Der kleine, aber feine Unterschied: Russisch ist nicht gleich russisch

Ekaterina Lobanova
Wir erklären, warum es wichtig ist, die unterschiedlichen Bedeutungen zu kennen.

Wenn Sie die russische Sprache lernen, werden Sie sicherlich mit einer Menge Schwierigkeiten konfrontiert sein. Und wie bei jeder anderen Sprache sind lexikalische Nuancen für Nicht-Muttersprachler schwer zu begreifen. 

Was in der deutschen Sprache einfach mit „russisch“ übersetzt wird, kann auf Russisch entweder „русский“ („Russki“) und „россиянин“ („Rossijanin“) heißen. Die Bedeutungen unterscheiden sich. 

„Russki“ (Plural: „Russkie“) ist ein ethnischer Russe, jeder der dieser ostslawischen Volksgruppe angehört (zwei andere ostslawische Volksgruppen sind Ukrainer und Weißrussen). Ethnische Russen machen die Mehrheit der russischen Bevölkerung aus - etwa 80 Prozent.

„Rossijanin“ (Plural: „Rossijane“, Adjektiv: „rossijski“) ist dagegen jeder russische Staatsbürger. So kann ein „Rossijanin“ zwar ethnisch betrachtet nicht russisch sein, wenn es sich zum Beispiel um Tataren, Jakuten oder Dagestani handelt. In Russland leben mehr als 190 Ethnien. In diesem Falle sind sie keine „Russkie“, aber solange sie russische Staatsbürger sind auf jeden Fall „Rossijane“. 

Das ist in etwa so wie bei Briten und Engländern. Ein noch besserer Vergleich funktioniert mit dem Wort Serbe. Sie können Serbe von der Staatsbürgerschaft her sein, aber ethnisch auch zum Beispiel Walache oder Bulgare. 

Angesichts der Tatsache, dass der Rest der Welt sich nicht um all diese Besonderheiten kümmert und nur „ethnisch“ hinzufügt, wenn er die Staatsangehörigkeit eines russischen Bürgers angeben möchte, stellt sich eine logische Frage: Warum ist die Unterscheidung in Russland weit verbreitet? 

Ein neues Wort 

„Rossijanin“ als Wort wurde erst in den 1990er Jahren verwendet, nachdem die Sowjetunion auseinander fiel. In der Sowjetzeit wurde das Adjektiv „sowjetisch“ („sowetski“) auf alle von der Regierung vereinigten Nationen der UdSSR angewendet. Ethnisch gesehen konnte man also Russe, Ukrainer oder Georgier sein, aber im Allgemeinen waren alle Bürger Sowjets. 

Doch dann gab es keine Sowjetunion mehr und der Nachfolger Russland blieb multinational, so dass die Regierung es für angebracht hielt, ein Wort zu finden, um alle Nationen zu umfassen (russisch schien zu eng und ethnisch).

„Die Idee von „rossijski“, das es auch noch gibt, ist nicht, die historischen Namen der russischen Nationalitäten zu ersetzen - das will niemand. Dieses Wort ist ein angemessener Begriff für eine staatsbürgerliche Nation“, sagte der Politikwissenschaftler Wiktor Piroschenko in der Zeitung „Iswestija“. 

Grundsätzlich sind „Rossijanin“ / „rossijski“ immer noch recht offizielle Begriffe, die Sie verwenden sollten, wenn Sie über offizielle Dinge sprechen, zum Beispiel über Regierung, Staatsbürgerschaft, politisches System usw. In den meisten anderen Fällen passt „Russki” besser. 

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