Das russische Raumschiff SOJUS – der größte Rivale der Crew Dragon

Sergey Mamontov/Sputnik
Ist Ihnen aufgefallen, wie die neue bemannte Raumschiff der Firma SpaceX immer mit irgendeiner russischen Sojus verglichen wird? Wir sagen Ihnen, warum dem Thema so viel Aufmerksamkeit gewidmet wird.

Die Sojus ist ein sowjetisch-russisches Raumschiff, die die Besatzung mit einer gleichnamigen Rakete zur ISS bringt. Bis zum 30. Mai, als Elon Musk erfolgreichen seine Rakete startete, war sie das einzige Raumfahrzeug der Welt, das Astronauten in den Orbit brachte. Und das seit 1962!

Wir fliegen seit fast 60 Jahren mit dem gleichen Raketentyp und lassen uns immer noch Zeit, etwas Neues zu entwickeln…

Wie ist die Sojus entstanden?

Das Sojus-Raumschiff selbst wurde für die erste Sojus-Trägerrakete entworfen, die eine Modifikation der legendären ballistischen Rakete R-7 war.

Die von Sergej Koroljow entwickelte R-7 ist die erste interkontinentale ballistische Rakete der Welt. Sie wurde als Trägerrakete für thermonukleare Sprengköpfe konstruiert. Da die „Sieben“ sich jedoch als nicht sehr erfolgreich erwies, war sie nur acht Jahre lang im Dienst. Aber sie kam anderweitig zum Einsatz: Diese Rakete war die Grundlage für die gesamte Weltraumfahrt der Sowjetunion. So brachte zum Beispiel im Oktober 1957 eine R-7 den allerersten Satelliten der Welt in die Erdumlaufbahn.

Wostok, eine weitere Modifikation der legendären Interkontinentalrakete R-7.

Auch für ihre Modifikation, die Sojus, gab es ehrgeizige Ziele. Der Wettlauf im Weltraum zwischen der UdSSR und den USA war in vollem Gange und unsere Antwort war ein neues Raumfahrzeug. Juri Gagarin war bereits in den Weltraum geflogen und die Sowjets begannen, ein Programm für längere Flüge, nämlich zum Mond, zu entwickeln. Wir brauchten ein Raumschiff mit mehreren Sitzen, das in der Lage war, im Orbit anzudocken.

Juri Gagarin and Sergei Koroljow

Der erste bemannte Start erfolgte 1967. Die Sowjetunion gewann das Mondrennen zwar nicht, aber das Sojus-Raumschiff blieb nicht lange ungenutzt, weil der Hauptunterschied zu den früheren Raumschiffmodellen sein System der sicheren Flugsteuerung war – ein Notfall-Rettungssystem, das 15 Minuten vor dem Start aktiviert wurde und im Falle einer Havarie die Rettung der Besatzung zu jedem Zeitpunkt des Fluges ermöglichte.

Wofür wird die Sojus verwenden?

Die Sojus arbeitet als „Weltraumtaxi“: Sie transportiert die Astronauten aus Russland und anderen Ländern nach Quoten zur ISS, kann Wasser-, Lebensmittel- und Ausrüstungsvorräte zur Station befördern und auch Besatzungsmitglieder von der Station zur Erde zurückbringen.

Sojus TMA-01M

An Bord des Raumschiffs können sich maximal drei Personen gleichzeitig befinden. Von 2011, nach der Einstellung des amerikanischen Space-Shuttle-Programms, war Russland bis vor kurzem Monopolist bei der Beförderung von Astronauten ins Weltall.

Was befindet sich im Inneren der Sojus?

Die Raumschiffe der Sojus-Familie bestehen aus drei Modulen: dem Servicemodul, dem Landemodul und dem Orbitalmodul. Während des Starts befinden sich die Astronauten im Landemodul, in dem es so eng ist, dass sie sich kaum bewegen können.  

Etwas geräumiger (allerdings auch nur 3,40 Meter lang und 2,20 Meter im Durchmesser) ist das Orbitalmodul, in dem die ISS-Fracht untergebracht ist. Dort befindet sich auch die „Fäkal- und Sanitäreinrichtung“ – die Weltraumtoilette, für deren Benutzung die Besatzung vorab ein mehrseitiges Handbuch lesen muss (Sie sehen, die Astronauten haben es nicht leicht!).

Eine Weltraumtoilette

Das Raumschiff wurde in all den Jahren immer wieder modernisiert, aber meist nicht äußerlich, sondern in den Kontrollsystemen. So sieht die aktuelle Modifikation (aus dem Jahre 2016), die Sojus MS, aus: 

„Als ich das erste Mal in den Sojus-Simulator stieg, bemerkte ich, dass mein amerikanischer Kollege Schmerzmittel schluckte“,erinnerte sich André Kuipers, niederländischer Astronaut der Europäischen Weltraumorganisation. „Ich fragte ihn nach dem Grund und er sagte: Das wirst du bald herausfinden! Er hatte recht – während des Trainings fingen meine Knie an, höllisch zu schmerzen. Es ist ein sehr unbequemes Raumschiff.“

Warum fliegt Russland immer noch mit der Sojus?

Doch trotz seiner Unbequemlichkeit (die Astronauten müssen mit den Kopf an die Knie gepresst sitzen) ist die Sojus bis heute die letzte Hochburg von Roskosmos auf dem Markt für kommerzielle bemannte Raketenstarts. Theoretisch soll es durch das wesentlich komfortablere und geräumigere Raumschiff der nächsten Generation Föderation, das vor einem Jahr in  Adler umbenannt wurde, ersetzt werden. Dieses wird seit 2009 entwickelt und soll bis zu sechs Personen Platz bieten. Aber bisher wurde die Föderation/Adler noch nicht in die Umlaufbahn gebracht.

Doch selbst wenn Roskosmos ein Shuttle dieser Art im Einsatz hätte, würde man, nach Meinung der Konstrukteure, die Sojus nicht so bald aufgeben. Sie hat sich als zuverlässiges Raumschiff erwiesen und es heißt, dass diese Zuverlässigkeit ihre wichtigste Eigenschaft ist.

Bislang hat die Sojus 150 erfolgreiche Starts absolviert. Dem gegenüber stehen nur zwei tragische Flüge, und das gleich zu Beginn ihres Einsatzes: 1967 starb der Astronaut wegen des Versagens des Fallschirmsystems bei der Landung und 1971 kam die Besatzung ebenfalls bei der Landung wegen eines Druckabfalls ums Leben.

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