Die Wege eines Touristen kreuzen heute nur noch selten die eines 08/15-Einwohners des jeweiligen Zielortes. Wenn Sie nicht gerade Bekannte, Freunde oder gar Verwandte in der Gegend haben, die Sie besuchen können. Unterkunft gibt's per Smartphone-App, geführte Touren bringen Sie von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten, ohne dass sie sich verlaufen und womöglich noch einem Einheimischen in die Arme laufen können. Obwohl jene doch die spannenderen, cooleren, ausgefalleneren Plätze in der Stadt kennen müssen.
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Programmierer von der Sankt Petersburger ITMO-Universität arbeiten jetzt an einem Computeralgorithmus, der diese Lücke schließen soll. Dann brauchen Sie keine Freunde und Familie mehr, um die Geheimtipps fremder Städte herauszufinden. Ziel ist es, Museen, Cafés, straßenzüge und andere hippe Orte bei Instagram und ähnlichen Netzwerken und Geolokalisierung Einheimischer zusammenzutragen.
Zum Test analysierten sie Forscher Instagram-Bilder in Sankt Petersburg aus dem Jahr 2016. Damals war die Stadt an der Newa zur weltweiten Kultur-Reisehauptstadt und einem führenden Reiseziel in Europa gekürt worden. Die Wissenschaftler stellten eine Liste der bei Einheimischen beliebtesten Orte zusammen und verglichen diese mit denen von Touristen.
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"Instagram hat über 600 Millionen Nutzer in der ganzen Welt", schreiben die Entwickler. "Die populärsten Beiträge stammen von bestimmten Orten, historischen Gebäuden und spannenden Gegenden. Aber ohne Zweifel unterscheiden sich die Lieblingsorte der Einwohner von denen der Besucher." Touristen fotografierten demnach meistens im Stadtzentrum, vor allem entlang der Hauptverkehrsstraße, dem Newskij-Prospekt. Darauf folgen die Eremitage, das Russische Museum, die Kasaner und die Isaak-Kathedralen sowie die Kathedrale auf dem Blut.
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"Die Lieblingsplätze der sind derweil viel weiter über die Stadt verteilt", sagt Entwicklerin Ksenia Muchina gegenüber Russia Beyond. Die Petersburger fotografieren sich demnach am liebsten am Winterpalast und der Lomonossow-Brücke, auf der Krestowskij-Brücke am neuen Stadion und dem Gelände "Neu-Holland".