Vier Fragen (und Antworten), die Ihnen dabei helfen, die russischen Steuern zu verstehen

Dmitrij Feoktistow/TASS
Welche Arten von Steuern zahlen die Russen? Bezahlen die Ausländer im Land die gleichen Steuern? Werden die Steuern wachsen? Wie sehen die Steuern hier im Vergleich zum Westen aus? Ob Sie nun eines Tages nach Russland ziehen wollen oder sich einfach nur für die Steuern in dem Land interessieren – hier ist ein kurzer Leitfaden zur Struktur des russischen Steuersystems.

1. Welche Arten von Steuern zahlen die Russen?

Es gibt eine Reihe von direkten und indirekten Steuerzahlungen (rus), um die kein Russe herumkommt. Zunächst einmal gibt es eine 13-prozentige persönliche Einkommenssteuer (PES), eine „Flattax“, die vom Arbeitgeber vom Gehalt jedes Arbeitnehmers abgezogen wird. Außerdem führt der Arbeitgeber für jeden Arbeitnehmer einen Sozialversicherungsbeitrag in Höhe von bis zu 30 Prozent des Gehalts ab: 22 Prozent gehen in die Rentenkasse, 2,9 Prozent an die Sozialversicherung und 5,1 Prozent an die Föderale Krankenkasse. Wer also zum Beispiel 77.000 Rubel (ca. 1.050 €) pro Monat verdient, kostet seinem Arbeitgeber unterm Strich 100.000 Rubel (1.370 €).

Darüber hinaus unterliegen die Bürger einer Steuer in Höhe von 9 Prozent auf Dividenden aus der Beteiligung an russischen Unternehmen und einer Steuer von 35 Prozent auf Gewinne aus Wettbewerben, Lotterien und ähnlichen Aktivitäten.

Die sonstigen Abgaben beinhalten Steuern im Zusammenhang mit Immobilieneigentum: Grundsteuer, Verkehrssteuer und Immobiliensteuer. Beim Kauf eines Autos oder eines Hauses zahlt man nicht nur eine Steuer auf den Kaufbetrag, sondern auch eine jährliche Steuer für den Besitz.

Der Grundsteuersatz hängt beispielsweise vom Katasterwert des Grundstücks ab und wird durch lokale Gesetze festgelegt. Er darf die vom russischen Steuergesetzbuch festgelegten Sätze nicht überschreiten, die 0,3 Prozent für landwirtschaftliche, wohnwirtschaftliche und Versorgungsinfrastrukturflächen und 1,5 Prozent für andere Arten der Bodennutzung betragen.

Fahrzeuge, einschließlich Autos, Flugzeuge oder Yachten, unterliegen der Verkehrssteuer, die von der Kapazität und dem Alter des Fahrzeugs abhängt.

Die Immobiliensteuer gilt für Wohnungen, Appartements, Landhäuser und andere Gebäude und wird von den örtlichen Behörden wie folgt festgelegt:

  • 0,1 Prozent, wenn ein Objekt 300.000 Rubel (4.150 €) oder weniger wert ist;
  • 0,1 – 0,3 Prozent, wenn ein Objekt 300.000 – 500.000 Rubel (4.600 – 6.850 €) wert ist;
  • 0,3 – 2 Prozent, wenn ein Objekt mehr als 500.000 Rubel (6.850 €) wert ist.

Dank den Digitalisierungsbestrebungen des Staates hat jeder Steuerzahler nun ein persönliches Online-Profil auf der Website des Föderalen Steuerdienstes und kann die genaue Höhe der zu zahlenden Steuern einsehen. Die Zahlungsfrist ist in der Regel Ende November oder Anfang Dezember, und wenn Sie nicht pünktlich zahlen, werden Bußgelder oder schwerwiegendere Maßnahmen gegen Sie verhängt.

Außerdem gibt es die Mehrwertsteuer und Verbrauchsteuern auf bestimmte Waren, wie Tabak und Alkohol – im Grunde genommen zusätzlichen Abgaben, die die Produzenten in den Preis eines Produkts einfließen lassen und damit diese Last auf die Schultern der Verbraucher übertragen. Diese Mehrkosten werden als indirekte Steuern betrachtet.

2. Gilt dies für Ausländer, die im Land leben?

Die Steuern für Russen und Ausländer, die im Land gemeldet sind, sind praktisch gleich. Personen gelten als Steuerresidenten, wenn sie sich innerhalb eines Zeitraums von 12 Monaten mindestens 183 Tage lang physisch in Russland aufhalten.

„Ausländer, die in Russland bezahlt werden, müssen auch eine Einkommenssteuer zahlen“, sagt Denis Sajzew, Leiter der Steuerpraxis der Anwaltskanzlei BMS. „Außerdem müssen sie auch die Verkehrs- und Vermögenssteuer zahlen, wenn sie eine Immobilie in Russland besitzen.“

Was Nichtansässige betrifft, die in Russland Einkommen erhalten, so unterliegen sie nach Angaben des Föderalen Steuerdienstes einem Steuersatz von 30 Prozent.

3. Wachsen die Steuern in Russland?

Im vergangenen Jahr ist die Steuerlast für Privatpersonen in Russland erheblich gestiegen, sagt Pawel Sigal, Vizepräsident von Opora Rossii, einem russischen Verband der Klein- und mittelständigen Unternehmen. „Es wird geschätzt, dass die Russen im Jahr 2019 rund 500 Milliarden Rubel (6,85 Milliarden Euro) mehr für die Mehrwertsteuer ausgeben werden als im vergangenen Jahr“, sagt er.

Laut einer Studie des Unternehmens FinExpertise sind die Steuern auf Grundstücke, Immobilien und Verkehr von 2015 bis 2017 um 28 Prozent gestiegen (rus), während die Gehälter lediglich um 15 Prozent gewachsen sind.

Im gleichen Zeitraum ist der Betrag aller Steuern, die von einem durchschnittlichen Russen auf Grundstücke, Autos und Unterkünfte gezahlt werden, um das 1,27-Fache gestiegen und erreichte 1.534 Rubel (16 €) pro Jahr, wobei die höchste Rate mit 3.620 Rubel (50 €) pro Jahr auf die Einwohner der Region Moskau fällt.

4. Wie sieht das russische Steuersystem im Vergleich zum westlichen aus?

Der Hauptunterschied ist die Einkommenssteuer. „In den USA und einigen europäischen Staaten wie Frankreich oder Deutschland wird die Einkommenssteuer progressiv berechnet – der Steuersatz steigt mit der Höhe des zu versteuernden Einkommens“, sagt Sajzew.

In Russland gibt es einen festen Einkommenssteuersatz, aber die Behörden prüfen gegenwärtig die Möglichkeit, auch in diesem Land eine progressive Steuer einzuführen, da sie die Steuerlast für sozial schwache Bevölkerungsgruppen verringern wollen. Doch ob diese bald eingeführt werden wird, ist noch unklar – Präsident Wladimir Putin selbst hat die Idee mehrfach abgelehnt und gesagt, dass es sich um eine komplexe Verwaltungsaufgabe handele.

Bereits 2013 erklärte (rus) er: „Natürlich werden wir irgendwann darüber nachdenken müssen, eine progressive Steuer einzuführen. Aber wir müssen dies sehr sorgfältig angehen.“

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