der Wirtschaftskrise haben viele Unternehmen es nicht gewagt, auf Lokalisierung zu setzen. Die fortschreitende Anpassung der russischen Wirtschaft an die Sanktionen wird sie letztlich aber dazu bringen. Die Lohnkosten in Russland sind unter jene in China gesunken und große Unternehmen können das nicht ignorieren.“

Obwohl die Lokalisierung noch kein Trend ist, so gibt es doch einige namhafte Beispiele. RBTH stellt fünf internationale Unternehmen vor, die in den vergangenen drei Jahren mit einer Verlagerung der Produktion nach Russland begonnen haben.

DMG Mori

 / Press Photo / Press Photo

Der deutsch-japanische Hersteller von Werkzeugen für Schneidemaschinen und Latten DMG Mori wurde im September 2016 offiziell zu einem in Russland produzierenden Unternehmen, nachdem man ein Abkommen mit dem russischen Ministerium für Industrie und Handel unterzeichnet hatte. Solche Vereinbarungen waren 2015 eingeführt worden und versprechen eine Vielzahl von Vorteilen sowie die Unterstützung interessierter Investoren durch die russische Regierung – vorausgesetzt sie erfüllen gewisse Kriterien.

DMG Mori betreibt nun eine eigene Fabrik in Uljanowsk und möchte die Produktion auf bis zu 70 Prozent lokalisieren. Während die Waren zum größten Teil an russische Kunden vertrieben werden sollen, sind fünf Prozent der Produktion auch für den Export vorgesehen.

Mercedes-Benz (Daimler)

 (v.l.n.r.): Axel Bense (Standortverantwortlicher Mercedes-Benz Werk Moscovia), Rüdiger von Fritsch (Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Russischen Föderation), Markus Schäfer (Mitglied des Bereichsvorstands Mercedes-Benz Cars, Produktion und Supply Chain), Denis Manturow (Minister für Industrie und Handel der Russischen Föderation), Rainer Ruess (Leiter Produktionsplanung Mercedes-Benz Cars), Andrej Vorobjov (Gouverneur der Region Moskau). Juni 2017 / Sergei Bobylev/TASS (v.l.n.r.): Axel Bense (Standortverantwortlicher Mercedes-Benz Werk Moscovia), Rüdiger von Fritsch (Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Russischen Föderation), Markus Schäfer (Mitglied des Bereichsvorstands Mercedes-Benz Cars, Produktion und Supply Chain), Denis Manturow (Minister für Industrie und Handel der Russischen Föderation), Rainer Ruess (Leiter Produktionsplanung Mercedes-Benz Cars), Andrej Vorobjov (Gouverneur der Region Moskau). Juni 2017 / Sergei Bobylev/TASS

Im Februar dieses Jahres entschied sich auch der deutsche Autobauer Daimler dazu, eine seiner Marken in Russland fertigen zu lassen. Mercedes-Benz bekommt ein neues Werk nahe Moskau, nachdem auch Daimler ein Investitionsabkommen mit der russischen Regierung abschloss. Mehr als 237 Millionen Euro sollen in das neue Werk investiert werden. Es sollen jährlich mehr als 20 000 Fahrzeuge vom Band laufen und rund 1 000 Menschen Arbeit finden. Durch die Investition erhält das Unternehmen den Status eines russischen Produzenten und soll so auch Zugang zu Staatsaufträgen erhalten. Es kann erwartet werden, dass Moskau bald deutlich mehr schicke Maybachs mit Staatsbediensteten in ihnen zu Gesicht bekommt.

Haval (Great Wall Motors)

Ein weiterer Autobauer, das chinesische Unternehmen Great Wall Motors mit seiner Marke Haval, baut ein neues Werk – dieses entsteht in der Region Tula. Es soll 2018 in Betrieb gehen, 2 500 Menschen beschäftigen und jährlich bis zu 150 000 Autos produzieren. Das Projekt kostet das Unternehmen 425 Millionen Euro und das entstehende Werk wird die einzige chinesische Produktionsstätte mit vier Produktionsabschnitten in Russland werden. Auch die petrochemische Industrie und das metallproduzierende Gewerbe in der Region Tula dürften davon profitieren.

Sun Pharma

/ Sun Pharma/ Sun Pharma

Indiens größter Medikamentenhersteller Sun Pharma trat in Russland erstmals 2016 deutlich in Erscheinung, als das Unternehmen den russischen Pharmakonzern Biosintez für 60 Millionen US-Dollar erwarb. Das Geschäft gab den Indern Zugang zu lokalen Produktionsstätten, auch für Medikamente für Injektionen, Ampullen, Tabletten, Cremes, Gele, Zäpfchen sowie andere Zureichungsformen. Die Übernahme folgte anlässlich der verpflichtenden Vorgabe Russlands, dass alle Pharmaunternehmen, die im Land aktiv sind, bis 2020 eine lokalisierte Präsenz im Land nachweisen müssen.

McDonald's

 / Valery Sharifulin/TASS / Valery Sharifulin/TASS

Im Jahr 2016 gab der Fastfood-Gigant McDonald’s bekannt, dass man alle genutzten Zutaten aus lokaler Produktion in Russland beziehen wolle. Seitdem ersetzt das Unternehmen schrittweise alle Importe durch heimische Produkte. So sollen die Auswirkungen der Währungsschwankungen und des Lebensmittelembargos abgefangen werden. Heute hat der Grad der Lokalisierung 88 Prozent erreicht – bis Ende des Jahres sind 90 Prozent das Ziel. Erreicht werden soll dies, indem auch die Pommes ab sofort in Russland produziert werden.

 

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