Das im Nordwesten der Hauptstadt gelegene Chodynkafeld (zu Russisch „Chodynskoje Pole“) ist seit den Zeiten Katharinas der Großen als Ort für Großveranstaltungen bekannt. Ende des 19. Jahrhunderts wurde hier die Allrussische Kunst- und Industrieausstellung eröffnet.
Am 14. Mai 1896 fand in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale im Kreml die Krönung von Nikolaus II. statt. Vier Tage später, am 18. Mai, während der Krönungsfeierlichkeiten, ereignete sich die Katastrophe: Als den Gästen kaiserliche Geschenke versprochen wurden, drängten sich zum Chodynkafeld etwa eine halbe Million Menschen. Wegen schlechter Organisation kam es zu einem schrecklichen Ansturm, der zum Tod von 1.400 Menschen führte.
1910 wurde in Moskau unter der Schirmherrschaft des Zaren die erste russische Luftfahrtgesellschaft gegründet. Anschließend wurde ein Teil des Geländes in ein Flugfeld verwandelt.
Die erste Infrastruktur des Flugplatzes wurde durch Flugbegeisterte errichtet: Amateurpiloten spendeten ihr eigenes Geld für den Bau der Landebahn und der Flugzeughangars. Danach flogen sie mit ihren eigenen Flugzeugen über die Stadt. Das Feld wurde weiterhin für Militärparaden und Volksfeste genutzt. Die ersten Flugshows fanden ebenfalls hier statt.
Nach der Revolution von 1917 wurde das Chodynkafeld zur Wiege der sowjetischen Luftfahrt. Anfang der 1920er Jahre wurde der Ort nicht nur für die Bedürfnisse der Armee sowie der Ausbildung von Piloten genutzt, sondern auch für die ersten Zivilflüge. 1922 startete hier Russlands erster internationaler Flug: von Moskau nach Berlin über Königsberg.
1923 fand der erste reguläre Flug zwischen Moskau und Nischni Nowgorod statt und die Fluggesellschaft Dobroljot wurde gegründet. Die ersten Flugzeuge konnten nur vier bis acht Passagiere befördern. Aber von dort aus wurden täglich Flüge in verschiedene Städte durchgeführt. Es mag heute seltsam klingen, aber beim ersten Flug mussten die Passagiere die Flugbewegungen des Flugzeugs überwachen und bereit sein, dem Piloten zu helfen!
Zu Beginn der 1930er Jahre gab es in der Sowjetunion bereits regelmäßige internationale und inländische Flüge. Ein Grenzdienst wurde ebenfalls eingerichtet. 1931 ging unweit des Flugplatzes das erste sowjetische Flugterminal in Betrieb. Nach dem Einchecken wurden Passagiere mit dem Bus von dort zum Flugzeug befördert.
Nach dem Absturz einer ANT-20 in der nahe gelegenen Siedlung Sokol (Falke) im Jahr 1935 wurden jedoch zivile Flüge eingestellt. Seitdem benutze man den Flugplatz nur noch für Wartungs-, Test- und Militärflüge.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden außerhalb Moskaus neue Flughäfen gebaut: Wnukowo, Bykowo, Ostafjewo. Der erste russische Flughafen diente auch als Testfeld für das Konstruktionsbüro von Ilоusсhin und Suchoi.
In der Zwischenzeit verlegte das sowjetische Verteidigungsministerium seine Sportinfrastruktur auf das Gelände des Flughafens: Schwimmbad, Stadion und Ausstellungshalle. Hier fanden auch Luftfahrtausstellungen statt.
Das letzte Flugzeug startete vom Chodynkafeld am 3. Juli 2003. Auf dem Flugplatz gab es noch viele Flugzeuge, und die Stadtverwaltung hatte Pläne, das Gelände in ein Luftfahrtmuseum umzuwandeln. Aber während die Flugzeuge auf Restaurierungsarbeiten warteten, entstanden hier schließlich ein Sportkomplex, Moskaus größtes Einkaufszentrum und die neue Metrostation ZSKA.
2018 wurde die frühere Landebahn in einen Park „Chodynskoje Pole“ umgewandelt. Nur ein Flugzeug auf dem Kinderspielplatz erinnert daran, dass es einst einen echten Flughafen gab. Die Landebahn selbst wurde erhalten und dient nun als große Zone für Skater und als Promenade für Fußgänger.