1. Iwan der Große und die Einigung der Rus
Iwan III. (auch bekannt als Iwan der Große) war ein Großfürst von Moskau, der 1462 den Thron bestieg. Manchmal wird er auch als „Sammler der russischen Erde“ bezeichnet. Er erweiterte das russische Territorium nach dem Ende der Mongolenherrschaft.
Iwan III. unterstellte die einzelnen Fürstentümer der Rus Moskau, vereinte diese Länder unter einem Monarchen und führte das System der „Prikase“ ein, zu Deutsch „Befehl“ oder „Auftrag“. Die Prikase ähnelten den modernen Ministerien. Sie waren für die Politik in verschiedenen Lebensbereichen und für unterschiedliche Regionen im Land zuständig.
2. Die Expansion Russlands durch Iwan den Schrecklichen und die Eroberung Sibiriens
Als Iwan IV. im Jahr 1547 Zar wurde, war sein Machthunger erst am Anfang. Er erweiterte nicht nur das russische Territorium durch die Eroberung der Khanate Kasan und Astrachan und Sibiriens sowie weiterer Gebiete. Er wagte es auch, seine eigene Herrschaft über diese Gebiete hinaus zu festigen, indem er das von Iwan III. eingeführte System der Prikase ausweitete.
Unter Iwan IV. wurde auch ein Konzil der orthodoxen Kirche einberufen. Als Ergebnis entstand der Stoglaw (russisch, Hundert Kapitel), ein Moralkodex, der in Zusammenarbeit mit dem Klerus ausgearbeitet worden war und Antworten auf viele Fragen im Zusammenhang mit der Kirche gab. Der Stoglaw wurde zum Handbuch und Maßstab für das Handeln russischer Geistlicher.
1550 entstand der „Sudebnik“, der erste Gesetzeskodex im Moskauer Zarenreich, der über allen anderen lokalen Gesetzen stand.
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3. Die Finanzreformen von Alexei Romanow
Vor 1654 war das Finanzsystem in der alten Rus Flickwerk. Größere Transaktionen waren kompliziert, denn es gab keine Münzen mit hohem Nennwert. Daher mussten tausende von Münzen mit kleinem Wert abgezählt werden. Kleinere Geschäfte wurden erschwert, weil es kein Wechselgeld gab. Die fehlende Flexibilität im Zahlungsverkehr hatte Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes, die dadurch dramatisch ausgebremst wurde.
Zar Alexei I. aus der Romanow-Dynastie, dessen Herrschaft von den negativen Folgen des Krieges und dem Ausbruch der Pest begleitet war, war der erste russische Herrscher, der in Russland eine Rubelmünze einführte.
Da es in Russland weder Bergbau noch Edelmetallwerkstätten gab, fehlte es an Material für die Münzproduktion. Für die ersten Rubelmünzen wurden daher europäische Taler eingeschmolzen.
Alexei I. ist auch weithin bekannt für seine Militärreform. Während seiner Regierungszeit kamen einige Militärspezialisten aus Europa und ließen sich in Russland nieder. Sie übernahmen verschiedene Posten innerhalb der Armee. Zudem bekamen auch Bürger die Möglichkeit, durch Dienst beim Militär in den Adelsrang aufzusteigen.
4. Peter der Große erschafft das Russische Reich
Peter der Große war der erste russische Herrscher, der nach Europa reiste. Das erste Mal, dass er sich auf eine solche Reise (rus) begab, war 1697/1698. Er musste feststellen, dass Russland in praktisch allen Bereichen hinter den meisten europäischen Ländern zurückgeblieben war: sozial, wirtschaftlich, kulturell und vor allem militärisch.
Nach seiner Rückkehr machte sich Peter daran, alle Lebensbereiche in Russland radikal zu reformieren - eine Initiative, die das Land schließlich in ein Reich verwandeln würde, das in Macht und Einfluss mit den europäischen Großmächten vergleichbar wurde. Peter der Große initiierte die Entwicklung verschiedener Industrien, die entweder vorher nicht im Land existierten oder nicht vollständig entwickelt bzw. nicht national präsent waren, zum Beispiel Schiffbau und Seidenspinnerei.
Er unterwarf die mächtigen kirchlichen Autoritäten der Heiligsten Synode, dem neu geschaffenen Führungsgremium der russisch-orthodoxen Kirche.
Der erste russische Kaiser führte eine Rangliste für Staatsbeamte ein, die die Meritokratie fördern sollte. Er reformierte das Militär, legte so den Grundstein für den Aufbau einer mächtigen Armee und Flotte. Peter der Große führte die Russen außerdem in die europäische Lebensweise ein, einschließlich der Rasur und Kleidung im europäischen Stil.
Zudem entstand auf sein Betreiben hin St. Petersburg, das neue russische Zentrum, das den Status Russlands als europäische Macht demonstrieren sollte.
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5. Katharina die Große und ihre Charta für den Adel
Obwohl es ihr Ehemann Peter III. war, der den russischen Adel zunächst vom sonst obligatorischen Militärdienst befreit hatte, blühte der Adel in Russland erst später während der Regierungszeit Katharinas der Großen (1762-1796) als soziale Klasse auf.
Die Kaiserin gab die „Charta für die Rechte, Freiheiten und Privilegien des edlen russischen Adels“ heraus, die dem Adel besondere Privilegien einräumte.
