Woronesch
Warum wird es unterschätzt?
Bis vor kurzem war Woronesch, etwa 500 Kilometer südlich von Moskau, bloß eine Stadt in einem landwirtschaftlich geprägten Teil Russlands. Die Stadt gehört zwar nicht zum “Goldenen Ring”, boomte in den letzten Jahren aber massiv. Die Wirtschaftsleistung stieg von 301 Milliarden Rubel (4,15 Milliarden Euro) im Jahr 2009 auf 950 Milliarden Rubel (13,16 Milliarden Euro) im Jahr 2017. 2011 feierte Woronesch seinen 425. Geburtstag. Zur Feier des Ereignisses wurde die Stadt touristenfreundlicher gemacht.
Was gibt es zu sehen?
1 Das erste Linienkriegsschiff Russlands
Die Goto Predestinatsia (Gottes Vorbestimmung) war das erste Schiff dieser Größe, das ohne fremde Hilfe in Russland gebaut wurde. Der Name Linienschiff kommt daher, dass diese Schiffe in Seekriegen wie in einer Linie hintereinanderfuhren. Die Goto Predestinatia ist ein Kriegsschiff der vierten Klasse und ist mit 58 Kanonen ausgestattet. Sie wurde 1700 von der Woronescher Werft gebaut. Das originale Schiff wurde 1712 an das Osmanische Reich verkauft und jüngst nach Originalplänen restauriert. An Bord befindet sich ein Museum.
2 Europas größte Talsperre
1972 entschied man sich, den Woronesch-Fluss aufzustauen und so innerhalb der Stadtgrenzen eine 59,9 Quadratkilometer große Talsperre entstehen zu lassen. Diese ist heute als Woronescher Meer bekannt. Ein Spaziergang auf ihrem Staudamm ist definitiv empfehlenswert.
3 Faszinierende Kreidesäulen bei Diwnogorje
Das Diwnogorje-Plateau (russisch für „wunderschöne Gebirgsregion“) liegt 140 Kilometer südlich von Woronesch. Es ist eine der malerischsten Regionen Zentralrusslands und wird jedes Jahr von etwa 60 000 Touristen besucht. Besonders beeindruckend sind die einzigartigen Kirchen aus dem ortstypischen Kreidestein.
Wie kommt man dorthin?
Ein Zugticket von Moskau nach Woronesch kostet mindestens 1 250 Rubel (17 Euro). Die Fahrt dauert zwischen sieben und zwölf Stunden. Alternativ kann man auch einen einstündigen Flug nehmen. Am besten nimmt man sich für Woronesch aber sowieso zwei Tage Zeit.
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Kostroma
Warum wird es unterschätzt?
Obwohl Kostroma 1152 von Fürst Juri Dolgoruki (demselben Fürsten, der vermutlich auch Moskau gründete), gegründet wurde, geriet es schnell in Vergessenheit. Im 17. Jahrhundert wurde es als Wohnsitz für Künstler und Handwerker beliebt und berühmt. Von allen Städten des „Goldenen Ringes“ ist Kostroma am weitesten von Moskau entfernt, weswegen die Stadt leider oft übersehen wird.
Was gibt es zu sehen?
1 Einmalige historische Bauwerke im Stadtzentrum
Kostroma ist angeblich die Heimat der russischen Schneekönigin. Im Sommer ist davon jedoch nichts zu spüren. Kostroma hat eine der besterhaltenen russischen Altstädte. Die Gebäude wurden seit dem 18. Jahrhundert kaum verändert, weswegen man Markthallen, Kirchen und viele weitere Gebäude aus dieser Zeit bewundern kann. Wer wissen will, wie die Russen vor ein paar Jahrhunderten lebten, dem sei Kostroma besonders empfohlen.
