Russischer Stil: Die Romanows als populäres Kartenspiel (FOTOS)

Archivbild/CGACPPD
Zum 300. Jahrestag des Hauses Romanow fand 1903 im Winterpalast in St. Petersburg ein Maskenball statt. Alle Gäste mussten historische Kostüme aus dem 17. Jahrhundert tragen. In einem Kartenspiel wurde das historische Ereignis verewigt.

Dank Kaiserin Alexandra Fjodorowna, die dieses Ereignis für die Nachwelt festhalten wollte, sind heute über 100 Fotogravuren von diesem Ball in Archiven gespeichert. 

In St. Petersburg wurde ein Kartenspiel mit dem Namen „Russischer Stil“ entwickelt, das die Gäste dieses Balls zeigt. Wer ist auf den Karten zu sehen? 

Karo-Bube: Großherzog Andrei Wladimirowitsch 

Andrei Wladimirowitsch (1879-1956), ein Enkel Alexanders II., wählte für den Ball das zeremonielle Kostüm eines königlichen Falkners aus dem 16.-17. Jahrhundert. Nach der Revolution wanderte er zusammen mit seiner Mutter Maria Pawlowna nach Frankreich aus, wo er bis zu seinem Tod lebte. Er gilt offiziell als der letzte Großherzog der Romanow-Dynastie.

Herz-Königin: Großherzogin Xenia Alexandrowna

Xenia Alexandrowna (1875-1960), eine Schwester des letzten Kaisers Nikolaus II., verkleidete sich als Bojarin. Ihr Fächer und ihr Kokoschnik wurden von der Faberge-Schmuckwerkstatt hergestellt. Das Kleid basierte auf dem Kostüm von Zarin Maria im Theaterstück „Zar Boris“ von 1890. 

Zusammen mit ihrer Mutter, der verwitweten Maria Fjodorowna, wanderte sie 1919 zunächst nach Dänemark und dann nach Großbritannien aus.

Kreuz-Bube: Großherzog Michail Alexandrowitsch

Nach der Revolution dankte Nikolaus II. zugunsten seines jüngeren Bruders Michail (1878-1918) ab, der einen Tag lang als letzter Herrscher des russischen Reiches galt, bis auch er abdankte und bald von der neuen Regierung verhaftet wurde. Michail Alexandrowitsch verbrachte seine letzten Tage im Exil in Perm, wo er schließlich von örtlichen Tschekisten getötet wurde. Auf einem Foto vom Ball von 1903 trägt der Großherzog ein Zarewitsch-Feldkostüm.

Kreuz-Königin: Großherzogin Elisabeth Fjodorowna

Ella (1864-1918), wie sie innerhalb der Familie genannt wurde, war die Schwester der letzten Kaiserin und mit dem Moskauer Generalgouverneur Sergej Alexandrowitsch Romanow verheiratet. Auf diesem Foto ist sie als Prinzessin in einem gestickten goldenen Kleid gekleidet, das mit schwarzem Fell verziert ist. Sie trägt zudem einen juwelenbesetzten Kokoschnik.

Zwei Jahre nach diesem Ball wurde ihr Mann von einer von Revolutionären gezündeten Bombe getötet. Die Großherzogin verschenkte all ihren Schmuck und wurde Krankenschwester in einem von ihr gegründeten Kloster. 1918 wurde sie zusammen mit anderen Mitgliedern der kaiserlichen Familie lebend in eine Mine in der Stadt Alapajewsk im Ural geworfen.

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Herz-König: Zar Nikolaus II.

Für den großen Ball entschied sich Nikolaus II. (1868-1918) für die Kleidung von Zar Alexei Michailowitsch (1629-1676), dem zweiten Romanow auf dem russischen Thron. Interessanterweise wurden die Knöpfe und Streifen auf seinem Kostüm im 17. Jahrhundert hergestellt, während der Streitkolben, den der Kaiser hält, einst Alexei Michailowitsch selbst gehörte. Dieser mit Diamanten, Smaragden, Perlen und Turmalinen verzierte Streitkolben wird im Kreml-Diamantenfonds aufbewahrt. Der letzte Kaiser Russlands wurde zusammen mit seiner Familie im Keller eines Hauses in Jekaterinburg erschossen.

