Russland entwickelt seinen ersten Roboter für Militäreinsätze am Boden und Missionen im Weltall

Pressedienst von Roskosmos / RSC Energia / Sputnik
Dieser mit einem Maschinengewehr und Panzerabwehrraketen ausgestattete Roboter bewacht das Gelände des russischen Kosmodroms Wostotschny im Fernen Osten. In Zukunft könnte er aber auch an russischen Forschungsmissionen auf dem Mond teilnehmen.

Im Oktober testete das russische Militär erfolgreich ein unbemanntes Bodenfahrzeug vom Typ Marker zur Verteidigung des Kosmodroms Wostotschny. Ziel der Erprobung war es, herauszufinden, wie gut sich die Maschine für Patrouilleneinsätze eignet und wie gut sie potenzielle Feinde unter verschiedenen Wetterbedingungen - von praller Sonne bis zu sintflutartigen Regenfällen mitten in der Nacht - aufspüren kann.  

Die Beamten des Verteidigungsministeriums und von Roskosmos waren mit den Ergebnissen zufrieden und stellten fest, dass das Fahrzeug für weitere militärische Tests bereit ist, bevor es als erster Roboter vom Militär und von Wissenschaftlern zur Erforschung anderer Planeten eingesetzt wird. 

Was ist der Marker? 

Marker ist ein unbemanntes Bodenfahrzeug, das mit 7,62x54 mm Maschinengewehren und zwei Panzerabwehrraketen bewaffnet ist. Bei den Tests erwies sich die Maschine als fähig, drei Tage lang ohne Aufladung autonom zu operieren.    

Arkadi Petrossow, Leiter des Projekts des Nationalen Zentrums für die Entwicklung von Technologien und Grundelementen der Robotik, wies darauf hin, dass Marker dank der künstlichen Intelligenz und der autonomen Bewegung in einer unbekannten Umgebung über die besten Objekterkennungsfähigkeiten in Russland verfügt. 

Die künstliche Intelligenz befindet sich sowohl auf einer Plattform mit Rädern als auch auf einer Plattform mit Raupen und kann bis zu 100 Kilometer weit fahren, auf der Straße ebenso wie im Gelände. Der Bediener muss nur den Start- und Endpunkt festlegen; der Roboter findet seine Route selbst und erstellt mithilfe von Kameras und anderen Sensoren eine Karte. Marker ist in der Lage, Hindernissen automatisch auszuweichen und dabei die schnellste Route zu nehmen. 

Das Fahrzeug ist mit einer Reihe von Kameras ausgestattet, die entlang des Rumpfes angebracht sind. Sie bieten eine Rundumsicht und machen sich ein vollständiges Bild von der Umgebung und der befahrbaren Straße. 

Vereinfacht ausgedrückt ist Marker so etwas wie die militarisierte Version eines Tesla, der auch abseits der Straße fahren kann. 

Dmitri Rogosin, Chef des Roskosmos-Konzerns, ist sogar der Meinung, dass die Maschine über ein hohes wissenschaftliches und technisches Potenzial verfügt. Sie könne für die Entwicklung von Geräten für die Forschung auf dem Mond und anderen Himmelskörpern verwendet werden.  

Zusätzliche Funktionen  

Der Marker wurde auch im Zusammenspiel mit einem Drohnenschwarm getestet. Das Fahrzeug wurde bei der Arbeit mit einer Gruppe von fünfzehn Drohnen gezeigt, die in drei Fünferteams zusammenarbeiteten. Das Luftteam ermöglichte eine weitreichende Aufklärung, so dass der Marker auch unzugängliche Stellen, insbesondere in städtischen Gebieten, einsehen konnte. Drohnen können auch Zieldaten übermitteln, damit der Marker diese Ziele bekämpfen kann, die er nicht direkt sehen kann. 

Die Maschine kann auch als Drohnenträger und Drehscheibe für die Drohnen verwendet werden. Der Grund für die große Anzahl von Drohnen ist nicht nur die breite Abdeckung, sondern unter anderem auch der Einsatz von Schwärmen von Kamikaze-Angriffsdrohnen.

Die Zukunft von Marker 

Anfang Oktober traf Präsident Putin mit den Marker-Entwicklern des Verteidigungsministeriums in Sotschi zusammen und beauftragt sie, bis 2027 Plattformen mit künstlicher Intelligenz zu entwickeln, die in der Lage sein werden, auf dem Schlachtfeld ohne menschliches Zutun selbstständig zu agieren. „Die Regierung wird fast 200 Milliarden Rubel (etwa 3 Milliarden Dollar) für diese Aufgaben bereitstellen", erklärte Dmitri Safonow, ein ehemaliger Militäranalyst der Zeitung „Iswestija“, gegenüber „Russia Beyond“.  

Der Experte erklärt, dass die Amerikaner bereits solche Tests durchführen. „Sie haben Bilder und Daten über mögliche Ziele in ihr Modular Advanced Armed Robotic System (MAARS) integriert und getestet, wie sie sich auf einem Schießplatz verhalten, wenn sie Ziele selbst zerstören müssen", sagte er. 

Ihm zufolge wurden ähnliche Technologien auch in die Abrams-Panzer integriert, und wenn sich die Robotertechnologien auf dem Schießplatz bewähren, werden die Amerikaner mit realen Gefechtsversuchen mit Panzern und Robotern fortfahren.  

Kampfroboterplattform

„Wir sind bei diesen Tests noch einen Schritt hinter ihnen zurück. Aber wir werden sie einholen", ist Safonow überzeugt.   

Zurzeit kombiniert das russische Verteidigungsministerium zwei Arten von Marker-Tests. Bei der ersten Art handelt es sich um Schusstests, bei denen die Maschinen selbstständig nach Objekten suchen und diese durch Auslösen des Feuerknopfes durch den Bediener sichern. Bei der zweiten müssen diese Maschinen selbstständig patrouillieren und ohne menschliches Eingreifen Aufklärungsmissionen am Boden in Gruppen von bis zu fünf Fahrzeugen durchführen, wobei die künstliche Intelligenz alle ihre Aktionen steuert, ohne zu schießen.  

Der Marker wird wie andere moderne russische Militärplattformen als modulares System entwickelt. Dies geschieht, damit andere Auftragnehmer und interessierte Parteien Technologien und Arsenale anbieten können, die dann einfach ergänzt werden können. Ähnlich wurde mit der Armata-Plattform verfahren. „Der Marker hat also die gleiche Zukunft", erklärte Iwan Konowalow, Entwicklungsdirektor der Stiftung zur Förderung von Technologien des 21. Jahrhunderts, gegenüber „Russia Beyond“.  

Er sagt, das sei der Hauptgrund, warum eine Reihe staatlicher Unternehmen an diesem Roboter interessiert sind - das Verteidigungsministerium ebenso wie das Unternehmen Roskosmos, das ihn als Verteidigungsinstrument für seine Weltraumbahnhöfe und  Forschungen auf dem Mond und anderen Himmelskörpern vorsieht.

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