Auf der Suche nach dem Sinn des Lebens? Diese russischen Romane helfen Ihnen weiter

Russische Schriftsteller beherrschen es, die großen Fragen der menschlichen Existenz in ihren Werken zu thematisieren. Wenn also auch Sie nach Antworten suchen, werfen Sie einen Blick in die nachfolgenden Bücher und lassen Sie sich inspirieren.

Der Auschwitz-Überlebende und Psychiater Viktor Frankl betont in seinem Buch „Der Mensch auf der Suche nach Sinn“, dass ein Mensch jede Form von Leid überstehen kann, wenn er einen Sinn in seinem Leben sieht. Man muss diese Bedeutung für sich selbst nur erschließen, auch wenn man alleine auf der Welt ist.

Wenn Sie einen klassischen russischen Roman aus dem 19. Jahrhundert lesen, werden Sie mit Sicherheit Figuren finden, die viel über den Sinn des Lebens nachdenken und auf der Suche nach ihrer Aufgabe im Leben sind. Die Antworten darauf finden die Individuen auf verschiedene Art und Weise, ob durch den Glauben an Gott, durch gesellschaftliches Engagement oder durch ihre Familie.

1 Iwan Gontscharows „Oblomow“ (1859)

Verfilmung

Oblomows Leben war durch Faulheit und Trägheit bestimmt und schien absolut sinnlos. Sein jahrelanges Herumliegen auf dem Sofa wurde zu einer Metapher für Faulheit und sogar zu einer Lebensweisheit. Sein Widersacher, Andrej Stolz, ist ehrgeizig und hat seinen Lebenssinn in der Verbesserung und Verwirklichung seiner selbst gefunden. Sein Verhalten wirkt jedoch mechanisch; er kann das echte Leben nicht fühlen. Infolgedessen fehlt es Stolz in seinem Streben nach Erfolg und Wohlstand an grundlegenden menschlichen Werten.

Die einzige charakterstarke und ehrliche Person im Roman, die in der Lage ist zu lieben, ist Olga, die Frau, die es geschafft hat, Oblomow aus seiner Komfortzone zu locken. Oblomow selbst sagt zu ihr Folgendes über die Liebe und seine Vision des Lebens: „Armer Engel! Warum kümmern Sie sich so sehr um mich? Und warum mag ich Sie so gern? Es wäre besser gewesen, wir hätten uns nie getroffen! Es ist alles nur Stolz’ Schuld. Er breitete die Liebe über uns aus, wie eine Krankheit. Was für ein Leben ist das? Nichts als Angst und Gefühle! Wie kann das jemals zu friedlichem Glück und Ruhe führen?“

2 Iwan Turgenews „Väter und Söhne“ (1862)

Turgenew war der Erste, der das ewige Problem zwischen Vätern und Söhnen klar auf den Punkt brachte: Die ältere Generation wird die jüngere nie verstehen. Das Hauptproblem und die Erklärung, warum ihre Meinungen voneinander abweichen, sind, dass beide Generationen eine andere Sicht auf den Sinn des Lebens haben.

Die ältere Generation sieht Liebe, Glück, Kunst und Natur als die wichtigsten Facetten des Lebens an. Die Söhne lehnen diese „alte Welt“ und sogar die Liebe ab und wollen sich etwas Nützlichem widmen. So will die Hauptfigur, der Nihilist Basarow, Arzt werden. Dafür ist er bereit, die Liebe aufzugeben, um nicht Sklave seiner Leidenschaft zu werden.

Als seine Geliebte Anna Odinzowa fragt, welche Zukunft er für sich selbst im Sinn hat und wer er eigentlich ist, entgegnet er nur, dass er Arzt sei. Er spricht absichtlich nicht über den Sinn des Lebens im Ganzen, denn man braucht laut ihm „diese Abstraktionen nicht, um ein Stück Brot in den Mund zu legen.“

3 Fjodor Dostojewskis „Die Brüder Karamasow“ (1880)

Verfilmung „Die Brüder Karamasow“. 1969

Russia Beyond schrieb vor kurzem, dass dieser Roman eine der wichtigsten Veröffentlichungen über das Thema Gott und Glauben in der russischen Literatur ist. In der Tat scheint die Suche nach einem Sinn des Lebens mit Dostojewskij ihren Anfang genommen zu haben. Er und seine „Sankt-Petersburger-Depression“ brachten ihn dazu, darüber nachzudenken, warum und wofür die Menschen leben. Während seines Aufenthalts in einem sibirischen Gefangenenlager hatte er viel Zeit, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Die Brüder Aljoscha, der ein Mönch, und Iwan, der ein Atheist ist, streiten über Gott und die Menschen. Entscheiden Sie selbst, welcher Meinung Sie sich anschließen können.

„Sobald er [Aljoscha] ernsthaft nachzudenken begann, war er von der Existenz Gottes und der Unsterblichkeit überzeugt und sagte sogleich instinktiv zu sich selbst: „Ich möchte für die Unsterblichkeit leben, und ich werde in dieser Hinsicht keinen Kompromiss akzeptieren.“ Mit der gleichen Bestimmtheit wäre er, wenn er entschieden hätte, dass Gott und Unsterblichkeit nicht existierten, sofort Atheist und Sozialist geworden.“

4 Lew Tolstois „Auferstehung“ (1899)

Verfilmung „Auferstehung“, 1960

Tolstoi arbeitete mehr als zehn Jahre an diesem Roman und betrachtete „Auferstehung“ als sein bestes Werk.

