Sibirische Metro: 7 Fakten über die extremste Untergrundbahn der Welt

Reise
ANNA SOROKINA
Wie sich das raue Klima Sibiriens auf den Metro-Verkehr auswirkt und welche verschwundene Stadt des Polarkreises an den Wänden der Metro Nowosibirsk zu sehen ist.

Die Nowosibirsker Metro ist eines von sieben in Betrieb befindlichen unterirdischen Verkehrssystemen in Russland (darüber hinaus gibt es U-Bahnen in Moskau, St. Petersburg, Nischni Nowgorod, Samara, Kasan und Jekaterinburg). Sie ist derzeit die östlichste Metro im Land und die einzige in Sibirien. Und hier ist der Grund dafür.

  1. Der Kampf gegen das Klima

Die Nowosibirsker Metro wird oft als die extremste Metro der Welt bezeichnet, aber das bedeutet nicht, dass es gefährlich ist, mit ihr zu fahren. Der wahre Grund ist, dass in dieser sibirischen Stadt ein ziemlich raues Klima herrscht. Die Jahresdurchschnittstemperatur kann unter den Gefrierpunkt sinken, die Winter sind lang und stets kalt (oft unter minus 30 Grad) und die Sommer können sehr heiß sein.

Der Bau und Betrieb einer U-Bahn unter solchen Temperaturgefällenist in der Tat extrem.

  1. Die drittgrößte U-Bahn Russlands

Die Nowosibirsker Metro besteht aus zwei Linien mit einem Umsteigepunkt in der Mitte. Insgesamt gibt es 13 Stationen mit einer Länge von fast 16 km. Trotz ihrer bescheidenen Größe befördert sie durchschnittlich 80 Millionen Fahrgäste pro Jahr (im Jahr 2022 waren es 77,3 Millionen) — mehr als 200.000 pro Tag, womit sie nach Moskau (mehr als 7 Millionen Fahrgäste pro Tag) und St. Petersburg (mehr als 2,5 Millionen Fahrgäste pro Tag) die drittgrößte des Landes ist.

  1. Erinnerung an eine verschwundene Stadt

Retschnoj Woksal ist eine der bemerkenswertesten U-Bahn-Stationen.

Die kreisförmigen Glasfenster zeigen Städte Sibiriens: Nowosibirsk, Omsk, Barnaul, Tomsk, Bijsk, Nowokusnezk, Tjumen, Tobolsk und Mangaseja. Und auch wenn alle anderen Städte auf der Karte zu finden sind, ist Mangaseja schon so lange verschwunden, dass moderne Forscher iweder über ihren Standort, noch darüber, ob sie wirklich einmal existierte, zu einer einhelligen Meinung kommen können.

Der offiziellen Geschichtsschreibung zufolge war Mangaseja die erste russische Stadt in der Subarktis (Jamal, Westsibirien), die 1601 von Kolonisten gegründet wurde. Es soll eine reiche Handelsstadt gewesen sein, durch die der Seeweg von Europa nach Asien führte. Sie wurde hauptsächlich von den Pomoren genutzt. Doch schon Mitte des 17. Jahrhunderts wurde dieser Seeweg verboten, da der Staat keine Zollkontrollen durchführen konnte, und gegen Ende des Jahrhunderts habe die Stadt ganz aufgehört zu existieren.

  1. U-Bahn-Ausgänge befinden sich oft in Wohngebäuden

Und noch eine weitere interessante Besonderheit der Nowosibirsker Metro: Hier sind die Eingangshallen der Stationen in ganz gewöhnliche Häuser eingebaut. In anderen Städten ist das eher die Ausnahme, aber hier ist diese Verfahrensweise ganz logisch. Nowosibirsk wuchs sehr schnell, bereits 1962 wurde es zur Millionärsstadt, und als in den Achtzigerjahren die Metro gebaut wurde, war die Bebauung bereits sehr dicht, die Gleise verliefen direkt unter den Wohnhäusern.

Außerdem ist die U-Bahn hier nicht sehr tief (die tiefste Station Sibirskaja liegt 16 Meter unter der Erde).

Hier finden Sie weitere solcher Ausgänge.

  1. Die längste U-Bahn-Brücke der Welt

Um von Retschnoj Woksal nach Studentscheskaja zu gelangen, überquert der Zug auf der Brücke den Fluss Ob. Die Fahrt dauert nur 4 Minuten.

Die Länge der Metrobrücke, die die beiden Ufer miteinander verbindet, beträgt 2.145 Meter (896 Meter direkt über dem Fluss). Aufgrund der Temperaturunterschiede ist die Brücke im Winter 50 cm kürzer als im Sommer. Sie wurde 1986 eingeweiht und ist immer noch die längste U-Bahn-Brücke der Welt.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass Sie die Aussicht auf den großen sibirischen Fluss genießen können, da dieStrecke über die Brückeverkleidet ist, um die Züge vor dem starken Wind zu schützen.

Auf der Brückesoll im Jahr 2023 de Station Sportiwnaja eröffnet werden – sie wird die 14. sein.

  1. Sowohl Jetons als auch Karten

Die Nowosibirsker Metro war die erste in Russland, die auf bargeldlose Bezahlung umstellte. Die ersten Fahrkarten gab es hier 1996 (in Moskau 1997), und die Möglichkeit, mit einer Bankkarte zu bezahlen, gibt es seit 2016 (in Moskau im selben Jahr, aber ein paar Monate später). Aber während in Moskau die Jetons (runde Münzen für die U-Bahn, die in den Schlitz der automatischen Zugangssperren eingeworfen werden müssen) bereits 1999 nicht mehr in der U-Bahn gültig wurden, blieben sie in Nowosibirsk erhalten. Das heißt, man kann für die Fahrt sowohl Jetons als auch Magnet- und Bankkarten verwenden.

  1. Was ist mit anderen sibirischen U-Bahnen?

Es existierten Projekte zum Bau anderer unterirdischer Verkehrssysteme in Sibirien. So gab es in den 1990er Jahren Pläne, in der benachbarten Millionärsstadt Omsk eine U-Bahn zu eröffnen. Dort gibt es bereits eine Station, die zu einem echten Kunstobjekt in der Stadt wurde. Letztendlich wurde das Projekt jedoch eingefroren und wird wahrscheinlich nicht realisiert werden.

In der Millionenstadt Krasnojarsk soll die Metro jedoch bis 2026 fertiggestellt werden, diedamit zur östlichsten Metro Russlands werden würde. Und wir werden Ihnen sicher davon berichten!