4 bizarre Fakten über die Verbindung von Religion und russischer Weltraumforschung

Geschichte
GEORGI MANAJEW
Die russische Nation hat eine Vergangenheit, die tief in religiöser Weltanschauung verwurzelt ist. Dennoch sagte der erste Mensch im All, Juri Gagarin, dass er Gott nicht gesehen habe. Dabei waren Religion und Astronautik schon immer eng miteinander verbunden.

Die Idee der Raumfahrt wurde zuerst von einem russisch-orthodoxen Philosophen entwickelt, der mit dem Nachnamen „Gagarin“ geboren wurde.

Der Schullehrer und Bibliothekar Nikolai Fjodorow (1829-1903) mochte das Konzept des geistigen Eigentums nicht und veröffentlichte zu Lebzeiten nichts. Er weigerte sich auch, sich porträtieren zu lassen. Zwei Bildnisse von ihm entstanden heimlich. Seine Lehren überlieferte er seinen Schülern und Freunden mündlich. Nikolai Fjodorow war der Begründer des russischen Kosmismus. Er war ein unehelicher Sohn von Fürst Pawel Gagarin (1789-1872). Es ist ein Zufall, dass der erste Mann im Weltraum ebenfalls den Namen Gagarin trug. Der Philosoph Nikolai war zu Lebzeiten unter dem Nachnamen seines Paten Fjodorow bekannt.

In seinem letzten Lebensabschnitt arbeitete er unter anderem in Moskau als Bibliothekar in der Bibliothek des Rumjanzew-Museums, der heutigen russischen Staatsbibliothek. Dort freundete er sich mit vielen Intellektuellen seiner Zeit an, darunter Leo Tolstoi und Konstantin Ziolkowski, dem Pionier der russischen Astronautik und Raketenwissenschaft.

Fjodorow folgte dem russisch-orthodoxen Christentum strikt, war aber zugleich ein Naturphilosoph. Seine Grundidee war die radikale Verlängerung des Lebens durch Wissenschaft. Er glaubte, dass die spirituelle und wissenschaftliche Entwicklung der Menschheit zur Erfüllung der ultimativen christlichen Idee führen würde: die Überwindung des Todes und die Wiederauferstehung der Toten durch Klonen. Fjodorow glaubte auch, dass die Erforschung des Weltraums notwendig sei, da die Ressourcen der Erde begrenzt seien. Später propagierten seine Anhänger, die sich „Biokosmisten“ nannten, die Idee der „unmittelbaren Entwicklung der Weltraumkommunikation“. Die Lehren von Fjodorow wurden auch von Sergei Koroljow, dem Vater des russischen Weltraumprogrammes, berücksichtigt.

Der Pionier der russischen Astronautik war ein religiöser Mystiker

Konstantin Ziolkowski wird zu Recht als „russischer Da Vinci“ bezeichnet. Neben seinen wissenschaftlichen Studien war er tief in der Mystik verwurzelt. Ziolkowski erklärte, dass er die Theorie der Raketentechnik nur als Ergänzung zur philosophischen Forschung zu diesem Thema entwickelt habe.

Ab seinem 35. Lebensjahr lebte und arbeitete er in Kaluga, der Stadt, die zum Zentrum der russischen theosophischen Bewegung wurde. Er war nach einer Scharlach-Erkrankung in jungen Jahren, taub. Ziolkowski war ein nachdenklicher Mensch und Autodidakt. Er war gleichzeitig eine sanfte Seele und hatte einen lebendigen Geist. Zweimal, behauptete er, habe er Visionen gehabt.

Seine eigene Philosophie bestand aus Theismus, Pantheismus und Esoterik. Er glaubte an die Existenz Gottes, verband ihn aber nicht mit Christus. Ziolkowski entwickelte parallel zu Fjodorows Ideen eine Theorie der Weltraumforschung und sagte: „Die Erde ist die Wiege der Menschheit, aber man kann nicht für immer in der Wiege leben!“

Die seltsame Numerologie des ersten Mannes im All

Sergei Koroljow (1907-1966), der führende Raketeningenieur und der Macher hinter Juri Gagarins erfolgreicher Mission, studierte die Werke von Nikolai Fjodorow und Konstantin Ziolkowski. Ihre Erkenntnisse und Ideen inspirierten Korolew, ein raketengetriebenes Fluggerät zu entwickeln. Es ist immer noch umstritten, ob Koroljow selbst religiös war, aber er war sicherlich abergläubisch. Es ist bekannt, dass Koroljow am Montag keine Starts durchführte. Er duldete auch die Anwesenheit von Frauen an der Startrampe nicht. Russische Kosmonauten pflegten viele Rituale.  

Was an der ersten von Koroljow geleiteten Weltraummission wirklich bemerkenswert ist, ist die Anzahl der „Zufälle“ in der Numerologie. Zuallererst fällt der 12. April, der Tag, an dem Gagarin in den Weltraum flog, im russisch-orthodoxen Kirchenkalender auf das Fest des heiligen Johannes Klimakos (Johannes von der Leiter), der Verfasser von „Treppe zum Paradies“, eines Textes, der beschreibt, wie ein Mönch christliche Vollkommenheit erlangt. Die Schrift wurde nach Jakobs Himmelsleiter (Genesis, Kapitel 28) benannt. Diese Beobachtung wird noch immer diskutiert, vor allem einige orthodoxe Geistliche messen ihr große Bedeutung bei.

Ein weiterer Zufall ist die Dauer des Fluges. Zweifellos wurde sie genaustens berechnet. Der auf Gagarins Mission folgende Flug von German Titow mit Wostok-2 dauerte vom 6. bis 7. August 1961 exakt einen Tag, eine Stunde und 11 Minuten. Juri Gagarin umkreiste am 12. April 1961 die Erde in 108 Minuten, wobei die Zahl 108 im Hinduismus und Buddhismus als heilig betrachtet wird. In diesen östlichen Religionen ist 108 eine Glückszahl, die mit göttlicher Harmonie, Vollendung und Erfolg verbunden ist.

Viele sowjetische Kosmonauten waren (und sind) gläubig

Es ist allgemein bekannt, dass Juri Gagarin 1964, drei Jahre nach seiner Mission, das Dreifaltigkeitskloster des heiligen Sergius besuchte, als Tourist. Aber in der atheistischen Sowjetunion erregte selbst eine solche Besichtigungstour Aufmerksamkeit und wurde zum Gegenstand von Untersuchungen durch die Partei. Später, in postsowjetischen Zeiten, wurden religiöse Überzeugungen wieder zur Privatsache. Und es stellte sich heraus, dass viele zeitgenössische russische Kosmonauten religiös sind.

Gleiches gilt für US-amerikanische Astronauten. Zum Beispiel sprach Gordon Cooper 1963 während seines Fluges ein Erntedankgebet, das er aufzeichnete. Am Heiligabend, dem 24. Dezember 1968, las die Besatzung von Apollo 8 aus dem Buch Genesis, als sie den Mond umkreisten, und es gibt noch mehr Beispiele.

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