Wie viele russische Kosmonauten waren an Bord der ISS?

NASA
Die internationale Raumstation ISS wurde von dreimal mehr Amerikanern besucht als von Russen. Dafür gibt es eine einfache Erklärung.

In der Nacht zum 1. November 2000 wurde Geschichte geschrieben, als das russische „Sojus“-Raumschiff vom Kosmodrom Baikonur in Kasachstan startete. An Bord befanden sich der US-Astronaut William Shepherd und zwei russische Kosmonauten – Juri Gidzenko und Sergei Krikaljow. Nach zwei Tagen dockte das Trio an der Internationalen Raumstation (ISS) an. Sie waren die ersten Menschen, die dort langfristig auf niedriger Erdumlaufbahn lebten. 

In den folgenden zwei Jahrzehnten waren auf der ISS 241 Männer und Frauen aus 19 Ländern zu Gast. Einige von ihnen hatten das wenig erstrebenswerte Privileg, diesen Ort fast ein ganzes Jahr lang als ihr „Zuhause“ bezeichnen zu müssen.

Platzprobleme  

In Bezug auf die Zahl der ISS-Bewohner liegt Russland nach den Vereinigten Staaten an zweiter Stelle, wenn auch mit großem Abstand. Insgesamt 151 amerikanische Astronauten lebten an Bord der Raumstation und nur 49 russische Kosmonauten.  

L: Shuttle Discovery; r: Sojus-Raumschiff

Das liegt vor allem an der Kapazität der Raumschiffe. Die US-amerikanischen Spaceshuttles konnten mehr Fracht und mehr Passagiere ins All befördern als die russischen „Sojus“-Raumschiffe. Die Amerikaner konnten acht Personen gleichzeitig befördern, die Russen nur drei. 

Nach der „Columbia“-Katastrophe am 1. Februar 2003, war klar, dass das US-Space-Shuttle-Programm eingestellt werden würde. Die „Columbia“ war das erste von insgesamt fünf Space Shuttles. Im Jahr 2004 schickten die Amerikaner die Nasa-Astronautengruppe 19 auf den letzten Flug mit einem sogenannten Orbiter. Bis auf Shannon Walker hatten alle der elf Astronauten an Bord die ISS bereits zuvor besucht.

Innerhalb des Sojus-Raumschiffes

Darüber hinaus waren es hauptsächlich die US-Raumfähren, die Fracht zur ISS transportierten, die von einer Besatzung begleitet werden mussten. Daher ist die überwiegende Mehrheit der Amerikaner, die ins All gereist sind, dort nicht lange geblieben. Im Hinblick auf Langzeitmissionen kann die USA nur 61 von 151 Flügen für sich verbuchen, Russland 43 von 49. Für Transportzwecke setzte Russland auf das unbemannte „Progress“-Raumschiff, das mit Autopilot fliegt. 

Wer darf an Bord der ISS 

Wer waren diese 49 Kosmonauten? Die Auswahl der Raumfahrer wird von der russischen Weltraumbehörde Roskosmos und dem Juri Gagarin Kosmonauten-Trainingszentrum getroffen. Bewerben kann sich seit 2012 zunächst jeder für das Auswahlverfahren, nicht nur Militärpiloten und Fachkräfte aus der Raumfahrtindustrie wie zuvor. Zum Wettbewerb für einen Flug ins All können jetzt auch andere Wissenschaftler antreten. Auch ein Biologe kann Kapitän einer Raumfahrtmission werden. 

Jelena Serowa

Es gibt keine Altersgrenze nach unten, Voraussetzung ist aber ein Universitätsabschluss und mindestens drei Jahre Erfahrung im jeweiligen Fachgebiet. Daher sind die meisten Bewerber bereits in den Zwanzigern. Die Obergrenze liegt bei 35 Jahren.

Sowohl Männer als auch Frauen können sich bewerben. Doch bislang war nur eine russische Kosmonautin an Bord der ISS, Elena Serowa. 

Der Kandidat des Auswahlverfahrens muss eine Reihe von Tests erfolgreich meistern und tritt anschließend in einen sechsjährigen Vorbereitungsdienst ein. 

„Zum Beispiel muss ein Kosmonaut in der Lage sein, mit einem Fallschirm aus einem Flugzeug zu springen und eine Aufgabe zu lösen, bevor sich der Fallschirm öffnet. Es gibt auch einen Stresstest. Ich war überrascht, aber ich habe die Aufgabe doppelt so schnell gelöst wie auf der Erde, in nur zwölf statt 24 Sekunden“, berichtet Sergei Rjasanski, der schon zwei Mal auf der ISS war. 

„Ein weiterer Test ist, dass Sie drei Tage lang in einem winzigen Raum eingesperrt werden, Sie dürfen nicht schlafen. Ständig gibt es etwas zu tun, worauf man sich konzentrieren muss. Wenn Sie gezwungen sind, eine Notlandung durchzuführen, müssen Sie jederzeit schnell reagieren können, da eine verpasste Sekunde in einer solchen Situation eine Abweichung von 80 bis 200 Kilometern von Ihrem Ziel auf der Erde entspricht“, erklärt er. 

Nach dem Auswahlverfahren wartet der glückliche Kandidat darauf, einer Besatzung zugewiesen zu werden, die im Weltraum zu seiner „Familie“ wird. Doch für die meisten Auserwählten bleibt es ein Traum, sie werden nie ins All reisen. Nach der „Columbia“-Katastrophe, bei der die siebenköpfige Besatzung getötet wurde, beschloss die NASA im Jahr 2005, alle Plätze für Wissenschaftler an Bord der russischen „Sojus“-Raumsonde aufzukaufen. Der Vertrag lief 2017 aus. In ein neues eigenes Space-Shuttle-Programm wollte man nicht mehr investieren, sondern auf den ersten privat finanzierten bemannten Raumflug warten. In diesem Jahr war es mit der „Crew Dragon“ des Unternehmens SpaceX soweit.  Bis dahin konnten Menschen nur an Bord der „Sojus“ zur ISS gelangen. Russische Wissenschaftler mussten zwölf Jahre warten, bis sie wieder an der Reihe waren.  

Derzeit gibt es 31 aktive, sich in Bereitschaft befindliche, russische Kosmonauten. Von diesen waren 19 noch nie im Weltraum.

>>> Das russische Raumschiff SOJUS – der größte Rivale der Crew Dragon

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