Am wichtigsten war, dass der Adel weiterhin nicht zum Militär- oder Staatsdienst verpflichtet war und nun nach russischem Recht einen Sonderstatus erhielt, Handel treiben durfte (auch in Übersee) und das Recht erhielt, lokale Selbstverwaltungsorgane einzurichten (die dennoch der Kaiserin und ihren Behörden unterstellt waren).
Die Reform hat das Leben im russischen Reich in vielerlei Hinsicht verändert und in gewisser Weise wesentlich zum Aufstieg der klassischen russischen Kultur beigetragen, wie wir sie heute kennen.
6. Alexander II. und die Emanzipation der Leibeigenen
1649 wurde in Russland ein Gesetz veröffentlicht, dass die Bauern fest an ihre Herren band. Sie durften sie nicht einfach verlassen. Zudem war die Leibeigenschaft gesellschaftlich akzeptiert. In Russland. Bauern zu verkaufen oder als Geschenk anzubieten, war weit verbreitet unter den russischen Adligen, die zudem das Recht hatten, ihre Leibeigenen auch für Missetaten zu bestrafen.
1861 hob Alexander II., der als Alexander der Befreier in die Geschichte einging, wenn auch aus einem anderen Grund, die Leibeigenschaft in Russland auf. Dabei ging er sehr drastisch und rücksichtslos vor. Der Staat verlieh nun Grundstücke an die befreiten Bauern zu einem jährlichen Zins von fünf bis sechs Prozent und schuf so eine neue finanzielle Abhängigkeit.
Die Reformen, die mit den besten Absichten eingeläutet worden waren, bereiteten indirekt den Nährboden für zukünftige Revolutionen im Land. Die Revolution von 1917 führte schließlich zum Sturz des Hauses Romanow.
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7. Industrialisierung und Kollektivierung in der UdSSR
Als die Sowjets infolge der russischen Revolution an die Macht kamen, veränderte sich das Leben im Land dramatisch. Die neuen Behörden verstaatlichten sofort alle Banken und Großunternehmen und erklärten, dass das Land von nun an den Bauern und die Fabriken den Arbeitern gehörten.
Im Jahr 1927 wurde die Entscheidung getroffen, verstreute bäuerliche Einzelbetriebe zu großen kollektiven landwirtschaftlichen Betrieben zusammenzufassen. Bis Ende 1937 waren 93 Prozent der einzelnen Betriebe gezwungen, Teil eines größeren „Kolchos“ zu werden, was die Agrarindustrie des Landes völlig veränderte. Nun standen alle Zeichen auf Massenproduktion, auf Kosten der Menschen.
Außerdem musste die neue Regierung radikale Maßnahmen ergreifen, um die Entwicklung der für damalige Zeiten rückständigen Industrie des Landes voranzutreiben. Insbesondere wurde dem Ausbau der Rüstungs- und anderer Schwerindustrien größte Aufmerksamkeit gewidmet.
Durch diese Reformen überwand Russland – damals die Sowjetunion - schnell viele sozioökonomische Probleme, die zum Zusammenbruch des zaristischen Regimes beigetragen hatten. Zugleich wurde aber auch ein totalitäres Regime etabliert, das viele Jahrzehnte überleben sollte.
8. Privatisierung und Umbau zur Marktwirtschaft
In der Sowjetunion wurde die Wirtschaft vom Staat reguliert. Produktionsmengen und Preise wurden von oben festgelegt. Dem Staat gehörten die meisten Fabriken, Anlagen und Produktionsmittel.
1991 kam jedoch mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion praktisch über Nacht und für die meisten Russen völlig unerwartet die freie Marktwirtschaft. Das alte sozialistische Wirtschaftssystem wurde für ineffizient erklärt und die neue Regierung musste schnell radikale Maßnahmen ergreifen, um das Überleben Russlands in der neuen kapitalistischen Welt zu sichern.
Der Ökonom und zeitweise Wirtschaftsminister und kommissarische Ministerpräsident Jegor Gaidar sprach sich für radikale Maßnahmen aus. Er begründete diese mit dem Bestreben, eine mögliche Nahrungsmittelkrise zu verhindern. Diese umstrittene Rechtfertigung, wurde später von einigen Ökonomen kritisiert. Gaidar überzeugte den russischen Präsidenten Boris Jelzin, die sofortige Liberalisierung der inflationären Landeswährung, des russische Rubels, voranzutreiben und den größten Teil des staatlichen Vermögens zu privatisieren, um das drohende gigantische Haushaltsdefizit abzumildern. Die radikalen Reformen wurden in den folgenden Jahren rasch umgesetzt.
Ob das gut oder schlecht für das Land war, was Gaidar vorgeschlagen hatte, darüber wird noch immer gestritten in Russland. Die Zeit drängte damals aufgrund von Inflation, Produktionsdefizit und hoher Arbeitslosigkeit. Die Maßnahmen trugen tatsächlich maßgeblich zur raschen Entwicklung der Marktwirtschaft in Russland und zur Integration der Wirtschaft des Landes in den Weltmarkt bei.
Doch die Privatisierung war von Kontroversen begleitet, da der Verkauf staatlicher Vermögenswerte von Korruption begleitet wurde und die Klasse der Oligarchen in Russland entstand.