Historische Geschäfte in Moskau: Vom Feinkostladen aus der Zarenzeit bis zu Luxusboutiquen

Reise
ALEXANDRA GUSEWA
Einkaufen kann eine kulturelle Freizeitaktivität sein, wenn Sie Bescheid wissen, wo Sie hingehen sollten.

1 Feinkostladen Jelissejew

Das Gebäude, in dem sich der heutige Laden befindet, wurde im späten 18. Jahrhundert errichtet. Das Herrenhaus des Grafen Wolkonskij wurde vom berühmten Architekten Matwei Kasakow erbaut, der das alte Gebäude der Moskauer Universität, den Senatspalast im Moskauer Kreml und ein Dutzend anderer Gebäude im Zentrum der Hauptstadt entworfen hat.

Im Jahr 1901 wurde das Gebäude von dem wohlhabenden Händler Grigorij Jelissejew erworben und in den “Jelissejews-Laden und Weinkeller mit russischen und ausländischen Spezialitäten” umgewandelt. Etwas später eröffnete er einen weiteren berühmten Laden im Jugendstil am Newski-Prospekt in seiner Heimatstadt Sankt Petersburg, der bis heute betrieben wird. In der Sowjetzeit wurde der Laden in Moskau in “Gastronom Nr. 1” umbenannt.

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2 GUM

Dieses Gebäude im pseudorussischen Stil wurde noch zu Zarenzeiten im Jahr 1893 erbaut. Die Glas-Stahl-Konstruktion der Überdachung wurde vom legendären Ingenieur und Architekten Wladimir Schuchow entworfen. Die “Oberen Handelsreihen”, so hieß das GUM damals noch, wurden zu den ersten überdachten Einkaufspassagen in Russland.

Nach der Revolution 1917 ordnete Wladimir Lenin an, dass man das Gebäude  in GUM umbenannte, was kurz für “Staatliches Warenhaus” ist.  Später wurde das GUM zum wichtigsten Konsumtempel der Sowjetunion.  

Zu Stalinzeit wurde das GUM vom Abriss bedroht, da er den Roten Platz für Militärparaden und feierliche Demonstrationen erweitern wollte. Doch der Laden überlebte die stürmischen Zeiten und ist nach wie vor der Lieblingsort vieler Moskauer.

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3 Detski Mir (“Kinderwelt”)

Ein wahres Paradies für sowjetische Kinder wurde ironischerweise auf dem Lubjanka-Platz gegenüber vom KGB-Hauptquartier in den 1950er Jahren erbaut. Es war wahrscheinlich der einzige Laden in der Sowjetunion, wo man absolut alles für Kinder jeden Alters erwerben konnte. Sowjetische Kinder träumten davon, auf dem riesigen Karussell zu fahren und mit den großen mechanischen Spielzeugen in der Haupthalle zu spielen.

Im Laufe der Zeit verwandelte sich der Laden in ein gewöhnliches Einkaufszentrum mit Abteilungen für Erwachsene.

Von 2008 bis 2015 war die “Kinderwelt” wegen Renovierungsarbeiten geschlossen. Während die Fassade nur einer leichten Sanierung unterzogen wurde, hat sich die Inneneinrichtung dagegen grundlegend verändert. Insbesondere sowjetische Bronzelampen und Kronleuchter und sogar das geschätzte Karussell sind verschwunden.

Heute gleicht der einstige Kultladen einem gewöhnlichen Einkaufszentrum mit überwiegend Waren für Kinder.

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4 TSUM

In der Vergangenheit gehörte die Kusnezki Most-Straße zu einem der wichtigsten Marktplätze in Moskau. Das Geschäft an der Ecke Petrowka Straße und Teatralnaja Platz wurde 1908 von den schottischen Kaufleuten Andrew Muir und Archibald Mirrielees, speziell für ihr Handelsunternehmen „Muir and Mirrielees", errichtet. Später beschädigte ein Brand das ursprüngliche Gebäude, woraufhin 1908 das siebenstöckige Gebäude im neugotischen Stil gebaut wurde.

Nach der Revolution ging der Laden in Staatsbesitz über und wurde in “Zentrales Universalkaufhaus” (russische Abkürzung “ЦУМ” TSUM) umbenannt. Schon in den 1950er Jahren wurde hier mit dem Verkauf von Luxusgütern begonnen und das ist heute immer noch der Fall. Hier befinden sich Boutiquen der weltberühmten Modemarken.

5 Petrowski-Passage

Wenn Sie von den Touristenströmen im GUM abgeschreckt sind, dann besuchen Sie dieses im neoklassizistischen Stil erbaute Kaufhaus. Die gewölbte Arkade mit ihren zwei Passagen ist jedoch viel kleiner als ihre “Schwester” auf dem Roten Platz. Wie auch beim GUM wurde die riesige Glaskuppel vom legendären Ingenieur und Architekten Wladimir Schuchow entworfen.

Das Warenhaus wurde 1906 von Wera Firsanowa, der Besitzerin der berühmten Sandunow-Bäder, in Auftrag gegeben. Es beherbergte u.a. Geschäfte Moskauer Kaufleute, darunter auch Süßwaren der berühmten Schokofabrik “Abrikosow”.

Nach der Revolution 1917 wurde das Gebäude verstaatlicht. Seitdem diente es als Bekleidungsfabrik der Roten Armee und als Forschungszentrum. Im Zweiten Weltkrieg wurden hier Bewohner zerstörter Gebäude in Gemeinschaftswohnungen untergebracht.

Heute ist es wieder ein gewöhnliches Kaufhaus, wo luxuriöse Boutiquen und Cafés zu finden sind.

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