Die frostbeständigsten Rinder leben in Jakutien (FOTOS)

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ELEONORA GOLDMAN
Dieses zierliche Rind kann Temperaturen von bis zu -70 °C standhalten. Der eigentliche Grund ist ein „Kälte-Gen“.

Jakutien ist die kälteste Region Russlands, in der die Wintertemperaturen im Durchschnitt auf bis zu -50 °C, oft aber auch noch tiefer sinken. Die Menschen müssen gut ausgerüstet sein, um die Kälte zu überleben. Aber was ist mit den Wildtieren? Wir haben bereits über eine besondere Rasse von Jakutischen Pferden berichtet. Und jetzt wollen wir Ihnen von einer unglaublichen Rasse jakutischer Rinder erzählen, die problemlos einen ganzen Tag in der Kälte verbringen können und trotzdem völlig gesund sind.

Ein winziges Bündel

Das erste, was auffällt, ist, dass die Jakuten-Rinder nicht sehr groß sind, etwa ein Drittel kleiner als alle europäischen Rassen. Die Widerristhöhe eines erwachsenen Rinds beträgt nur 110 cm. Es wiegt im Durchschnitt nur 400 kg (besonders große Bullen können 600 kg erreichen), während bei anderen Rassen die Kühe in der Regel etwa 600 kg und die Bullen etwa 1.000 kg auf die Waage bringen.

Das Jakuten-Rind hat kurze und kräftige Beine sowie eine unglaublich dicke Wolle in verschiedenen Farben. Diese ist für das Überleben in der extremen Kälte im Winter und zum Schutz vor den berüchtigten jakutischen Mücken im Sommer unerlässlich.

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Einer Kälte von bis zu -70 °C widerstehen

In Jakutien befindet sich der so genannte „Kältepol“. Ojmjakon und Werchojansk gehören zu den kältesten Orten der Erde, an denen Menschen dauerhaft leben. In einigen Fällen wurden Temperaturen von bis zu -70 °C gemessen, aber auch in anderen Teilen der Region ist ähnlich kalt.

Im Winter grasen die Tiere natürlich nicht mehr auf den Wiesen, aber sie gehen immer noch zur Wasserstelle. Manche Bauern nähen den Kühen „BHs“, um ihre Euter bei jedem Wetter warm zu halten.

Im Bezirk Eweno-Bytantajskij in Nordjakutien gab es einen Fall, bei dem drei junge Kühe Mitte September spazieren gingen und im Dezember bei -40 °C nach Hause kamen. Die Kühe fraßen in freier Wildbahn altes Gras und Schnee.

Im Bezirk Wiluj in Zentraljakutien verließ eine Kuh ebenfalls im September ihr Zuhause und kehrte Ende Januar zurück, wo sie bei -45 °C im Freien ein Kalb zur Welt brachte.

Das „Kälte-Gen“

Es stellt sich heraus, dass dieses „Durchhaltevermögen“ von der Natur vorgegeben ist. Wissenschaftler des Instituts für Zytologie und Genetik der Sibirischen Abteilung der Russischen Akademie der Wissenschaften haben bei den Jakuten-Rindern eine einzigartige Genmutation festgestellt, die auch bei Robben und Walrossen vorkommt. Wenn es kalt wird, verlangsamt sich ihr Herzschlag und der Körper spart Energie.

Außerdem haben die Jakuten-Rinder einen längeren Verdauungstrakt als andere Rinder, was bedeutet, dass sie weniger saftiges und nahrhaftes Futter verdauen können.

Wie genau diese Rinderrasse in Jakutien entstanden ist, muss noch untersucht werden, aber es ist bekannt, dass sich diese Art vor etwa 5.000 Jahren von den europäischen Rindern getrennt hat (die Vorfahren der Rinder, die Auerochsen, wurden vor 8.000 Jahren im Nahen Osten domestiziert). Diese Rinder waren in der Lage, sich weiterzuentwickeln und sich an die Bedingungen in Jakutien anzupassen.

Einst vom Aussterben bedroht

Trotz ihrer Überlebensfähigkeit ist die jakutische Rasse nicht sehr zahlreich. Da sie nur wenig Milch und Fleisch produzieren, ist ihre Zucht nicht sehr rentabel. Zu Sowjetzeiten, als im ganzen Land massenhaft Kolchosen und Staatsbetriebe gegründet wurden, kreuzte man das Jakuten-Rind mit anderen Rassen, um die Milchmenge der Kühe zu erhöhen. Dies führte jedoch nur zu einer Verkleinerung der einheimischen Rinder.

Die Jakuten-Kuh gibt zwar wenig Milch, aber deren Fettgehalt ist mit bis zu 11 % etwa doppelt so hoch wie der Milch europäischer Rassen und sie enthält mehr Eiweiß und Mineralstoffe.

Heute sind Wissenschaftler und Landwirte dabei, die Population der Jakuten-Rinder wiederzubeleben. Es gibt etwa 2.500 von ihnen, darunter 900 Milchkühe.