Um es gleich zu sagen: Kein Kosmonaut ist unmittelbar im Weltraum gestorben. Diejenigen, die sich in der Erdumlaufbahn befanden, starben während des Eintauchens in die Erdatmosphäre, entweder durch Druckabfall in der Kabine oder durch einen Ausfall des Fallschirmsystems.
Insgesamt gab es in der sowjetischen Weltraumfahrt vier Todesfälle während des Fluges, der letzte ereignete sich im Jahr 1971.
Weltweit starben 18 Weltraumflieger.
Die überwiegende Mehrheit der Todesfälle ereignete sich bei US-Missionen. 1986 kamen bei einem Unfall der Raumfähre Challenger sieben US-amerikanische Astronauten ums Leben. Die Tragödie ereignete sich in der 73. Sekunde des Fluges in einer Höhe von 14 Kilometern, als die Raumfähre vom Boden aus noch sichtbar war und ihr Flug von Millionen von Menschen in aller Welt live verfolgt wurde. Einer der Booster löste sich aus seiner Halterung und durchschlug den Treibstofftank.
Der letzte Start der Challenger und der Moment der Explosion.
Kennedy Space Center Photo Archive / NASADie zweite Tragödie ereignete sich im Jahr 2003: Die Raumfähre Columbia stürzte 16 Minuten vor der Landung ab, als sie in die dichten Schichten der Atmosphäre eintrat. Es waren sechs US-amerikanische Astronauten und ein Spezialist aus Israel an Bord. Später stellte die Untersuchungskommission fest, dass die Ursache in der Zerstörung einer Hitzeschutz-Kachel des linken Flügels lag – ein Stück der Isolierung des Sauerstofftanks hatte sich beim Start des Space Shuttles gelöst.
Der erste Todesfall im Weltraum ereignete sich jedoch an Bord der sowjetischen Sojus 1. Wladimir Komarow war der siebte Weltraumflieger in der Geschichte.
1967 war der Wettlauf zwischen der UdSSR und den USA im Weltraum in vollem Gange und die Verantwortlichen des sowjetischen Raumfahrtprogramms nutzten jede Gelegenheit, um die USA auszustechen. In jenem Jahr fiel die Entscheidung, ein Sojus-Raumschiff für den Flug um den Mond zu entwickeln, was fünf Jahre dauerte. Zu diesem Zeitpunkt war bereits die nächste Generation von Raumfahrzeugen, die Sojus-2, entwickelt worden. Komarow wurde auf eine einzigartige Mission geschickt: Er sollte als Kommandant der Sojus-1 zum ersten Mal in der Geschichte im Weltraum an ein anderes Raumfahrzeug (die Sojus-2, die am nächsten Tag startete) andocken. Aber das Vorhaben schlug fehl.
Wladimir Komarow.
Vasily Malyshev/SputnikVon Anfang an war mit der Sojus-1, in der sich Komarow befand, etwas nicht in Ordnung. Zunächst ließ sich eines der Solarpaneele nicht öffnen. Dann fiel die Kurzwellenkommunikation aus und der Befehl, das Raumschiff zur Sonne auszurichten, konnte nicht übermittelt werden... Und als der Kosmonaut den strikten Befehl erhielt, zur Landung anzusetzen, machte die Automatik einen Strich durch die Rechnung und erteilte keinen Bremsimpuls. Komarow gelang es, das Schiff unter Kontrolle zu bringen, und die Situation schien gerettet zu sein. Doch in der letzten Phase der Landung verdrehten sich die Kordeln des Fallschirms. Die Landekapsel der Sojus-1 schlug mit einer Geschwindigkeit von etwa 60 Metern pro Sekunde auf dem Boden auf und explodierte.
„Was mit Komarow passiert ist, war unser Fehler, der Fehler der Systementwickler. Die Sojus war noch nicht ausgereift“, erklärte das Akademiemitglied Boris Tschertok, einer der Chefkonstrukteure, später. Bevor Wladimir Komarow ins All geschickt wurde, hatte Sojus drei unbemannte Starts durchgeführt, von denen keiner ohne Fehlfunktionen verlief. „Wir wären verpflichtet gewesen, mindestens einen problemlosen Start durchzuführen. Vielleicht mit einem Dummy. Dann wären wir uns sicher gewesen“, meinte Tschertok.
