Die tödlichen „Malediven“ von Sibirien: Wenn Selfies das Leben kosten können (FOTOS)

Mikhail Reshetnikov
Der türkisblaue See in der Nähe der Stadt Nowosibirsk wurde dank seiner Ähnlichkeit mit dem Luxusresort immer beliebter. Es gibt jedoch ein großes „Aber“: Das Betreten der Gewässer kann tödlich sein.

Der Sommer ist in vollem Gange. Die Einwohner von Nowosibirsk posten im Netz zahlreiche Fotos mit dem ungewöhnlichen See als Hintergrund. Das lasurblaue Wasser ist auch an regnerischen Tagen nicht verblasst und versetzt damit jeden in Erstaunen. Der Ort erhielt den Namen „Russische Malediven“. Aber die Realität ist nicht so schön wie Bilder auf Instagram es vermuten lassen.

„Wenn man sich dem Ort mit dem Auto nähert, riecht es stark nach Pulverwaschmittel und Alkali. Wenn man zum Wasser kommt, verschwindet der Geruch. Aber natürlich hast du überhaupt keine Lust, das Wasser zu berühren. Man bekommt ein maues Gefühl und fragt sich, ist es wirklich ein gefährlicher Ort“, schreibt der lokale Journalist Michail Reschetnikow.

Im Netz wird der See schnell als „vergiftet“, „tödlich“ und sogar „radioaktiv“ beschrieben. Auf den Fotos kann man sehen, wie Pflanzen, die in der Nähe oder im Gewässer wachsen, nicht mehr blühen oder einfach absterben.

Was ist mit dem See los?

Erstens, dies ist kein See im ursprünglichen Sinne, sondern eine „hydrotechnische Konstruktion“, die einem See ähnelt und dem örtlichen Wasserkraftwerk gehört. Die Grube wurde von Arbeitern ausgehoben und dann mit Wasser gefüllt. Es ist lasurblau nicht weil sein Gewässer sauber ist. Es handelt sich eigentlich um eine Mülldeponie, in der die Anlage alle Chemikalien und Kohlenebenprodukte über Unterwasserrohre entsorgt. 

Der künstliche See hat sein türkisfarbenes Wasser dem Inhalt an Salzen, Kalzium und verschiedenen oxidierten Metallen zu verdanken. Interessanterweise beträgt die Tiefe nur ein bis zwei Meter, was nach Maßgabe chemischer Abfälle „tief“ ist. Wäre es tiefer gewesen, würden wir diese Farbe nicht beobachten.

Sogar die Möwen sind hier blau. Und es ist aber unklar, ob es nur ein Spiegelbild des Wassers auf dem Vogel ist oder der Grund tatsächlich ein Kontakt mit Chemikalien ist. 

Trotz der verbreiteten Gerüchte über erhöhte Strahlungswerte ist das Seeufer heute von Touristen überfüllt.

Es ist nicht schwer, die giftige Mülldeponie zu erreichen - sie ist zehn Minuten von der Stadt entfernt, eine malerische Fahrt mit Blick auf die Wälder und Datschen. Zwei Straßen führen ohne jegliche Warnschilder dorthin. Es ist möglich, dass die Verwaltung des Wasserkraftwerks nicht einmal daran dachte, dass es notwendig ist, Menschen zu warnen. Es scheint aber so, dass niemand von der Existenz des “Sees” wusste. 

Jetzt aber muss das Unternehmen die Dinge erklären: „Es ist nicht ratsam, ins Wasser zu gehen, da jeder Kontakt mit der Haut aufgrund des Mineralstoffgehalts zu einer starken allergischen Reaktion führen kann.“

Was die angebliche Radioaktivität angeht, ließ sich diese Theorie nicht bestätigen. „Die Aschedeponie ist nicht giftig: Es gibt keine blauen Möwen, die Pflanzen sterben nicht ab und die Strahlungswerte nehmen nicht zu. Dies geht aus Laborergebnissen zweier unabhängiger Studien hervor.“

Man darf jedoch nicht im Wasser schwimmen. Und bei Weitem das Schlimmste wäre, dort alleine zu sein. „Wegen des Moddergrundes ist es praktisch unmöglich, es alleine aus dem Wasser zu schaffen. Wir bitten die Besucher, bei der Aufnahme von Selfies nicht hineinzufallen”, sagte das Unternehmen. „Darin besteht die Hauptgefahr hier.“

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