Russische Permafrost-Gebiete: Sieben Städte, die der Kälte trotzen

Bolot Botchkarev/Sputnik
Das nächste Mal, wenn Ihnen kalt ist, denken Sie an die Menschen, die an den wirklich kalten Orten leben. Dort sind die Sommer kurz, die Winde scharf und das alltägliche Leben ist mit Sicherheit kein Spaziergang.

Mehr als 60 Prozent der russischen Gesamtfläche liegen auf Permafrostböden, vor allem in Sibirien und im Fernen Osten. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung lebt auf der gefrorenen Oberfläche, aber das Gebiet weist einen Großteil der natürlichen Ressourcen des Landes auf: Öl, Gas, Gold und Diamanten. Das Ergebnis sind Städte, die in der leeren Tundra im kalten und beißenden Wind erbaut wurden.

1 Jakutsk

Jakutsk ist die größte Stadt der Welt, die auf Permafrost gebaut wurde, und eine der kältesten Städte überhaupt. Die Durchschnittstemperatur im Januar beträgt minus 40 Grad Celsius, wobei es jedoch keine Ausnahme ist, dass die Temperaturen noch weiter sinken.

Jakutsk im Sommer

Im Sommer werden zwar auch hohe Temperaturen erreicht, jedoch dauert dieser nie lange an. Heute leben hier etwa 300 000 einheimische Jakuten und Russen. Es gibt viele Seen, jedoch fast keine Industriebetriebe, und auch Abflussrohre oder Tiefgaragen wurden gar nicht gebaut, weil alles Unterirdische vom Frost zerstört wird.

2 Norilsk

Die Stadt wurde von Gefangenen des Norilsk Besserungsarbeitslagers, das Teil des Gulags war, gebaut, damit sie sich „die Vergebung der Sowjetbürger verdienen“. Ab Herbst sinkt die Temperatur auf minus 30 Grad, kombiniert mit rauem Nordwind – deswegen wird die Taimyrhalbinsel auch als „Friedhof der atlantischen Winde“ bezeichnet. Während der langen Wintermonate gibt es buchstäblich keine Sonne – auch Polarnacht genannt. Sogar im Sommer können Sie das Eis in den Hinterhöfen der Gebäude sehen.

Die Stadt bietet maximalen Schutz vor dem beißenden Wind: Die Häuser sind in engen Reihen gebaut, um eine Art Mauer gegen den Wind zu bilden, und sie sind sehr nahe beieinander, sodass nur schmale Einschnitte für Gehwege dazwischen bleiben.

Viele Dinge haben aufgrund ihrer einzigartigen Lage den Beinamen „nördlichster“ bekommen – zum Beispiel die Nord-Kamal-Moschee auf Stelzen aus den 1990er Jahren.

>>> Fünf Fakten über Norilsk, eine der nördlichsten Städte der Welt

3 Magadan

In der frühen Sowjetunion wurden große Goldvorkommen auf der Halbinsel Kolyma entdeckt. Die Stadt Magadan wurde kurz darauf gegründet, wo Häftlinge bis in die 1950er Jahre Gold abbauen mussten. Ihnen wird mit einem riesigen Monument namens „Maske der Trauer“ gedacht. Heute arbeiten die Einheimischen hauptsächlich in der Gold- und Fischindustrie.

Magadan im Sommer

Das Klima in diesem Gebiet ist rau: Die Temperatur steigt nur von Mai bis September über Null, die Winde vom Ochotskischen Meer wehen das ganze Jahr über und auch Erdbeben sind hier nicht selten.

>>> Kolyma im Schatten der Zeit: Die furchterregendsten Gulags heute

4 Workuta

Workuta ist umgeben von einer endlosen Tundra, unterbrochen von Überbleibseln verlassener Industriegebiete. Außerhalb der 70 000-Einwohner-Stadt gibt es keine Mobilfunkverbindung oder Tankstellen, sodass die Einheimischen die Stadt nur selten unvorbereitet verlassen.

Im Januar gibt es nur etwa anderthalb Stunden Tageslicht und es kommt auch nicht selten vor, dass es im Sommer schneit. In den 1990er Jahren wurden viele Steinkohlebergwerke geschlossen und Bereiche der Stadt starben aus. Noch heute wächst die Anzahl der verlassenen Grundstücke.

>>> Russlands Monostädte: Workuta, Zentrum der russischen Kohleindustrie

5 Igarka

Jenseits des Polarkreises befindet sich das einzigartige Permafrost-Museum. Sie finden es am selben Ort wie die Igarka Station, wo Wissenschaftler seit den 1930er Jahren Permafrostböden studieren. Einige Säle des Museums befinden sich 14 Meter unter der Oberfläche. Die Temperatur liegt immer unter Null, sodass Besucher ewiges Eis bestaunen können.

Igarka im Sommer

Die Stadt Igarka war mit ihren 5 000 Einwohnern in den sowjetischen Jahren eine große Hafenstadt, die Holz verschiffte. Jetzt gibt es Erdölspeicher nicht weit von der Stadt.

>>> Igarka: Auf dem Wasserweg ans nördliche Ende der Welt

6 Anadyr

Die östlichste und heiterste russische Stadt: Alle Gebäude sind in leuchtenden Farben gestrichen. Hier gibt es fast keine Bäume – nur ein paar Zwergsorten, die mehrere Wochen im Jahr grünen. Übrigens werden Sie hier keine asphaltierten Straßen finden, da alle Straßen aus Beton sind, damit sie länger halten. Aufgrund des instabilen Bodens verfallen sie jedoch trotzdem. Verlassen Sie die Stadt, um die endlose Tundra und im Winter die Nordlichter zu sehen!

Anadyr im Sommer

7 Nowy Urengoi

Mit mehr als 100 000 Einwohnern ist Nowy Urengoi die größte Stadt der Region Jamal und die Öl- und Gashauptstadt Russlands. Die Jamal-Halbinsel beherbergt etwa 85 Prozent des Gasvorkommens des Landes. Die Stadt ist von Tundra und Sümpfen umgeben.

Im Hauptkulturzentrum von Nowy Urengoi befindet sich ein Wintergarten, da es draußen nur wenige Grünflächen gibt. Die Fassaden von Gebäuden, von denen die meisten typisch sowjetische Wohnkomplexe sind, wurden stets in hellen Farben gestrichen.

In Nowy Urengoi scherzen die Leute manchmal, dass es keinen Sommer bei ihnen gäbe: Frühling und Herbst sind im Juni, Juli und August und in den restlichen Monaten herrscht Winter – 280 Tage im Jahr!

>>> Warum ist Russland so kalt?

>>> Überleben in der Kälte: Ist der Russe frostresistent?

Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung ausschließlich unter Angabe der Quelle und aktiven Hyperlinks auf das Ausgangsmaterial gestattet.

Weiterlesen

Diese Webseite benutzt Cookies. Mehr Informationen finden Sie hier! Weiterlesen!

OK!