Kann Russland vom Handelskrieg zwischen China und den USA profitieren?

AP
Während sich die USA und China weiter einen Handelskrieg liefern, versuchen russische Exporteure ihre Aktivitäten auf dem chinesischen Markt auszubauen.

Ende Juli gab es für Moskau gute Nachrichten aus China. Das Land hatte jegliche Importbeschränkungen für russische Sojabohnen aufgehoben (rus). Diese Entscheidung wurde vom Kreml als „großer Durchbruch” gewertet, da China bisher sehr restriktiv bei der Einfuhr von Agrargütern aus Russland war.  

In den Medien wurde schnell ein Zusammenhang mit den anhaltenden Handelsstreitigkeiten zwischen China und den USA hergestellt (rus). Die USA waren lange Jahre einer der größten Soja-Exporteure nach China. 

Laut  Internationalem Handelszentrum (eng) importierte China im Jahr 2014 Soja im Wert von 16,3 Milliarden US-Dollar aus den USA. Im letzten Jahr waren es nur noch sieben Milliarden. Soja-Exporteur Nummer 1 nach China blieb Brasilien mit 28,8 Milliarden US-Dollar. Russland lieferte im Jahr 2018 lediglich Soja in der Größenordnung von 257,4 Millionen US-Dollar. 

Aber ist es sinnvoll, diese neue Gelegenheit, den Sojahandel mit China zu steigern, mit dem Handelskrieg zu verbinden? Wird Russland von den Streitigkeiten wirklich profitieren können? 

Business as usual

Man könnte meinen, dass die gegenseitigen Wirtschaftsblockaden Chinas und der USA russischen Exporteuren neue Türen öffnen, zum Beispiel in der  Schweinefleischproduktion. Doch die Nachfrage der Chinesen ist so groß, dass Russland diese selbst bei voller Konzentration auf den chinesischen Markt als Abnehmer nicht bedienen könnte, sagt Oleg Remyga, China-Experte an der Skolkovo Wirtschaftsschule.

„Bei den Sojabohnenexporten ist die Situation ähnlich. Die Exporte von Agrarprodukten aus Russland nach China sind durch die Lockerung der Einfuhrbestimmungen gestiegen, doch dieser Prozess begann bereits lange vor dem Handelskrieg zwischen den USA und den Chinesen”. Er glaubt, dass vielmehr die Stärkung der bilateralen Beziehungen zwischen Russland und China zu diesem Ergebnis geführt hat.

Die Behörden in Russland betrachten den Handelskrieg eher als Hemmschuh für die Entwicklung der russischen Wirtschaft. „Das Handelsvolumen mit China lag im vergangenen Jahr bei 108 Milliarden US-Dollar. Wir streben eine Steigerung auf 200 Milliarden an. Das hat nichts mit Beschränkungen und den Handelsstreitigkeiten zu tun”, erklärte (rus) der russische Finanzminister Anton Siluanow im Juni. „Wir müssen unsere Produkte gut vermarkten, unabhängig davon, ob es Handelsstreitigkeiten gibt oder nicht.”  

Chinesische Experten sind der gleichen Ansicht. Russland und China arbeiten weiter daran, die bilaterale Kooperation zu verbessern, weil es für beide Länder gewinnbringend ist und nicht wegen irgendwelcher wirtschaftlicher Auseinandersetzungen mit anderen Staaten, betonte (rus) Li Yonghui, stellvertretender Direktor am Institut für Russland-, Osteuropa- und Zentralasien-Studien der chinesischen Akademie für Sozialwissenschaften. 

Chance oder Risiko? 

Auch die ablehnende Haltung (eng) der USA gegenüber chinesischen Unternehmen wie Huawei wird kein Grund sein, sich auf dem russischen Markt stärker zu engagieren. „Huawei oder Xiaomi zum Beispiel sind schon seit einiger Zeit auf dem russischen Markt präsent und dank der richtigen Marketing- und Anpassungsstrategien ist Huawei der führende Smartphone-Hersteller in Russland“, sagt Remyga. Es sei nicht der Handelskrieg mit den Amerikanern gewesen, der den Chinesen den Erfolg gebracht habe, sondern vor allem Faktoren wie ein wettbewerbsfähiger Preis bei guter Qualität.

Er fürchtet eher, dass der Handelskrieg sich negativ auf die geschäftlichen Aktivitäten des chinesischen Smartphone-Produzenten in Russland auswirken könne. „Google wird sein Android-Betriebssystem nicht mehr für Huawei-Geräte anbieten. Das könnte  zu einem Umsatzrückgang bei Huawei führen, da viele Russen Android nutzen und daran gewöhnt sind”, so Remyga. „Für die Wirtschaft bedeutet die Auseinandersetzung zwischen China und den USA mehr Risiko als Chance”, so sein Fazit. 

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