Das Leben in der sowjetischen Ukraine (FOTOS)

N. Seljutschenko/Sputnik
Die Ukraine (zu Sowjetzeiten hieß sie offiziell Ukrainische Sozialistische Sowjetrepublik) war der Brotkorb der Sowjetunion, Industriezentrum und beliebtes Ziel für Gesundheitstouristen. Das Meer, das Klima, die Natur und die Gastfreundschaft zogen Besucher aus dem ganzen Land an.

Das Hotel Ukraina ist einer der berühmten stalinistischen Wolkenkratzer in Moskau. Das Hotel wurde erst nach Stalins Tod fertiggestellt. Den Namen „Ukraina“ wählte sein Nachfolger Nikita Chruschtschow aus. Der Grund war einfach: Chruschtschow hatte fast sein ganzes Leben in der Ukraine verbracht und dort zunächst als Vorsitzender des Ministerrates und dann als Erster Sekretär des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei gedient. Er war ein leidenschaftlicher Förderer der freundschaftlichen Beziehungen zwischen den „brüderlichen Völkern“ Russlands und der Ukraine. Eine seiner ersten Entscheidungen als Generalsekretär war es außerdem, der Ukraine 1954 die Krim zu geben (was damals de facto kaum einen Unterschied machte).

Ansicht Hotel Ukraina in Moskau

Russland und die Ukraine waren jahrhundertelang vereint, daher werden Russen und Ukrainer oft als Brudervolk bezeichnet. In der „Geschichte vergangener Jahre“, einer alten Chronik, wird Kiew „die Mutter russischer Städte“ genannt. Dieser Ausdruck findet noch heute Verwendung.  

1954 feierte die UdSSR den „300. Jahrestag der Wiedervereinigung der Ukraine und Russlands“ - ein Ereignis, das 1654 stattfand, als der Hetman (Hauptmann) der Kosaken-Armee Saporoschje, Bohdan Chmelnizkij, sich in die Dienste von Zar Alexei Michailowitsch Romanow stellte. Alexei war der Vater von Peter dem Großen. 

Gala Konzert zum „300. Geburtstag der Wiedervereinigung der Ukraine mit Russland“, Kiew, 1954 

Viele Jahre lang war die Region, die Teil des Russischen Reiches wurde, als Malorossija (Kleines Russland) bekannt. Nach der Revolution von 1917 erlangte die Ukraine Autonomie und trat der UdSSR als eigenständige Republik bei. 1991 wurde sie ein unabhängiger Staat.

Architektur und Städte 

In vielen ukrainischen Städten können Sie alle Merkmale der typischen sowjetischen Architektur sehen: Gebäude im stalinistischen Stil, die flachen, „Chruschtschowkas“ genannten, Wohnblöcke und Lenin-Denkmäler, von denen jedoch viele im Rahmen der „Entsowjetisierung“ abgebaut wurden.

Dennoch überraschte das Land Besucher durch seine Vielfalt. Auf der Krim stehen bis heute kaiserliche Sommerpaläste, die als Pionierlager und Gästehäuser genutzt wurden. Die Westukraine war ein Relikt des alten Europas. Wann immer eine europäische Kulisse für einen sowjetischen Film benötigt wurde, stand Lwiw, Lemberg, ganz oben auf der Liste. Und Odessa wurde von Europäern gebaut, eine Art südliches St. Petersburg.

Chreschtschatyk, Kiewer Hauptstraße, 1979 
Brücke über den Dnepr, Kiew, 1965
Straßen in Dnjepropetrowsk, 1970
Akademisches nationales Theater für Oper und Ballett Odessa, 1969
Pionierpalast, Sewastopol, 1970
Pioniere auf einem Ausflug zum Woronzow Palast, Krim, 1970 
Schloss Schwalbennest, Krim, 1968 

Lwiw, 1970 

Brotkorb  

Die Ukraine ist eine Region der Schwarzerde, die sehr gut für die Landwirtschaft genutzt werden kann. In Kombination mit dem milden Klima eignet sie sich hervorragend für den Anbau von Getreide und aller Arten von Früchten wie Trauben, Wassermelonen usw.

Sowjetbürger, die in rauerem Klima lebten, waren neidisch. Wer Verwandte in der Ukraine hatte, erhielt oft Päckchen mit saftigen Aprikosen oder Melonen. Die Ukraine produzierte Mehl, Brot, Milchprodukte sowie frisches Obst und Gemüse für die gesamte Sowjetunion. Das Land war und ist auch im Weinbau stark. Die Produktion von Zucker aus Rüben war ein weiterer wichtiger Bestandteil des landwirtschaftlichen Komplexes.

