Sieben russische Hausmittel gegen Virusinfektionen

Fred Grindberg/Sputnik; Wladimir Smirnow/ТАSS
Wir sehen uns die beliebtesten russischen Hausmittel zur Stärkung des Immunsystems einmal etwas genauer an und haben Ärzte gebeten, eine Einschätzung zu ihrer Wirksamkeit abzugeben.

Hinweis: Die hier genannten Mittel sind kein Ersatz für Behandlungen und Maßnahmen (eng), die von der WHO während der Coronavirus-Pandemie empfohlen werden. 

  1. Pertsowka (Wodka mit Pfeffer)

Einige Russen sind davon überzeugt, dass Pertsowka hilft, einen Infekt zu verhindern oder diesen im frühen Stadium zu heilen.  

Schon vor Jahrhunderten wurde der Trank eingesetzt, um damit das Immunsystem zu stärken. Wodka „desinfiziert“, während der Pfeffer antimikrobiell wirkt.  

Was die Ärzte sagen: „Alkohol ist ein starkes Antiseptikum. Er kann gegen Viren wirksam sein, doch nur in hoher Konzentration. Viele Menschen kennen ihr Limit bei Alkohol ohnehin nicht. Deshalb kann ich Alkohol nicht guten Gewissens empfehlen“, sagt (rus) Dr. Anna Kontsewa vom Nationalen Forschungszentrum für Präventivmedizin.

„Der aufgenommene Alkohol verdunstet beim Atmen mit der Luft. Sie können es daher durchaus als einen Weg betrachten, die Lunge zu sanieren, aber es ist weit entfernt von einer geeigneten Präventionsmaßnahme, denn zu berücksichtigen sind Nebenwirkungen wie Alkoholabhängigkeit und Überdosierung“, so Professor Aleksei Nasedkin vom Regionalen Klinischen Forschungsinstitut M.F. Wladimirski in Moskau.  

  1. Knoblauch 

Russen konsumieren regelmäßig Knoblauch als vorbeugende Maßnahme. Er ist eine beliebte Zutat beim Kochen, aber sie verzehren Knoblauchzehen auch roh. Außerdem wird Knoblauch auch als Kette um den Hals getragen. 

Was die Ärzte sagen: „Sie können gehackten Knoblauch neben sich auf einen Teller legen. Knoblauchausdünstungen haben antibakterielle biologische Eigenschaften. Knoblauch innerlich angewendet kann das Immunsystem stärken“, erklärt (rus) der Infektiologe Dr. Wladislaw Werewschikow.

Auch die WHO nennt (eng) Knoblauch als „gesundes Lebensmittel mit einigen antimikrobiellen Eigenschaften“, betont jedoch, dass es „keine Beweise gibt, dass der Verzehr von Knoblauch die Menschen vor dem neuartigen Coronavirus schützt“. 

  1. Banja (russische Sauna) 

Die Banja ist ein Eckpfeiler in der Gesundheitsvorsorge der Russen. Hohe Temperaturen sowie verschiedene Anwendungen, etwa der Wenik, fördern die Durchblutung. Wie sie gesundheitlich von einem Besuch in der Banja profitieren können, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was die Ärzte sagen: „Mit dem Besuch in der Banja können Sie Ihr Immunsystem stärken, aber nur, wen Sie regelmäßig gehen. Während einer Sitzung in der Banja steigt die Körpertemperatur auf 41 bis 45 °C, was einige Mikroben und Viren zerstören kann und zudem die Produktion von Antikörpern stimuliert“, sagt Dr. Juri Kusmin vom Ersten Klinischen Medizinischen Zentrum in Kirow.

Die WHO weist jedoch nachdrücklich darauf hin (eng), dass dem neuartigen Coronavirus hohe Temperaturen nichts ausmachen. 

  1. Kalte Duschen (die russische Variante der „Ice Bucket Challenge“)

Sie kennen diese Bilder sicherlich: es ist Winter, die Flüsse sind von einer dicken Eisschicht bedeckt. Jemand hackt ein Loch ins Eis und eine Gruppe Wagemutiger wartet ungeduldig darauf, durch dieses Loch in das eiskalte Wasser einzutauchen.  

Dieses Ritual wird alljährlich am 19. Januar praktiziert, dem Tag der Taufe des Herrn. Es dient der spirituellen Reinigung. 

Jedoch tauchen die Russen nicht ausschließlich aus religiösen Gründen in ein Eisloch, sondern auch aus gesundheitlichen. Die Anhänger dieser Praxis werden in Russland übrigens als „Walrösser“ bezeichnet. Aber man muss nicht gleich die extreme Variante wählen. Es reicht schon aus, sich mit einem Eimer eiskalten Wassers zu übergießen. Das stärkt das Immunsystem und kräftigt die Blutgefäße. 

Was die Ärzte sagen: „Kaltbaden, härtet, wenn es regelmäßig praktiziert wird, den Organismus ab. Jedoch sollte man sich bei der Bekämpfung von Infektionen, insbesondere nicht beim neuartigen Coronavirus, auf extreme Temperaturen verlassen. Darüber hinaus sollten Ungeübte vorsichtig sein, denn sonst könnten sie sich Schaden zufügen. Solche extremen Belastungen, die eine vorübergehende Immunsuppression verursachen, [wirken sich negativ auf das Immunsystem aus]“, sagt Professor Andrej Swistelink von der Russischen Medizinischen Akademie für medizinische Fortbildung (RMANPO) und einer der führenden Forscher der Basic Genomic Group.

  1. Salz und Soda 

Diese berühmte Kombination setzen einige Russen sowohl zur Behandlung als auch zur Vorbeugung ein. Die Salzwasserlösung wird zum Gurgeln verwendet und für Nasenspülungen. Sie soll Bakterien abtöten. 

Was die Ärzte sagen: „Mein Rat ist, wenn Sie gut riechen und auch keine Schwellungen vorliegen, ist es unnötig, eine Nasenspülung mit Salzwasser zu machen. Im Gegenteil, es wird höchstwahrscheinlich die normale Funktion der Schleimhaut beeinträchtigt und sie sogar schädigen. Wenn Sie jedoch nach engem Kontakt mit anderen Menschen auf Nummer sicher gehen möchten, können Sie Ihre Nase mit einer einfachen Kochsalzlösung spülen“, sagt Professor Nasedkin.

  1. Eingemachte Beeren 

Die süßen Beeren eignen sich nicht nur als Belag für Pfannkuchen. Sie sind ein beliebtes Hausmittel, das vorbeugend eingenommen wird. Himbeeren, rote Johannisbeeren, Sanddorn und andere Beeren, die reich an Vitaminen sind, sind darin enthalten. 

Was die Ärzte sagen: „Einige eingemachte Früchte (mit Ausnahme der Sorten, die für längere Zeit gekocht werden müssen) enthalten in der Tat eine ganze Reihe förderlicher Substanzen sowie sehr viel Vitamin C, was zweifellos zur Widerstandsfähigkeit des Organismus gegen Infektionen beiträgt“, meint Professor Swistelnik von RMANPO. Dr. Kusmin empfiehlt besonders Himbeer-Konfitüre, die auch fiebersenkend wirkt. 

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