Darin wird eine Frau versehentlich zu einer Strafe, die sie in einem sibirischen Gefangenenlager absitzen muss, verurteilt. Ein Mitglied der Jury, Prinz Nechljudow, der diese Ungerechtigkeit bemerkt, versucht, der Frau zu helfen. Später stellt sich jedoch heraus, dass er sie vor zehn Jahren verführt und dann verlassen hat, und nun für seine Sünde Buße tun möchte.

In diesem Roman behandelt Tolstoi eine seiner wichtigsten Ideen: Nicht gegen das Böse zu kämpfen.

„Und es widerfuhr Nechljudow das, was oft den Männern widerfährt, die ein geistliches Leben führen. Der Gedanke, der zunächst seltsam und paradox erschien, oder sogar nur ein Scherz war, der immer häufiger durch die Erfahrung des Lebens bestätigt wurde, wirkte plötzlich als die einfachste, einleuchtendeste Gewissheit. Dadurch war die Vorstellung, dass das einzige sichere Mittel zur Errettung vor dem schrecklichen Bösen, unter dem die Menschen litten, darin bestand, dass sie sich immer selbst vor Gott als Sünder erkennen und deshalb andere weder bestrafen oder berichtigen können, weil sie Ihm ans Herz gewachsen waren. Es wurde ihm bewusst, dass all das schreckliche Übel, das er in Gefängnissen und Gefängnissen erlebt hatte und die stille Selbstzufriedenheit dieser Übeltäter die Folgen der Handlungen von Männern waren, die versuchten, das Unmögliche zu tun; die versuchten, das Böse zu korrigieren, während sie selbst böse waren.“

>>>"Russland hat mich gefressen“: Die letzten Worte russischer Schriftsteller

5 Maxim Gorkis „Nachtasyl“ (1902)

Aufführung von Maxim Gorkis

Ein Fremder namens Luka kommt in ein Obdachlosenheim und trifft viele verschiedene Bettler mit ihren verschiedenen Lebensgeschichten. Er hört allen zu und versucht ihnen Unterstützung anzubieten. „Für mich sind alle gleich. Gauner stören mich nicht. Für mich gibt es so etwas wie einen schlechten Floh nicht; sie sind alle schwarz und sie alle springen“, sagt er.

Nur wenn eine Person durch die Tiefen des Lebens geht, kann sie ihr wahres Gesicht zeigen. Luka glaubt daran, dass, wer auch immer die Person ist, die Hilfe für die Bedürftigen die höchste Form der Moral darstellt. „Und doch sind wir alle Menschen. Tun Sie vornehm, soviel Sie wollen, aber Sie sind als Mensch geboren und werden als Mensch sterben. Und wenn ich genau hinschaue, sehe ich all die klugen Leute, die immer geschäftiger und, obwohl sie sich zum Schlechten entwickeln, immer noch danach streben, sich zu verbessern.“

Eine andere Figur, der unhöfliche Satin, ist Lukas Gegenspieler, der manchmal aus gutem Grund lügt. Gorki schrieb später, dass er dadurch die Frage aufwerfen wollte, was besser ist: Die Wahrheit oder das Mitgefühl und eine unschuldige Lüge? Was braucht man mehr? Gorki zufolge sollte eine Person moralisch über dem Mitleid stehen.

>>>Maxim Gorki: Der Tod eines Helden

6 Michail Bulgakows „Der Meister und Margarita“ (1940)

Verfilmung „Der Meister und Margarita“, 2005

Was passiert, wenn ein Buch zum Lebensinhalt wird? Wenn ein Meister etwas schreibt, das für ihn wirklich wichtig is und es eine Frage von Leben und Tod wird, selbst wenn Margarita dafür einen Vertrag mit dem Teufel unterschreiben muss, um das Buch zu retten. „Manuskripte brennen nicht“ und diese Figuren sind lebendiger, als jene Menschen, die geistig tot sind.  

Das Ergebnis dieser Mühen ist, dass die ewigen Mächte das Schicksal des Meisters bestimmen und seine Arbeit mit Ruhe und ewigem Leben belohnt wird.

„Er [Jesus] hat die Schriften des Meisters gelesen“, sagte Matthäus der Levit, „und bittet dich, den Meister mit dir mitzunehmen und ihn zu belohnen, indem du ihm Frieden gewährst. Wäre das so schwer für dich, Geist des Bösen?“ „Nichts ist schwer für mich“, erwiderte Woland, „Das weißt du sehr gut.“ Er hielt eine Weile inne und fügte dann hinzu: „Warum nehmt ihr ihn nicht zu euch? Ins Licht?“ „Er hat kein Licht verdient, er hat Ruhe verdient“, sagte der Levit mit trauriger Stimme.“

>>>Gegen Staat, Kirche und Shakespeare: Tolstois drei „heilige Kriege"

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