Ein Wunder vor dem Verfall: Ist die Holzkirche von Belosersk zu retten?

William Brumfield
Die einzigartige und uralte Kirche erinnert daran, dass Russlands Geschichte aus Holz gebaut ist.

Verbunden mit dem Wasser

Die Stadt Belosersk ist eine der ältesten bekannten Siedlungen im Nordwesten Russlands. Ihr Name deutet an, dass die Stadt stets in Verbindung mit dem Weißen See, Beloje Osero, stand. Als Moskau im 15. Jahrhundert seine Macht ausbaute, gewann Belosersk als Bollwerk an der nordwestlichen Grenze Moskowiens und dank seiner Transportwege auf dem Wasser an strategischer Bedeutung. Iwan der Ditte, auch Iwan der Große genannt, erkannte den Stellenwert dieser Lage und errichtete dort im Jahr 1487 eine große Festung, einen Kreml, dessen irdene Schutzwälle noch heute stehen.

Die Stadt blühte in der Mitte des 16. Jahrhunderts auf, besonders aufgrund ihrer Eisenvorkommen und ihres Fischreichtums. Ein eindrucksvoller Beweis dieses Wohlstands ist die burgartige Kirche der Entschlafung Mariä, deren Bau im Jahr 1553 an einem der höchstgelegenen Orte der Stadt begonnen wurde. Belosersk wurde Zeuge der Zerrüttungen des späten Regiments Iwan des Schrecklichen, der 1547 bis 1584 an der Macht war. Die Stadt gehörte zu seinem persönlichen Herrschaftsgebiet Opritschnina und diente ihm als Exil.

Die Kirche der Fürbitte der heiligen Gottesmutter und der Glockenturm, 1909

Während der Zeit der Wirren, der Krise der Erbmonarchie nach dem Tod des Zaren Boris Godunow im Jahr 1605, erlebte Belosersk die Hungersnöte und Seuchen, die auch das übrige Russland befallen hatten.

Mit der Wiederbelebung des Handels im 17. Jahrhundert jedoch erwiesen sich die Lage und natürlichen Ressourcen von Belosersk erneut als vorteilhaft. Während der Herrschaft Alexei Michailowitschs wurde in den 1670er Jahren die Kathedrale der Verklärung erbaut. Mit der Gründung von Sankt Petersburg im Jahr 1703 fand sich die Stadt in einer entscheidenden Position zwischen dem Flussbecken der Wolga sowie dem Onega- und dem Ladogasee wieder, die über die Newa zur neuen Reichshauptstadt führten.

Die Ruinen der Kirche der Fürbitte der heiligen Gottesmutter, 2010

Architektonische Wunder, verloren in der Geschichte

Die von 1740 bis 1752 erbaute Kirche der Fürbitte der heiligen Gottesmutter war einmal ein eleganter Bau mit fünf Kuppeln. In der Einfachheit ihrer kleinstädtischen barocken Gestaltung besaß sie einen schönen Glockenturm an ihrer westlichen Seite. Schließlich verfiel die Kirche jedoch so sehr, auch durch mutwillige Beschädigung und Verunstaltung, dass ihr Wiederaufbau nicht mehr umsetzbar war.

Die hölzerne Kirche St. Elias, 1909

Mehr Hoffnung gab es für den Erhalt der hölzernen Kirche St. Elias, die in den 1690er Jahren errichtet wurde. Im großzügigen Innenraum wurden die Holzstämme glattgeschliffen, um eine ebene Fläche zu schaffen, die bemalt werden konnte.

Die hölzerne Kirche St. Elias, 1999

In der Sowjetzeit wurden die Ende des 17. Jahrhunderts geschaffenen Bildnisse zur Aufbewahrung im Museum entnommen. An der Spitze des Hauptbaus befand sich ein Deckengemälde, genannt „nebo“ (zu Deutsch Himmel), mit einem quadratischen Bild Christi in seiner Mitte.

Die hölzerne Kirche St. Elias, 1999

In den Jahrzehnten seiner Schließung schwebte das bemerkenswerte Denkmal wegen ausbleibender Reparaturen in Gefahr. In den 1970er Jahren wurde im Rahmen einer Restaurationsmaßnahme die Holzverkleidung aus dem 19. Jahrhundert entfernt und der Bau in eingeschränktem Umfang als Museum zugänglich gemacht.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte der russische Chemiker und Fotograf Sergej Prokudin-Gorski ein aufwändiges Verfahren für die Farbfotografie. Seine Vision der Fotografie als eine Form von Bildung und Aufklärung zeigt sich besonders in seinen Fotografien der mittelalterlichen Architektur historischer Siedlungen wie Susdal und Wladimir. Zwischen 1903 und 1916 reiste er durch das Russische Imperium und schoss mit seiner neuen Technik über 2000 Fotografien, die drei Aufnahmen auf einer Glasplatte beinhalten. Im August 1918 verließ er Russland mit seiner Kollektion von Glasnegativen und ging nach Frankreich. Nach seinem Tod im Jahr 1944 in Paris verkauften seine Erben diese Kollektion an die Kongressbibliothek. Im frühen 21. Jahrhundert digitalisierte die Bibliothek die Prokudin-Gorski-Kollektion und machte sie für die Öffentlichkeit frei zugänglich. Zahlreiche russische Webseiten führen nun Teile dieser Kollektion auf.

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