Die Ikone der Gottesmutter von Wladimir – die Befreiung Moskaus von Tamerlan
Der Legende nach wurde die ursprüngliche Ikone vom heiligen Evangelisten Lukas gemalt. Bei der heutigen Version handelt es sich von einer Kopie. Diese Ikone kam um 1130 als Geschenk an den Fürsten von Kiew, Mstislaw Wladimirowitsch, aus Byzanz. Experten zählen sie zum Typus Eleusa (dt.. die Mitleidende, Erbarmerin), weil die Wangen des Kindes und der Mutter sich berühren.
1160 verlegte Fürst Andrej Bogoljubski das Zentrum der Kiewer Rus nach Wladimir und nahm die Ikone mit – so erhielt sie ihren Namen. Das Heiligenbild überlebte die Eroberung Wladimirs durch Batu Khan im Jahr 1238.
1395 näherten sich die Truppen Timurs Moskau. Als die verehrte Ikone zum Schutz der Stadt geschickt wurde, kehrten seine Armeen jedoch plötzlich in der Nähe der Stadt Jelez um. Die Historiker diskutieren immer noch über die Gründe dafür, aber die Moskauer danken der Ikone dafür. Später wurde das Sretenskij-Kloster an der Stelle gegründet, an der die Ikone von den Bewohnern der Stadt in Empfang genommen wurde (sretenije heißt Begegnung des Herrn).
1480, während der schicksalhaften Schlacht an der Ugra, die die Oberherrschaft der Tataren über das mittelalterliche Russland beendete, wurde die Ikone nach Moskau gebracht und in der Mariä-Entschlafens-Kathedrale des Moskauer Kremls aufgestellt. Seit dem 16. Jahrhundert wurden alle russischen Zaren in der Nähe der Ikone gekrönt, die auch zur Segnung der Wahl von Metropoliten und Patriarchen verwendet wurde.
Die Kasaner Ikone der Gottesmutter – Befreiung Moskaus von den Polen
Die Ikone soll 1579 in Kasan gefunden worden sein, nachdem die Stadt durch einen Brand verwüstet worden war. Der Legende nach erschien die Jungfrau Maria einem jungen Mädchen im Traum und zeigte ihr, wo die Ikone zu finden sei. Matrjona (so hieß das Mädchen) rannte los, um der Stadtwache von ihrem Traum zu erzählen. Das Heiligenbild wurde einen Meter unter der Erde in der Asche einer alten Hütte gefunden. Ikonenexperten ordnen es dem Typ Hodigitria zu. Der Priester Jermolaj (der spätere Patriarch Hermogenes, 1530-1612) brachte die Ikone in die Gostinodworskaja-Kirche, in der sich Wunder ereignet haben sollen: So wurden zum Beispiel zwei Blinde geheilt. Eine Kopie der Ikone wurde an Iwan den Schrecklichen nach Moskau gesandt, und in Kasan, wo die Originalikone gefunden worden war, wurde das Kasaner Gottesmutterkloster gegründet.
Im Jahr 1611 nahm die Kasaner Volkswehr die Ikone mit nach Moskau, um die Hauptstadt von den polnischen und litauischen Invasoren zu befreien. Die Ikone soll ihnen geholfen haben, die Polen im Nowodewitschi-Klosterzu besiegen. Doch erst 1612 gelang es der zweiten Volkswehr unter der Führung von Minin und Poscharski, Moskau mit Hilfe der Kasaner Ikone von den Polen zu befreien. Anschließend wurde sie in der eigens dafür errichteten Kasaner Kathedrale auf dem Roten Platz in Moskau aufgestellt.
Es gab zwei Ikonen der Gottesmutter von Kasan – eine in Kasan und eine in Moskau. Die Kasaner Ikone gilt seit 1904 als verlschollen, während die Moskauer Ikone 1918 gestohlen wurde. Zuvor waren jedoch viele Kopien des Heiligenbildes angefertigt und Dutzende von Kirchen und Klöstern in ganz Russland in seinem Namen gegründet worden. Die am meisten verehrte Kopie der Ikone befindet sich heute in der Epiphanias-Kathedrale zu Jelochowo in Moskau.
Die Smolensker Ikone der Gottesmutter – Rettung vor Batu und Segen vor der Schlacht von Borodino
Diese Ikone hat uralte Ursprünge. Die Legende besagt, dass der byzantinische Kaiser Konstantin IX. sie seiner Tochter Anna geschenkt haben soll, die die Frau des russischen Fürsten Wsewolod Jaroslawitsch und später die Mutter von Wladimir Monomach wurde. 1095 brachte Monomach die Ikone nach Smolensk in die von ihm gegründete Mariä-Entschlafens-Kathedrale.
Während der Mongoleninvasion im Jahr 1239 beteten die Einwohner von Smolensk zur Mutter Gottes, sie vor den Invasoren zu schützen. Die Mongolen kehrten plötzlich und auf mysteriöse Weise um, obwohl sie nur eine Tagesreise von der Stadt entfernt waren.
Im Jahr 1812, vor der Schlacht von Borodino, brachte Bischof Irinej von Smolensk die Ikone nach Moskau. Sie wurde entlang der ersten Frontlinie auf dem Borodino-Feld getragen, und ihre Anwesenheit soll die Soldaten vor der Schlacht beruhigt haben.
Nachdem die Franzosen 1812 aus Smolensk vertrieben worden waren, wurde die Ikone in die Mariä-Himmelfahrts-Kathedrale zurückgebracht. Während der deutschen Besatzung im Jahr 1941 verschwand sie jedoch. Die vermutlich älteste Kopie der Ikone befindet sich heute in den Moskauer Kreml-Museen.
Natürlich gehört der Glaube an die „Rettung“ Russlands durch Ikonen in den Bereich der Religion. In Wirklichkeit wurde der Staat von furchtlosen Soldaten verteidigt, und die russische Kirche verehrte und verherrlichte Helden und heilige Märtyrer wie den Heiligen Georg den Siegreichen oder Dmitri von Thessaloniki. Mit der Entwicklung des Staates wurden auch neue ruhmreiche Krieger und Heilige Teil der russischen Geschichte – wie Dmitri Donskoi und Alexander Newski.