2 Ipatjew-Kloster
Der Legende nach wurde das Ipatjew-Kloster der heiligen Dreifaltigkeit Anfang des 14. Jahrhunderts von einem zum Christentum konvertierten tatarischen Adeligen gegründet. 1613 wurde hier der erste Romanow, Zar Michail, zum neuen Herrscher Russlands erklärt und brachte so wieder Ruhe ins Land. Das Kloster ist somit ein wichtiger Ort der russischen Geschichte. Zudem gibt es auf dem Gelände ein Museum mit seltener Holzarchitektur.
Wie kommt man dorthin?
Der Nachtzug von Moskau nach Kostroma startet am Jaroslawler Bahnhof und braucht etwa sieben Stunden. Schneller geht es mit dem Auto. Auf der Autobahn M8 passiert man Koroljow, Pereslawl-Salesski, Rostow und Jaroslawl. Dann wechselt man auf die A113 in Richtung Kostroma.
Susdal
Warum wird es unterschätzt?
Auch wenn Susdal als Zentrum des Goldenen Rings gilt, gibt es keinen Direktzug von Moskau aus. Das hält Touristen oft von einem Trip nach Susdal ab. Andererseits ist es dadurch auch die ruhigste Stadt. Wer nach dem ehrwürdigen, verschlafenen, alten Russland sucht, der sollte unbedingt nach Susdal kommen.
Was gibt es zu sehen?
1 Die mittelalterliche Hauptstadt
Susdal ist so alt, dass nicht einmal Historiker das exakte Gründungsdatum der Stadt kennen. Sicher ist, dass die Stadt schon vor 1000 v.Chr. existierte. Im 12. und 13. Jahrhundert war es die Hauptstadt von gleich drei Fürstentümern: Rostow-Susdal, Wladimir-Susdal und Susdal. Daher gibt es hier auch zahlreiche guterhaltene Kirchen, Klöster und Profanbauten. Insgesamt gibt es mehr als 200 denkmalgeschützte Orte in der Stadt. Das Älteste davon ist ganze acht Jahrhunderte alt.
Dazu kommt, dass Susdal nicht vom zweiten Weltkrieg betroffen war. Zu Sowjetzeiten wurden ebenfalls „nur“ 15 Kirchen beschädigt. Zudem gibt es keine modernen, mehrstöckigen Gebäude – kein Bauwerk ist höher als drei Stockwerke.
So wirkt Susdal, als wäre die Zeit stehen geblieben. Die Stadt ist vermutlich noch besser erhalten als Kostroma.
2 Lokale Spezialitäten
Süßigkeiten sind in jeder Stadt großartig. In Susdal ist es aber wirklich besonders. Die 10 000 Einwohner der Stadt leben fast ausschließlich vom Tourismus. Nutzen Sie Ihre Chance und probieren Sie zum Beispiel Medowucha (ein leichtes, honighaltiges Getränk) oder ortstypische Joghurts aus frischer Milch von glücklichen, einheimischen Kühen. Besuchen Sie auch eins von Susdals russischen Restaurants. Die Auswahl ist zwar nicht riesig, dafür aber qualitativ hochwertig. Die Stadt hat keine einzige Fast-Food-Filiale.
3 Die Glocken des Sankt-Euthymius-Klosters
Gegründet im Jahre 1352 ist das Sankt-Euthymius-Kloster eine beeindruckende mittelalterliche Festung. Lange Zeit diente es auch als Gefängnis. Fürst Dimitri Poscharski, der Russland einst vor der polnischen Invasion rettete, ist hier begraben. Wirklich einmalig ist auch der Glockenturm des Klosters mit seinen siebzehn historischen Glocken. Jeden Sonntag um 13:30 gibt es eine geführte Tour mit einer Demonstration der Glocken.
Wie kommt man dorthin?
Von Moskau nach Susdal reist man am besten über Wladimir. Die Züge dorthin fahren am Kursker Bahnhof los und brauchen etwa zwei Stunden. Von Wladimir aus ist es noch eine einstündige Busfahrt bis nach Susdal.