Obst- und Gemüseverkäufer in einer Straße von Jewpatorija, Krim, 1979
Straßenhandel in Charkow, 1958–59
Weinlese auf der Krim, 1970
Ernte im Kollektiv, Region Tscherkassy, 1935 

In den Jahren 1932 bis 1933 kam es in der Ukraine zu einer verheerenden Hungersnot, bei der unterschiedlichen Schätzungen zufolge zwei bis sieben Millionen Menschen ums Leben kamen. Dies war auf Ernteausfälle und die Beschlagnahme von Nahrungsmitteln durch die Behörden zurückzuführen.

Dieses Ereignis, bekannt als Holodomor, wird von russischen und ukrainischen Historikern und Politikern sehr unterschiedlich bewertet. Die moderne Ukraine betrachtet die Aktionen der Sowjetregierung als Völkermord an den Ukrainern. Russland beruft sich darauf, dass es solche Aktionen und Hungersnöte auch anderswo in der Sowjetunion gegeben habe. Lesen Sie hier mehr über die Hungersnot in der UdSSR.

Gesundheitstourismus 

Die Ukraine hatte alles zu bieten, was es für einen erholsamen Urlaub brauchte. An der Schwarzmeerküste auf der Krim, in Cherson und in Odessa wimmelte es von Sanatorien und Resorts. Auf der Krim konnte man Bergwandern und in den Karpaten sogar Skifahren. 

Ukraina-Sanatorium, Krim, 1959
Jalta Strand, 1969
Erholungszentrum Rodniki im Schwarzmeer-Schiffbauwerk am Ufer des Südlichen Bug, 1974
Die Südküste der Krim, 1981
Bau von Ferienhäusern für Touristen in den Karpaten, Region Iwano-Frankiwsk, 1970

An der Front 

Während des Zweiten Weltkriegs war die Ukraine Schauplatz vieler entscheidender Schlachten. In den Jahren 1941 bis 1942 besetzten die deutschen Truppen dort fast alles. Juden wurden gezwungen, in Ghettos zu leben und massenhaft hingerichtet. Babi Jar ist der Name einer berüchtigten Schlucht bei Kiew, in der mehr als 100.000 Menschen erschossen wurden.

In den Jahren 1943 bis 1944 befreite die sowjetische Armee die gesamte Ukraine. Der Schaden war jedoch gewaltig - unzählige Dörfer waren niedergebrannt, Städte zerstört. 

Babi Jar, 1943
„Der Feind hat unser Geburtshaus niedergebrannt“, Ukraine am linken Ufer, 1943
„Her mit Kiew“, Überquerung des Dnepr, 1943
Odessa in den ersten Tagen nach der Befreiung, 1944

Industrie

Bergbau, Energie, Ingenieurwesen, Metallurgie ... Dies sind nur einige der Industrien, die in der sowjetischen Ukraine florierten. Die Bauarbeiten in der gesamten Republik gingen rasant voran. Fabriken und Minen waren voll ausgelastet.

Saporoshez-Autos vom Automobilhersteller Saporoschje, 1970
Sowjetischer LAZ-697 Bus aus dem Werk Lwiw, 1970
Hafen Odessa, 1958
Traktorwerk in Charkow, 1958-59
Saporoschstal Stahlwerk, 1974
Schweißen von Statoren im Turbogeneratorwerk Charkow, 1958–59
Bergleute in der Gwardeiskaja-Mine, Krywyj Rih, 1970 

Tschernobyl 

Eines der tragischsten Ereignisse der sowjetischen Ukraine war zweifellos die Katastrophe von Tschernobyl von 1986. Ein Kernreaktor explodierte. Eine große Menge radioaktiver Strahlung trat aus.  

Die Tragödie wurde noch größer, weil die Behörden es versäumten, die Anwohner und Bewohner in nahegelegenen Regionen zu informieren. Viele von ihnen litten und starben in der Folge an der Strahlenkrankheit. 

Radioaktivitätsmessung, 1986
Radioaktivitätsmessung aus einem Hubschrauber heraus, 1986

>>> Tschernobyl-Katastrophe: Warum die Sowjetunion so lange schwieg

Das Leben, schlicht und einfach 

Diese Fotos zeigen den Alltag in der sowjetischen Ukraine, einschließlich der Feierlichkeiten zum Ersten Mai. Zu sehen sind eine typisch sowjetische Inneneinrichtung, damalige Mode sowie bunt bestickte Trachten.

Kindergarten Nr. 1 des Arsenal-Werks im Bezirk Petschersk, Kiew, 1953
Maifest in Charkow, 1974
Vorarbeiter mit Familie, Odessa, 1971
Touristen auf der Potjomkin-Treppe, Odessa, 1968
Jugendliche in der Westukraine, 1940
Fischhandel auf einem Markt in Odessa, 1970
Touristen auf dem Deck eines Schiffes auf der Donau, 1969
Auf einer Straße in Odessa, 1970

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