1962 beschloss die sowjetische Führung in Moskau, die Lebensqualität ihrer Bürger zu erhöhen. Dazu wurde der Erlass „über die Verbesserung von Waren im Bereich der Mechanik und der Lichtindustrie durch Anwendung von Design-Methoden“ verabschiedet. Dieser sperrige Name mag wenig verständlich sein, dennoch war mit ihm die sowjetische Nachkriegs-Designindustrie geboren. Dabei riefen nicht Künstler oder Designer selbst zur Erarbeitung eines neuen Stils auf, sondern wissenschaftliche Forschungsinstitute und Ingenieure. Hier präsentieren wir Ihnen einige der herausragendsten Ideen! Einige von ihnen fanden Eingang in den sowjetischen Alltag, andere blieben am Reißbrett hängen.
Übrigens:Bis zum 12. Januar können Sie all diese und noch mehr sowjetische Designerstücke im Moskauer Kleidungs- und Design-Zentrum des Allrussischen Museum dekorativer Kunst in der russischen Hauptstadt bewundern! Infos zur Ausstellung gibt es hier (eng).
Moskauer Design-Museum
Erinnert doch an Apple, nicht? Aber das hier ist der sowjetische PC „Sphinx“ aus dem Jahr 1986. Alexandra Sankowa, Direktorin des Moskauer Design-Museums erklärt das Zubehör: „Die Sphinx hatte schon futuristische quadratische Laufwerke für Disketten, eine Fernbedienung sowie kleinere Monitoren, die zusätzlich angeschlossen werden konnten. Was wir heute überall nutzen – Touchpads und mobile Telefone – das war damals schon vorgesehen worden.“
Moskauer Design-Museum
Nein, das ist kein Raumschiff aus den sowjetischen Kinostudios. Dies ist fast schon ein Wunder der sowjetischen Ingenieurstechnik: der Industrie-Lkw BelAZ-540 (BelAZ – Belarussische Autowerke), 1965 von Valentin Kobylinskij. Später wurde das Design als „zu innovativ“ eingestuft und vereinfacht gebaut.
Moskauer Design-Museum
So hätte vielleicht einmal ein “Mama-Taxi” aussehen können. Die Konstruktion des Allsowjetischen Forschungsinstituts für technische Ästhetik (VNIITE) aus dem Jahr 1964 wurde jedoch leider nie serienproduziert. Angeblich reichten die wirtschaftlichen Kapazitäten des Landes dafür nicht aus.
Moskauer Design-Museum
Der sowjetische Staat war Hauptproduzent wirklich aller Gegenstände, sogar des Geschirrs. „Wir hatten eine Planwirtschaft, alles wurde staatlich reguliert“, betont Sankowa. „Es gab drei Autotypen, drei Milchkartonformen und sechs Telefonsets.“
Moskauer Design-Museum
Kleidung war für die sowjetischen Damen eine der wenigsten dringenden Alltagsfragen. Praktisch entschied der Staat auch hier, welche Modelle im Lande genäht wurden. Viele trugen die gleichen Kleider, Mäntel und Schuhe. Dennoch waren schicke Sachen stets scher zu erstehen.
Moskauer Design-Museum
Welche sowjetischen Lieder kennen Sie? Haben Sie schonmal von Edita Piecha gehört? Oder vielleicht von Beschnews Freizeitreden? All das verbreitete der stylische Saigak-Kassettenrecorder im ganzen Land. Hier sehen sie die mobile Variante von 1987.
Sergej Solowjow / Sputnik
Besonderes Augenmerkt legte der sowjetische Staat stets auf die Kinder – auch im Spielzeugbereich. Außer der berühmten Newaljaschka-Puppe (deutsch: Krabbler) und allerlei Plastikfiguren wurden sogar extra Spielzeugautos in einer echten Autofabrik produziert!
Josif Bundewitsch / Sputnik
Die Kasachische Sowjetrepublik war die progressivste im Bereich der Leichtindustrien. Von hier stammten beispielsweise diese Puppen, die dann in beinahe jeder sowjetischen Familie zu finden war. Später wurde sie – abgenutzt, mit ausgerissenen Haaren und Beinen – zum Symbol der verlorenen Kindheit.
Spielzeug-Museum Moskau
Die sowjetischen Kinder-Helden kennt man in der ganzen Welt – wie beispielsweise das Maskottchen der Sommer-Olympiade 1980 in Moskau. So mancher hat sicher noch die damalige Hymne „Mach’s gut, lieber weicher Mischa“ im Ohr… Ebenso beliebt waren aber auch die klassischen Schaukelpferdchen.
Moskauer Design-Museum
Möbel! Das war DAS Modethema der Sowjetbürger! Bis heute finden sich die klassischsten Einrichtungsgegenstände der Sowjetunion noch in vielen Wohnungen und Häusern Russlands und der ehemaligen Sowjetrepubliken. Die Jugend nennt es „Babuschka-Design“. Gleichzeitig aber wächst auch der Wert der Möbel unter Antiquitätenhändlern und modebewussten Hipstern.