Wodka wurde am 10. Oktober 1503 erstmals im Moskauer Kreml destilliert. Davor wurde Wodka (damals Aqua Vita genannt, lateinisch für „Wasser des Lebens“) aus Europa gekauft und als Arzneimittel gegen Erkältungen und niedrigen Blutdruck verwendet. 1503 wurde die erste russische Brennerei errichtet und die Produktion von russischem Wodka begann - zunächst in kleinen Mengen und ausschließlich für die kaiserliche Familie.
Wir wissen nicht viel über die Trinkgewohnheiten der Rjurikiden-Zaren, außer der bloßen Tatsache, dass sie tranken. Iwan der Schreckliche trank in seiner Jugend und in späteren Jahren häufig Wodka, aber es war Peter der Große, der Wodka als unverzichtbares alkoholisches Getränk auf der kaiserlichen Tafel während Feierlichkeiten etablierte.
Zar Peter entdeckte den Alkohol schon in jungen Jahren im Deutschen Viertel in Moskau. Russische Chroniken erwähnen, dass der junge Zar beim Besuch seiner europäischen Freunde - Franz Lefort, Patrick Gordon und anderen - gerne mit ihnen trank. Boris Kurakin, Peters Vertrauter und Begleiter, schrieb über Peters Aufenthalte in Leforts Haus im Deutschen Viertel: „Es war ausschweifend. Sie tranken in unvorstellbaren Mengen, drei Tage hintereinander und sie verließen das Haus nicht. Einige tranken so viel, dass sie an Ort und Stelle starben. Und seit diesen Zeiten bis heute [1705] geht das Trinken weiter und wurde auch bei edlen Frauen beliebt.“
Peter begann seinen Tag mit einem Schuss Wodka zu einem Stück Gurke. Bei seinen Versammlungen, so nannte er seine Partys, galt eine Regel: Wenn ein Staatsmann zu spät kam, musste er sofort einen ganzen Pokal voller Wodka auf einmal trinken: 1,5 Liter.
Katharina I., Peters Gemahlin, die ihm nach seinem Tod auf den Thron folgte, teilte seine Liebe zum Alkohol. Jacques de Campredon, der erste französische Botschafter in Russland, schrieb 1725, fünf Monate nach dem Tod von Peter dem Großen, dass Katharinas Lieblingsbeschäftigung „fast tägliche Trinkgelage“ waren, die „eine ganze Nacht und einen großen Teil des Tages andauerten“.
Ein Sekretär der sächsischen Botschaft schrieb, Katharina habe ihren Tag mit einem Glas Wodka begonnen (die Kaiserin bevorzugte Wodka aus Danzig). Am Abend ging sie zu ungarischen Weinen über. Der Historiker Jewgeni Anisimow schrieb, dass Müßiggang Katharinas Lieblingsbeschäftigung gewesen sei.
Offensichtlich tranken nicht alle russischen Kaiser gern. Anna Iwanowna zum Beispiel verabscheute Alkohol. Katharina die Große trank, aber mäßig - sie zog Kaffee Spirituosen vor.
Wir wissen nicht viel über die Trinkgewohnheiten von Paul I. und seinem Sohn Alexander I. Alexanders Bruder und der nächste Kaiser, Nikolaus I., war Abstinenzler, er trank selbst bei offiziellen Empfängen, die zu seinen Ehren ausgerichtet wurden, keinen Wein. Bei Auslandsreisen bat er darum, den Wein durch Wasser zu ersetzten. Es störte ihn jedoch nicht, wenn andere in seiner Gegenwart Alkohol tranken.
Dagegen hielt sich Nikolaus‘ Sohn Alexander II. nicht zurück beim Alkohol. Er bevorzugte jedoch Wein und Champagner gegenüber Wodka. Der Historiker Igor Simin zitiert Aufzeichnungen vom Kaiserhof, die eine Festtafel anlässlich eines Balls in Anwesenheit des Kaisers am 7. Februar 1871 beschreiben. Insgesamt wurden 458 Flaschen aufgetischt, darunter 219 Flaschen Champagner, 173 Chateau Lafitte, acht Flaschen Madeira-Wein, elf Flaschen Sauterne. Es gab lediglich zwei Flaschen Wodka.
In Russland herrscht die weit verbreitete Überzeugung, dass Alexander III. ein Säufer war und an Komplikationen im Zusammenhang mit seinem übermäßigen Alkoholgenuss gestorben sei. Der Historiker Igor Simin hat dies jedoch widerlegt. Alexander III. sei ein extrem kräftiger Mann gewesen, der einiges vertragen habe, doch er sei nie bis zur Besinnungslosigkeit betrunken gewesen.
Alexanders Lieblingsgetränk war russischer Kwas, der 50/50 mit Champagner gemischt wurde. Unter den Weinen liebte er Likörweine aus Madeira und georgische Weine aus der Region Kachetien. Und er trank Whisky, Wodka und Anisette-Likör, den er augenzwinkernd „Fürzchen“ nannte.
Der letzte russische Kaiser war alles andere als ein Abstinenzler. In seinen Tagebüchern notierte er so manches Besäufnis und das durchaus mit Zufriedenheit. So schrieb er im August 1904: „Nachdem ich den Kantinen der unteren Ränge einen Besuch abgestattet hatte und schon sehr mit Wodka abgefüllt war, kam ich zur Offiziersversammlung.“ Im August 1906 heißt es: „Ich habe sechs Sorten Portwein probiert und wurde leicht beschwipst, was mich wunderbar schlafen ließ.“
Normalerweise trank Nikolaus schon vor dem Frühstück einen kleinen Schuss Wodka und ein Glas Madeira und zu den Mahlzeiten einige Gläser Portwein. Er trank gerne Champagner, doch nur selten Weiß- oder Rotweine. Seine Lieblingsgetränke sollen Wodka, Portwein und Pflaumenschnaps gewesen sein.
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.
Abonnieren Sie
unseren kostenlosen Newsletter!
Erhalten Sie die besten Geschichten der Woche direkt in Ihren Posteingang!