Wer sind Russlands Hauptverbündete?

Geschichte
OLEG JEGOROW
Russland ist nicht Teil eines mächtigen Militärbündnisses wie der Nato, hat aber auf der ganzen Welt politische und wirtschaftliche Verbündete. Einige von ihnen sind sogar verpflichtet, Russland im Konfliktfall beizustehen.

„Russland hat nur zwei Verbündete: seine Armee und seine Marine“, pflegte Zar Alexander III. zu sagen (rus). Dieses Zitat aus dem 19. Jahrhundert wird noch immer gerne genutzt, wenn jemand betonen möchte, dass Russland auf internationaler Bühne nur sich selbst vertrauen kann, insbesondere in schweren Zeiten.

Sogar Russlands Präsident Wladimir Putin zitierte (rus) Alexander III., als er 2015 gefragt wurde, wer denn Russlands Verbündete seien, wenn er auch schnell klarstellte, dass er nur scherze und Russland durchaus ausländische Partner hätte. Aber wer ist das?

Postsowjetische Verbündete

Wenn es um Staaten geht, mit denen Russland rechtlich bindende Abkommen zur gegenseitigen Verteidigung hat, reden wir dabei in erster Linie von den Mitgliedern der Organisation des Vertrags über kollektive Sicherheit (OVKS), einer zwischenstaatlichen Allianz, die 1992 gegründet wurde und inzwischen sechs postsowjetische Staaten unter ihrem Dach vereint: Russland, Armenien, Weißrussland, Kasachstan, Kirgisien und Tadschikistan.

Gemäß der Charta der OVKS (eng) gehört es zu ihren Aufgaben, „im Falle einer Bedrohung der Sicherheit, Stabilität, territorialen Integrität und Souveränität eines Mitgliedstaates gegenseitigen Schutz zu gewähren“. In dem Abkommen wird betont, dass die Mitglieder auf politische Mittel setzen, um die Ziele zu erreichen, dennoch hat die OVKS eine rund 25 000 Soldaten starke gemeinsame Armee.  

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Verträge

Die OVKS-Truppen waren bislang noch nie im Kampfeinsatz, doch die Organisation führt regelmäßig militärische Übungen durch. Auf die Frage, wer Russlands Verbündete im Jahr 2018 seien, nannte (rus) Putins Pressesprecher Dmitri Peskow zuallererst die OVKS-Mitgliedstaaten.

Zwei weitere Staaten, die mit Russland rechtlich verbindliche Abkommen haben, sind Abchasien und Süd-Ossetien, beides selbsternannte Republiken, die nur von fünf UN-Mitgliedern anerkannt werden, darunter Russland. Moskau garantiert den Republiken Schutz und diese sind im Gegenzug verpflichtet, Russland im Angriffsfalle zu helfen – auch wenn ihre militärischen Möglichkeiten weitaus bescheidener sind.

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Wer steht noch an Russlands Seite?

Streng genommen sind dies alle Staaten, mit denen Russland militärische Abkommen hat. Doch eine Reihe anderer Länder werden manchmal zu Russlands Verbündeten gezählt, auch wenn es keine offiziellen Vereinbarungen gibt. Zum Beispiel Syrien: Offensichtlich unterstützt Russland das Assad-Regime in militärischer und politischer Hinsicht massiv. „Natürlich ist Syrien unser Verbündeter“, sagte (rus) Peskow. „Jedoch, soweit ich weiß, gibt es kein Dokument über die umfassenden gegenseitigen Beziehungen.“

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Ein weiteres Beispiel ist China: Der asiatische Wirtschaftsriese gehört den BRICS-Staaten und der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) an, ökonomischen Interessengemeinschaften, zu denen auch Russland gehört. Darüber hinaus führt Russlands Militär regelmäßig gemeinsame Manöver mit den chinesischen Kollegen durch. Als er sich zu einem dieser Manöver 2018 äußerte, nannte (rus) Peskow China einen Verbündeten.

Politikwissenschaftler halten dies für eine Übertreibung. Sergej Karaganow, Vorsitzender des Rates für Außen- und Verteidigungspolitik, sagt (rus): „Unsere Länder nähern sich an, doch eine intensive militärische und politische Allianz ist unmöglich. Russland will nicht Chinas Junior-Partner sein, der Senior-Partner können wir nicht sein. Im Moment ist alles gut so, wie es ist.“

Indien könnte als weiterer möglicher Verbündeter bezeichnet werden. In vielerlei Hinsicht ähnelt die Beziehung zwischen Russland und Indien der zwischen Russland und China. Auch Indien ist Mitglied bei BRICS und der SCO, führt gemeinsame Militärmanöver mit Russland durch und kauft eifrig russische Militärausrüstung. Aber wir können daran auch einige Probleme erkennen. So sagt (rus) beispielsweise der russische Politikwissenschaftler Alexander Chramtschichin: „Russland versucht, Indien in eine trilaterale Allianz mit China einzubinden, während es einen Verbündeten gegen China braucht“. So gestalten sich die Beziehungen in diesem Dreieck recht kompliziert. Und unterm Strich verfolgt jedes Land ohnehin zuallererst die eigenen Interessen.

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