Russlands Exporte beliefen sich in den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 auf 342,76 Mrd. €, was einem Anstieg von 42,8 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum entspricht, wie der Föderale Zolldienst Russlands mitteilte. Dieses Wachstum ist auf die niedrige Basis des vergangenen Krisenjahres, die steigende Inflation und die wirtschaftliche Erholung in diesem Jahr zurückzuführen.
Die wichtigsten Handelspartner Russlands sind Nicht-GUS-Länder (86,9 %). Die fünf wichtigsten sind:
- China (99,19 Mrd. Euro Handelsumsatz),
- Deutschland (40,67 Mrd. Euro),
- die Niederlande (32,64 Mrd. Euro),
- die USA (25,42 Mrd. Euro und
- die Türkei (22,68 Mrd. Euro).
Russland exportiert in diese Länder hauptsächlich Brennstoffe und Energieprodukte, Metalle und Chemikalien. Etwa 13 % des Exports mit einem Umsatz von 11,4 Mrd. Euro entfallen auf die anderen GUS-Länder, vor allem auf Belarus (11,82 Mrd. Euro) und Kasachstan (10,06 Mrd. Euro). Rohstoffe, Brennstoffe und Nahrungsmittel sind die wichtigsten Exportgüter in die GUS.
Hier sind die sechs wichtigsten Exportprodukte Russlands nach ihrem Warenwert:
Brennstoff und Energie – 53,8 %
Mehr als die Hälfte der russischen Exporte sind traditionell Brennstoffe und Energierohstoffe. Der Wert der Ausfuhren stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 51 %, darunter von
- Elektroenergie um 92 %,
- Kerosin um 22 %,
- Steinkohle um 9,1 % und
- Erdgas um 5,7 %.
Gleichzeitig sanken die Lieferungen von Motorenbenzin um 26,1 % und von Rohöl um 4,7 %. Der Rückgang des Erdölexports ist auf Produktionsbeschränkungen im Rahmen des OPEC+-Abkommens und einen Anstieg des Inlandsverbrauchs zurückzuführen.
Metalle und Metallerzeugnisse – 11,2 %
Auf Metalle und Metallerzeugnisse entfielen 11,2 % der russischen Ausfuhren. Die Preise in diesem Sektor sind in der ersten Jahreshälfte deutlich gestiegen.
Der Wert der Metall-Exporte stieg um 87 % und die Menge um 13 %. Die Ausfuhr von Eisenmetallen nahm um 12,9 % zu, darunter von Halbzeug aus Eisen und nicht legiertem Stahl (um 19,4 %) sowie von flach gewalzten Erzeugnissen aus Eisen und nicht legiertem Stahl (um 15,1 %).
Russland ist nach Angaben der World Steel Association (WSA) der fünftgrößte Stahlproduzent der Welt. Ihren Prognosen zufolge wird der weltweite Stahlverbrauch im Jahr 2021 um 4,5 % steigen und dieser Trend wird sich 2022 fortsetzen.
Die Lieferungen von Kupfer und Kupferlegierungen gingen jedoch um 19,6 % und die von unverarbeitetem Nickel um 52,5 % zurück. Diese Entwicklung wurde durch den industriellen Abschwung in China, einem der Hauptimporteure von Kupfer, und dessen Absicht beeinflusst, seine eigenen Reserven zu nutzen, um teure Importe zu ersetzen.
Chemische Erzeugnisse – 7,6 %
Der Anteil der chemischen Erzeugnisse an der Struktur der russischen Exporte beträgt 7,6 % (gegenüber 7,3 % im Jahr 2020). Bei einem Mengenwachstum von 4,6 % stieg der Wert der Ausfuhren um 48,6 % auf 25,85 Mrd. Euro. Im Gegensatz zu anderen Branchen hat die chemische Industrie keine niedrige Basis, die bei ihr für ein sprunghaftes Wachstum hätte sorgen könnte.
Das Exportvolumen ist im Einzelnen wie folgt gestiegen:
- Kunststoffe und Kunststofferzeugnisse um 17,4 %,
- Gummi und Kautschuk um 16,9 %,
- Düngemittel um 6,7 %,
- Seife und Waschmittel um 3,3 %.
Die Ausfuhr von Arzneimitteln ging um 8,3 % zurück.
Lebensmittel und Rohstoffe für deren Herstellung – 7,2 %
Der Anteil des Exports von Nahrungsmitteln und Rohstoffen für deren Herstellung an der Warenstruktur der Ausfuhren betrug in den ersten zehn Monaten 7,2 %. Der Warenwert stieg dabei um 21,1 %, während die Warenmenge um 8,1 % zurückging. Russland exportiert den größten Teil der Lebensmittel in die EU, die Türkei und nach China.
Getreide ist mit rund einem Drittel aller Lieferungen nach wie vor das wichtigste Exportgut im Lebensmittelsektor. Während der Warenwert der Lebensmittelexporte aufgrund der hohen Preise ein Allzeithoch erreicht hat, ist die Warenmenge vieler Produkte zurückgegangen und zwar im Einzelnen bei:
- Weizen und Meslin (Weizen-Roggen-Gemisch) um 8,6 %,
- Gerste um 14,7 %,
- Sonnenblumenöl um 17,1 % und
- Geflügelfleisch um 0,4 %.
