1. Rechtslenker
Fast jeder im russischen Fernen Osten hat ein Auto. Und fast alle dieser Fahrzeuge sind Rechtslenker. Der Grund ist die Nähe zu Japan, dem Hauptlieferanten sehr günstiger Fahrzeuge mit Schrottwert, die auf überladenen Schiffen importiert und von den Einheimischen gekauft werden.
Autos mit Linkslenkung, die der Rest Russlands benutzt, sind zu teuer, um mehrere tausend Kilometer über Land transportiert zu werden. Daher haben sich die Einwohner lange Zeit an ausländische Fahrzeuge aus den Nachbarländern gewöhnt. SUVs werden besonders geschätzt. Sie eignen sich gut für Angeltouren zu abgelegenen Buchten, zu denen es keine regulären Straßen gibt.
2. Autohandel und Handel auf dem Auto
Wladiwostok war vor zwanzig Jahren eine Stadt der Autohändler. Jede Familie hatte irgendwie damit zu tun. Heutzutage hat ein Anstieg der Zölle die Rentabilität jedoch verringert und die Bewohner dazu veranlasst, sich an die neuen Realitäten anzupassen.
Inzwischen werden auf dem bekanntesten Automarkt der Stadt, der „Grünen Ecke“, nicht nur Autos, sondern auch Fahrräder, japanischer Kaffee und andere Waren, einschließlich Schmuggelware wie Alkohol, verkauft, direkt ab Motorhaube.
3. In China kauft man günstiger
Im russischen Fernen Osten ist alles teuer, doch es gibt Billigware aus China. Aufgrund der Nähe zur Grenze gibt es viele Chinesen, und jeder ist an sie gewöhnt.
Ein russischer Schönheitssalon frisiert Ihr Haar für etwa 15 Euro, ein chinesischer nimmt weniger als ein Drittel. Maniküre à la Russe gibt es für rund 20 Euro, beim Chinesen gegenüber schon für rund 6 Euro. Diese Regel gilt für alle Waren und Dienstleistungen.
4. Kaufen Sie asiatisch, nicht russisch
Einwohner der Region kaufen gerne alles, was in Korea, Japan oder China hergestellt wurde. Sei es Kosmetik, Haushaltsreiniger, Schuhe, was auch immer. Die Verbraucher im Fernen Osten sind abhängiger vom asiatischen als vom russischen Markt. Das wird dann offensichtlich, wenn aufgrund höherer Gewalt, wie einer Virusepidemie, plötzlich die Regale leer bleiben.
5. Im Park spazieren gehen? Was ist das?
Überlassen Sie Parks den Moskowitern und Bewohnern anderer luftloser Megastädte. Hier gibt es das Konzept „im Park spazieren gehen“ einfach nicht. Sie gehen ans Meer oder zum Fluss oder schwimmen oder segeln zu einer Insel, einer Bucht, einem Leuchtturm oder sogar zum örtlichen Vulkan. Die Natur hier ist, ob Sie es glauben oder nicht, natürlich und bei weitem das Beste am russischen Fernen Osten. Sie müssen also nicht in einer künstlich angelegten Grünfläche mitten in der Stadt Erholung suchen.
6. Leben auf hohem Niveau
Mutter Natur war in Bezug auf fotogene Ansichten freundlich zum russischen Fernen Osten, aber weniger in Bezug auf die Lebensbedingungen. Viele Menschen wohnen auf Hügeln und Bergen oder an Vulkanhängen. Es ist hier ganz normal, im neunten Stock zu wohnen und auf Augenhöhe mit dem zweiten Stock des benachbarten Wohnblocks zu sein.
Im Winter, wenn alles mit einer Schnee- oder Eisschicht bedeckt ist, wird der Weg von der Arbeit nach Hause zu einer stundenlangen Odyssee.
7. Bären auf der Straße treffen
Städte und Gemeinden liegen buchstäblich mitten in der Wildnis. Vielleicht kommen auch Bären zu Besuch. Jedes Jahr berichten lokale Medien über Vorfälle, in denen Bären in die Häuser von Menschen eindringen, Vieh angreifen oder mitten durch den Verkehr über die Straßen rennen. Im Fernen Osten trifft dieses Russland-Klischee jedenfalls zu. Übrigens führt Kamtschatka die Liste nach Anzahl der Bären pro Person an: 15 zu 1 ist das Verhältnis. Jeder hat eine eigene Gute-Nacht-Geschichte von seinem Erlebnis mit einem Bären zu erzählen.
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8. Delikatessen aus dem Meer
Was andere Regionen Russlands für eine teure Delikatesse halten, ist für den russischen Fernen Osten ... auch eine teure Delikatesse! Hier gönnen sich die Menschen nur etwas häufiger im Jahr. Kaviar und die berühmte Kamtschatka-Krabbe kommen von hier, und kosten nur halb so viel wie in Moskau. Lokale Märkte verkaufen buchstäblich Eimerladungen Kaviar und es sieht einfach zu köstlich aus.
Dennoch gehört es ins Reich der Legenden, dass Kaviar hier so günstig ist, dass die Einheimischen ihn jeden Tag zum Frühstück essen. 1 kg Rotlachskaviar kostet rund 40 Euro.
9. China oder die Datscha, aber nicht Europa
Europa ist zu weit weg, und ein Flug dorthin (mit einem obligatorischen Zwischenstopp in Moskau oder im Ural) kostet die meisten Menschen mehrere Monatsgehälter. Eine Reise nach Europa ist also eine einmalige Erfahrung, wenn überhaupt. Eine viel bequemere Option sind Reisen nach Asien - es liegt direkt am gegenüberliegenden Ufer des Amur. Außerdem gilt zwischen einigen Grenzstädten Visafreiheit.
10. Den Mythos vom guten Leben aufrechterhalten
Hier wird Land hektarweise kostenlos an alle verteilt. Das ist wahr, denn hier befinden wir uns mitten in der endlosen Taiga, ohne Straßen, Infrastruktur oder irgendetwas. Dennoch scheinen die unberührte Natur und die goldenen Berge ringsum verlockend. Es mag nicht ganz so wunderbar sein, wie es sich anhört, aber die Bewohner des russischen Fernen Ostens haben es nicht eilig, den Mythos zu entlarven.