Ein typischer Russe heißt beispielsweise Alexander Iwanow, ist 40 Jahre alt und arbeitet im Einzelhandel oder als Fahrer. Er lebt mit seiner Frau, zwei Kindern und einer Katze in einer Stadt mit weniger als einer Million Einwohnern. Wie es um sein finanzielles Wohlergehen bestellt ist, lässt sich nun auch dank verschiedener Untersuchungen und Umfragen* beantworten.
Tägliche Ausgaben
Der typische Russe ist jemand, der nicht viel verdient: Sein Gehalt beträgt etwa 39 000 Rubel, also ungefähr 555 Euro pro Monat.
Wie die Mehrheit der Russen, etwa 46 Prozent, geben Alexander und seine Familie zu, dass sie finanziell schwierige Zeiten durchmachen, es aber dennoch schaffen, über die Runden kommen, indem sie nur das Nötigste kaufen.
Alexander, kurz Sascha genannt, besitzt kein Auto, weil es zu teuer ist. Er muss daher die öffentlichen Verkehrsmittel nehmen, die in Russland recht kostengünstig sind: etwa 20 bis 30 Rubel, beziehungsweise knapp 0,3 bis 0,4 Euro pro Fahrt. In der Mittagspause isst er in einem öffentlichen Café, in dem er rund 200 Rubel oder drei Euro täglich für das Essen ausgibt.
Nach einem langen Arbeitstag geht er oft auf dem Nachhauseweg in ein Lebensmittelgeschäft. Wie die meisten Russen kauft Sascha lieber in einem lokalen Supermarkt ein, weil es dort eine große Auswahl und regelmäßige Rabatte gibt. Die Inflation hat Sascha dazu gebracht, sogar beim Lebensmitteleinkauf Geld zu sparen, doch er kann es sich immer noch leisten, 586 Rubel oder acht Euro pro Einkauf auszugeben. Huhn, Reis, Milch, Brot, Butter und Gemüse gehören zu seinen am häufigsten eingekauften Lebensmitteln. Zu besonderen Anlässen kauft er Alkohol, hauptsächlich Wodka, der mindestens 200 Rubel, das heißt etwa 3 Euro pro 0,5 Liter kostet.
Zudem kauft er Katzenfutter für sein Haustier und Bleistifte und Schulhefte für seine Kinder, für insgesamt etwa 300 Rubel, also knapp vier Euro. Normalerweise gibt er um die 3 000 Rubel oder 42 Euro pro Monat für seine Kinder und sein Haustier aus. Er ist Nichtraucher und kauft, im Gegensatz zu vielen seiner Landsleute, demnach keine Zigaretten und versucht, Geld beim Kauf von medizinischem Bedarf zu sparen, indem er die billigeren inländischen, anstatt der teureren importierten Produkte kauft. Zur gleichen Zeit spendet er gelegentlich Geld an Bedürftige: Wenn er eine Wohltätigkeitsaktion im Fernsehen oder in der Zeitung sieht, gibt er bis zu 500 Rubel, umgerechnet ungefähr 8 Euro, für einen guten Zweck aus.
Zu Hause teilt Sascha seinen Computer und das Internet mit seinen Kindern. Er gibt monatlich mindestens 400 Rubel, beziehungsweise fünf Euro, für die Internetverbindung aus.
Er geht selten in vornehme Restaurants und isst die meiste Zeit zu Hause. Restaurantbesuche sind demnach für besondere Anlässe vorgesehen und ziehen, wenn er seine Frau und seine zwei Kinder auszuführen möchte, mindestens 1 000 bis 2 000 Rubel, beziehungsweise 14 bis 28 Euro, an Zusatzausgaben nach sich.
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Zukunftspläne
Nachdem er unglaubliche 14 000 Rubel, also umgerechnet beinahe 200 Euro, für die Neujahrsfeier und die Geschenke für seine Lieben ausgegeben hat, hat er mit seinem knappen Budget zu kämpfen. Vor allem, weil er für die beiden iPhones einen Kredit von etwa 100 000 Rubel, umgerechnet 1 420 Euro, zurückzahlen muss, die er für etwa 50 000 Rubel, rund 710 Euro, für sich und seine Frau gekauft hat.
Im Moment denkt er darüber nach, wo er seinen nächsten Urlaub verbringen möchte. Für gewöhnlich verbringt er diesen am Schwarzen Meer und gibt dafür 40 000 Rubel, knapp 570 Euro, aus. Im Augenblick scheint das jedoch eine kleine Herausforderung zu sein. Wie viele Russen, das heißt ungefähr 70 Prozent der Bevölkerung, plant Sascha, keinen weiteren Kredit aufzunehmen und denkt, dass das Geldsparen in seiner Lage die beste Option sei. Wenn er zu einem bestimmten Zeitpunkt dringend mehr Geld benötigt, wird er Verwandte und Freunde darum bitten, anstatt zur Bank zu gehen.
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Langfristige Investitionen sind für ihn unwichtig. Sascha hat, wie 56 Prozent der Russen, von Bitcoin gehört und weiß, dass jeder darin investieren kann, hält es jedoch für unrentabel, weil er sich mit dem Thema noch nicht genügend auskennt. Die beste Investition ist seiner Meinung nach daher der Kauf von Immobilien.
Momentan fehlen Sascha finanzielle Rücklagen, er ist jedoch überzeugt, dass schon eine Summe von rund 105 000 Rubel, also annähernd 1 500 Euro, ihn glücklich machen würde.
Das Leben in Moskau unterscheidet sich von dem Leben im Rest des Landes und kann finanziell um einiges teurer sein. Hier ist ein kurzer Kostenüberblick, die Moskauer und nach Moskau Zugewanderte erwarten.
* Für diesen Artikel verwendete der Autor die Daten des russischen Föderalen Statistischen Dienstes Rosstat, des Allrussischen Zentrums für die Erforschung der öffentlichen Meinung WZIOM, der Forschungszentren Romir und NAFI, des Lewada-Zentrums sowie Artikel aus Gazeta.ru, m24.ru und Rossijskaja Gaseta.