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Pik-Königin: Fürstin Sinaida Jussupowa

Das Kartenspiel enthielt auch Mitglieder des inneren Kreises der Romanows. Sinaida Nikolajewna (1861-1939) stammte aus der sagenhaft reichen Familie Jussupow. Ihr Sohn Felix, der Xenia Alexandrownas Tochter Irina heiratete, war einer der Mörder von Grigori Rasputin.

Auf der Flucht aus Russland im Jahr 1919 gelang es der Prinzessin, einen Teil des Familienvermögens außer Landes zu schaffen, was es der Familie ermöglichte, ein recht angenehmes Leben in Paris zu führen.

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Kreuz-König: Graf Michail Grabbe

Generalleutnant Michail Grabbe (1868-1942) kleidete sich als Mitglied der königlichen Garde des 17. Jahrhunderts für den Ball. Er blieb dem Zaren auch lange nach der Revolution noch treu: Im Pariser Exil war er aktives Mitglied der Russischen Kaiserlichen Union, der Union der Anwälte der Erinnerung an Nikolaus II. und ähnlicher Gesellschaften.

Karo-König: Staatsrat Nikolai Gartung

Über Nikolai Gartung ist wenig bekannt. Er war Gast dieses berühmten Balls und hatte sich als Bojar verkleidet. Er lieferte die Inspiration für den Karo-König in diesem Kartenspiel. 

Karo-Königin: Gräfin Alexandra Tolstaja

Gräfin Tolstaja, Hofdame von Maria Fjodorowna, der Mutter von Nikolaus II., und seiner Frau Alexandra, verkleidete sich auf dem Ball als unverheiratete Tochter eines Bojaren. Nach anderen Theorien basiert die Karo-Königin auf mehreren realen Figuren: nicht nur der Gräfin, sondern auch den Fürstinnen Wera Kudaschewa und Sofia Durnowo, die in ähnlichen Kostümen zum Ball kamen.

Herz-Bube: Adjutant Nikolai Wolkow und andere

Dies ist ein weiteres Bild, das von mehreren Gästen des berühmten Balls inspiriert wurde. Nikolai Wolkow (1870-1954), als Bojar verkleidet, diente zu dieser Zeit als Adjutant von Großherzog Alexei Alexandrowitsch (Sohn von Alexander II.). Zur Zeit der Revolution von 1917 war er im Ausland und kehrte nie mehr nach Russland zurück.

Die zweite Figur, auf der das Bild auf der Karte basiert, war Nikolai Schter, ein weiterer Offizier der kaiserlichen Garde des Preobraschenski-Regiments. Er trug ein Soldatenkostüm auf dem Ball. 

Und die dritte reale Figur hinter dem Herz-Buben war Alexei Tizel, ein Fähnrich der kaiserlichen Garde des Kavallerieregiments. Er ging auf dem Ball als Falkner verkleidet. Hinweis: Wir haben cornet als Hornbläser übersetzt, wissen aber nicht, ob das gemeint ist. Ansonsten hat der Begriff cornet für uns hier keinen Sinn ergeben. 

Pik-Bube: Adjutant Alexander Besak

Alexander Besak (1864-1942), als Bojar auf dem Ball verkleidet, war Adjutant von Großherzog Nikolai Michailowitsch, dem Onkel von Nikolaus II. Er beendete den Militärdienst vor dem Ersten Weltkrieg und lebte nach der Revolution in Frankreich.

Pik-König: Das Bild von Iwan dem Schrecklichen

Dies ist die einzige Karte, die keinen Gast des Balls von 1903 darstellt. Das Bild des Pik-Königs basiert auf einem Gemälde des Historienmalers Alexander Litowtschenko mit dem Titel „Iwan der Schreckliche zeigt dem englischen Botschafter Horsey seine Schätze“.

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