Prjaniki (Lebkuchen) haben zu Recht einen ganz besonderen Platz in der traditionellen russischen Küche. Die Nation backt sie seit mehr als tausend Jahren! Zuerst verwendeten die Menschen Hefe und Mehl und dazu Honig und Beerensaft, so entstand der Vorläufer des Prjanik. Im 12. Jahrhundert begann Russland, Gewürze aus Indien und dem Nahen Osten zu importieren und in den Prjanik-Teig zu mischen. Die exotischen Zutaten waren sehr teuer, was den ehemals gewöhnlichen Prjanik zu einer wahren Delikatesse machte. Sogar auf der Festtafel des Zaren wurden Kowrischki, die einfachste Prjanik-Variante, serviert.
Ab dem 18. Jahrhundert jedoch, als Ingwer, Muskatnuss und Nelken in Russland keine Besonderheit mehr wahren, wurden Prjaniki zu einem allgemein beliebten Gebäck. Einige erhoben Prjaniki zur Kunstform. Alte russische Städte wie Tula, Wolgograd und Archangelsk locken Touristen mit ihren im ganzen Land bekannten lokalen Prjaniki-Rezepten.
Die vielleicht beliebteste Variante ist die mit einem Muster. Dieses wird durch eine spezielle Holzform aufgebracht. Schauen Sie sich diese Prjaniki-Formen aus Gorodez an, mit ihrer fabelhaften Verzierung durch Vögel und Fische.
Die Holzform wird mit Teig ausgekleidet, darauf kommt eine Füllung aus Fruchtpüree oder Konfitüre und darüber wieder eine Lage Teig. Das fertige Gebäck wird mit Zuckersirup bestrichen.
In Pokrow zum Beispiel werden gestempelte Prjaniki mit Schokolade und Zuckerguss überzogen.
Zu den beliebtesten Prjaniki im In- und Ausland gehören die aus Tula. Sie sind leicht zu erkennen an ihrer rechteckigen Form und den Mustern. Früher wurden sie nicht nur in Tula, sondern auch in Moskau und St. Petersburg verkauft und zu besonderen Anlässen verschenkt. Die Prjaniki-Produzenten aus Tula backten zum 75-jährigen Stadtjubiläum von St. Petersburg einen 30 Kilogramm schweren Prjanik als Geschenk für Kaiserin Katharina II. Der Originalstempel dafür ist im Prjanik-Museum in Tula ausgestellt.
Prjaniki, die zu verschiedenen Tieren geformt wurden, finden sich traditionell im russischen Norden. In der Region Archangelsk symbolisieren die Kosuli-Lebkuchen die Tiere an der Krippe Jesu: Ziegen, Lämmer und Kühe.
Die Kosuli werden heute auch in Form kleiner Neujahrsbäume und Hähne gebacken. In der Sprache der Pomoren - der Ureinwohner des russischen Nordens - bedeutet Kosuli „Wirbel“. Diese essbaren Figuren wurden Kindern oft zum Schutz vor bösen Geistern geschenkt. Heute schmücken die Familien damit ihre Neujahrsbäume (und essen die Kosuli später).
In Sibirien und im Ural finden Sie Korowki (das russische Wort für „Kalb“). Auch sie wurden zu Weihnachten und Neujahr gebacken. Es wurde angenommen, dass das Backen von Prjaniki in Tierform Wohlstand bringen würde. Korowki wurden zwischen dem russischen Weihnachten und dem Dreikönigstag (7.-19. Januar) an Kinder und Jugendliche verteilt. In dieser Zeit zogen die Menschen von Haus zu Haus, sangen Lieder und richteten gute Wünsche aus.
Dann gab es noch die Frühlings-Prjaniki oder Schaworonki („Lerchen“), die heute in Pokrow, Wladimir, Wjasma und vielen anderen Städten hergestellt werden.
Diese Art von Prjanik wird aus Holz- und Metallformen ausgestochen. Die Formen haben Muster in Form von Vögeln, anderen Tieren und Pflanzen. Sie werden ohne Füllung zubereitet, aber großzügig mit teils farbiger Zuckerglasur bedeckt.
Dies bringt uns zu den bereits oben erwähnten Kowrischki, den einfachsten der Prjaniki, die nur aus Prjanik-Teig mit Honig, Rosinen und Nüssen bestehen. Oft wurden zwei Kowrischki aufeinander gelegt mit etwas Marmelade oder Konfitüre dazwischen. Sie bleiben lange zart und sind ein perfekter Snack für unterwegs.
Honig-Kowrischki sind der Stolz des Klosters der Dreifaltigkeit und des Heiligen Sergius in der Region Moskau: Noch heute wird dort das alte Rezept verwendet und nach traditioneller Methode gebacken. In Pokrow (Region Wladimir) wird dem Teig Kakaopulver hinzugefügt. Die Bäckermeister verzieren diese Prjaniki mit Zuckerglasur und Darstellungen von Kaninchen und kleinen Bären.
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