Vier Jahre später ereignete sich eine weitere, weit aus größere Tragödie. Bei der Rückkehr aus der Umlaufbahn kam es im Raumschiff Sojus-11 zueinen Druckabfall und die drei Kosmonauten an Bord – Georgij Dobrowolskij, Wladislaw Wolkow und Viktor Pazajew – starben auf dem Rückweg zur Erde.
Sojus-11-Raumschiff.
Alexander Mokletsov/SputnikDie Besatzung sollte zum ersten Mal ein Rendezvous mit der ersten bemannten Orbitalstation der Welt, der Saljut-1, haben. Im Juni 1971 docktne die Kosmonauten normal an und führten alle notwendigen Arbeiten an Bord durch, woraufhin sie den Befehl erhielten, zur Erde zurückzukehren. Druck, Temperatur und alle Geräte an Bord von Sojus 11 waren normal und die Kommunikation mit der Erde stabil. Der Flug verlief reibungslos, bis zu dem Moment, als die Kommunikation mit den Kosmonauten in 150 Kilometern Höhe plötzlich abbrach. Die Landekapsel mit der Besatzung setzte jedoch ihren geplanten Abstieg fort. Sie trat in die Atmosphäre ein, das Fallschirmsystem wurde rechtzeitig aktiviert, die Triebwerke für die sanfte Landung sprangen an und das Fahrzeug landete im Zielgebiet. Als ein Suchteam am Ort des Geschehens eintraf, fand es die Kosmonauten in ihren Sitzen liegend und ohne Lebenszeichen in der Kapsel vor.
Georgij Dobrowolskij, Wladislaw Wolkow und Viktor Pazajew
Alexander Mokletsov/SputnikWie sich herausstellte, hatte sich in einer Höhe von 150 Kilometern über der Erde das Belüftungsventil, das für den Druckausgleich im Inneren der Kapsel verantwortlich ist, geöffnet. Eigentlich hätte dies erst in einer Höhe von vier Kilometern über der Erde passieren sollen. Die Besatzung erkannte das Problem und versuchte, das „Leck“ zu reparieren, aber schon nach 40 Sekunden fiel der Druck im Raumschiff so stark ab, dass die Kosmonauten das Bewusstsein verloren und bald darauf starben. Raumanzüge hätten sie retten können, aber die Sojus 11 konnte drei Kosmonauten nur in einem Fall beherbergen - wenn sie keinen Raumanzug trugen.
Der Tod der Besatzung war die größte Tragödie der sowjetisch-russischen Weltraumfahrt aller Zeiten. Aber weitaus mehr Weltraumfahrer auf der ganzen Welt sind bei fehlgeschlagenen Starts oder bei Tests und der Vorbereitung der Rakete am Boden und nicht während des Flugs ums Leben gekommen. Insgesamt kamen dabei mindestens mehr als 300 Personen ums Leben.
Eine sowjetische Briefmarke, 1971. G.T. Dobrowolskij, W.N. Wolkow, W.I. Pazajew
Russische Wissenschaftler haben auch die häufigsten Todesursachen bei Kosmonauten herausgefunden, die im Weltraum waren und erfolgreich nach Hause zurückgekehrt sind. Sie analysierten die Daten von 1960 bis 2018: In dieser Zeit haben 118 sowjetische und russische Kosmonauten mindestens eine Weltraum-Mission unternommen und fast ein Drittel von ihnen (37 Personen) war am Ende des Untersuchungszeitraums nicht mehr am Leben.
Die häufigsten Todesursachen der Kosmonauten waren Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Und während insgesamt Herzkrankheiten die Liste der Todesursachen anführen, litten diejenigen, die längere Zeit direkt im Weltraum verbrachten, stärker unter Krebs.
Wie die Wissenschaftler selbst anmerken, erreichen diese Unterschiede keine statistische Signifikanz, „sind aber alarmierend“, da sie eine Verbindung zwischen Krebsrisiko und der erhöhten Hintergrundstrahlung nahelegen.
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