Geschichte Tag für Tag: 29. November

Unser täglicher Geschichtsrückblick zeigt Ihnen, was am heutigen Tag in der Geschichte Russlands und der Welt vor sich ging.

2010: Russische Wörterfee stirbt bei Moskau

Im Künstlerdorf Peredelkino bei Moskau stirbt die berühmte russische Dichterin Bella Achmadulina. Sie gehörte zu den wichtigsten sogenannten "60er-Poeten" Wladimir Wyssotzki, Robert Roschdestwenskij und Andrej Wosnessenskij. Durch die Tauwetter-Stimmung nach dem Tod Stalins wandten sie alle sich wieder zunehmend persönlichen und innerlichen Themen zu. Trotz der zurückgehenden Zensur veröffentlichte  Achmadulina lange in Samisdat-Verlagen, beispielsweise bei Viktor Jerofejew.

In ihrem Todesjahr tauchte Achmadulinas Name sogar in  einer inoffiziellen Kandidatenliste für den Literaturnobelpreis auf.

>>> Samisdat: Wie die Menschen in der Sowjetunion die Zensur unterliefen

1783:  Russisches Alphabet wächst um Buchstaben  ё [yo]

Uljanowsk 2005: Eröffnung des Denkmals für den Buchstaben Ё

Das russische Alphabet besteht aus 33 Buchstaben. Einer davon ist das wunderliche  ё [yo], das heute viele russische Druckmedien auslassen. Geschrieben wird es nur dann, wenn es bei Auslassung zu Missverständnissen kommen könnte.

Am 29. November 1783 wurde das „je“ mit den zwei Pünktchen auf Antrag der Prinzessin Jekaterina Daschkowa hin eingeführt. Sie hielt es für effizienter, das bis dahin existierende Diphtong „io“ durch das hübsche „ё“ zu ersetzen. Viele bedeutende und einflussreiche Zeitgenossen unterstützten ihr Anliegen, unter anderem der Schriftsteller Nikolaj Karamsin. Er bewarb den neuen Buchstaben mit einem seiner weit verbreiteten Gedichtbände (erschienen 1797).

In der Sowjetunion wurde 1942 eine ё-Pflicht eingeführt. Grundsätzlich gilt diese bis heute. Die meisten Verlage und Druckerzeugnisse jedoch überlassen die Wahl ihren Autoren. Obligatorisch ist die Verwendung nur, wenn bei Verwenden des einfachen e ein Missverständnis entstehen kann.

Beispiele:

передохнем  (peredochnjem - “wir werden sterben”) – передохнём (peredochnjom - “wir machen eine Pause”)

поем (pojem - “Ich werde etwas essen”) – поём (pojom - “wir werden singen”)

In der Kleinstadt Uljanowsk wurde dem Ё im Jahr 2005 sogar ein Denkmal gesetzt.

>>> Russisch will gekonnt sein: Diese Vokabeln bringen Ausländer um den Verstand

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