Die Ausfuhr von Frisch- und Gefrierfisch sank um 16,2 %. Dies ist auf einen erheblichen Rückgang der Fischlieferungen nach China (dem Hauptimporteur von russischem Fisch) zurückzuführen, da das Land die Kontrollen für diese Ware während der Pandemie verschärft hat.
Das Exportvolumen stieg für:
- Milch und Sahne um 22,1 %,
- Käse und Quark um 19,9 % und
- Frisch- und Gefrierfleisch um 19,1 %, darunter
- Frisch- und Gefrierschweinefleisch um 14,1 %.
Seit einigen Jahren steigert Russland seinen Wodkaexport. Bislang entfallen rund 7 % der weltweiten Ausfuhren auf diesen Bereich, wobei Schweden und Frankreich die Liste der Spitzenreiter deutlich anführen. In den ersten zehn Monaten des Jahres 2021 lieferte Russland 18,6 Milliarden Liter Wodka ins Ausland, was einem Anstieg von 5,6 % gegenüber 2020 entspricht, in Geldwert ausgedrückt sind das 12,3 % mehr. Die Gesamteinnahmen beliefen sich auf 112,67 Millionen Euro.
Maschinen und Anlagen – 6,3 %
Der Exportanteil von Maschinen und Ausrüstungen beträgt 6,3 %. In Geldwert stiegen die Exporte im Vergleich zu 2020 um 29,3 %.
Der Warenwert des Exports stieg im Einzelnen bei:
- Elektrogeräten um 40,4 %,
- mechanischer Ausrüstung um 23,5 %,
- optischen Instrumenten und Apparaten um 16,7 % und
- Landverkehrsmitteln (außer Eisenbahn) um 10,1 %.
Das Volumen des Pkw-Exports stieg deutlich um 42,3 % auf 1,159 Mrd. Euro, das Volumen des Lkw-Exports nahm um 11,5 % auf 272,6 Mio. Euro zu. Die Exportleistung dieses Segments steigt vor allem aufgrund der Auswirkungen der niedrigen Kennzahlen des letzten Jahres, als die Exporte um mehr als ein Drittel zurückgegangen waren.
Darüber hinaus bauen die russischen Automobilhersteller ihre Marktpräsenz aus: Das Uljanowsker Automobilwerk (UAZ) kehrte vor kurzem auf den angolanischen Markt zurück, und die GAZ-Gruppe begann mit dem Verkauf von Autos in Bulgarien. Gleichzeitig geht der größte Teil der Exporte in die GUS-Länder.
Holz sowie Zellstoff- und Papierprodukte – 3,6 %
Der Export-Anteil von Holz-, Zellstoff- und Papierprodukten lag im Zeitraum Januar – Oktober 2021 bei 3,6 %. In Geldwert ausgedrückt nahm die Ausfuhr um 37,7 % zu, was auf die gestiegenen Preise in diesem Jahr zurückzuführen ist. Gleichzeitig blieb das Warenvolumen auf dem gleichen Niveau, es gab jedoch Veränderungen in seiner Struktur.
Das Exportvolumen stieg im Einzelnen bei:
- Sperrholz um 5,1 % und
- unbehandeltem Holz um 0,3 %
und ging zurück bei:
- Zeitungsdruckpapier um 17,3 % und
- Schnittholz um 5,2 %.
Bonus: Starke Zunahme geheimgehaltener Ausfuhren in NATO-Länder
Von Januar bis September 2021 sind die Ausfuhren verdeckter Güterkategorien, darunter Waffen, Flugzeuge, Nuklearmaterial und andere, in NATO-Länder nach Angaben des Föderalen Zolldienstes stark gestiegen. Die Exporte dieser Warenkategorie beliefen sich auf insgesamt 7,15 Mrd. Euro. Dabei bleibt Algerien mit 869 Mio. Euro das zweite Jahr in Folge der größte Abnehmer, während China und Indien ebenfalls zu den zehn größten Abnehmern gehören. In diesem Jahr befanden sich jedoch unerwartet viele NATO-Staaten unter den ersten zehn Importeuren.
Rangliste der Länder, die als geheim eingestufte Waren aus Russland exportieren:
- Algerien
- USA
- Tschechische Republik
- China
- Indien
- UAE
- Deutschland
- Vereinigtes Königreich
- Estland
- Niederlande
Ein Teil des Anstiegs der Ausfuhren in die Tschechische Republik, die Niederlande und Deutschland könnte technisch bedingt sein und damit zusammenhängen, wie sich die vorübergehende Ausfuhr von Flugzeugen aus Russland zu Reparaturzwecken niederschlägt, meint die russische Wirtschaftszeitung RBC.
Es ist zudem bekannt, dass „Produkte der anorganischen Chemie, Verbindungen ... radioaktiver Elemente oder Isotope“ für rund 44,11 Millionen Euro nach Deutschland geliefert wurden. Der Export in die USA, einschließlich der Verbringung von angereichertem Uran (Plutonium), belief sich auf 741,98 Mio. Euro.