Staffel 5 von „The Crown“ auf Netflix: Wahrheit und Fiktion in der „russischen Folge“

Peter Morgan / Netflix
Die Schlüssel-Folge der neuen Staffel, „The Ipatiev House“, feiert die jahrhundertealten Beziehungen zwischen Großbritannien und Russland. Wir sagen Ihnen, was davon wahr und was erfunden ist und was in dieser Staffel besonders stark ausgeprägt ist.

WAHRHEIT: Die Blutsbande des Monarchen und der Zarenfamilie

Die sechste Folge der fünften Staffel von The Crown beginnt mit der Hinrichtung der Familie Romanow, vor der die Windsors ihre Verwandten möglicherweise hätten bewahren können. Szenen aus dem Jahr 1918, in denen alle ziemlich gut Russisch sprechen, werden mit Szenen des Königs bei der Jagd kombiniert. Dessen Mutter, so glauben nicht nur die Macher der Serie, sondern auch einige Historiker, traf die Entscheidung, kein Schiff zur Rettung der Romanows zu schicken. Nikolaus II. war ein Cousin von Georg V., dem er sogar äußerlich sehr ähnlich sah. Daher waren sowohl Elisabeth II., Enkelin von Georg V., als auch insbesondere ihr Ehemann Philipp, Urenkel von Nikolaus I., sehr vorsichtig in Bezug auf ihre Beziehungen zu Russland und betrachteten die Sowjets als „Zarenmörder“, weshalb die Queen die UdSSR während ihrer Regentschaft nie besuchte.

WAHRHEIT: Der offizielle Besuch der Königin in Russland

Die neue Staffel umfasst die erste Hälfte der 1990er Jahre, als die Sowjetunion zusammenbrach und der Kommunismus durch die Demokratie unter Boris Jelzin ersetzt wurde. Nach dem Zusammenbruch der UdSSR und der Gründung des unabhängigen Russlands stattete die Königin Moskau und St. Petersburg ihren ersten Besuch ab. Das ist in jeder Hinsicht historisch. Sie war die erste britische Monarchin, die den russischen Staat besuchte. Auf dem Programm der Königin standen alle wichtigen Sehenswürdigkeiten in Moskau und St. Petersburg sowie die Eröffnung eines der britischen Geschichte gewidmeten Museums, was jedoch nicht mehr in der Serie berücksichtigt wurde.

FIKTION: Gründe für die Reise nach Russland

In The Crown kommt Elizabeth II. aus rein persönlichen Gründen nach Russland – sie möchte wieder zu ihrem Mann Philip finden, der, ermutigt durch seine familiären Bindungen zu den Romanows, immer mehr in den orthodoxen Glauben und seine slawischen Wurzeln eintaucht. Der Serie zufolge kommt das Königspaar ausschließlich nach Moskau, um seine Vorfahren zu beerdigen. Die DNS von Prinz Philip wurde in der Tat zur Untersuchung der sterblichen Überreste der Romanows verwendet, doch war dies eher die Folge als der Grund für den königlichen Besuch. Die Beisetzung der im Ural gefundenen Knochen fand erst Ende der 1990er Jahre statt, obwohl die Expertenanalyse, an der sowohl russische als auch britische Spezialisten beteiligt waren, bis in die 2010er Jahre andauerte.

FIKTION: Der betrunkene Jelzin auf einem Panzer, einem Tisch und im Buckingham-Palast

Die Chronologie der fünften Staffel von The Crown ist das schwächste Element. So entsteht zum Beispiel Elizabeths Wunsch, den Führer der neuen russischen Demokratie, Jelzin (gespielt vom weißrussischen Schauspieler Anatolij Kotenjew), zu treffen, fast unmittelbar nachdem sie ihn auf einem Panzer vor dem Weißen Haus gesehen hat. Unterdessen erklärt Premierminister John Major der Königin, dass der russische Präsident längst verrückt geworden und dem Alkoholismus verfallen sei: Kalinka malinka, was die Königin nicht davon abhält, Jelzin und dessen Frau zu empfangen und dann einem Gegenbesuch in Moskau zuzustimmen. Tatsächlich war Jelzin nie im Buckingham-Palast, obwohl er mit Major zusammengetroffen iist. Und seine Alkoholprobleme holten ihn erst nach seiner Audienz bei der Königin ein.

WAHRHEIT/FIKTION: Tschaikowski, Dostojewski und der Niedergang der Monarchie

Die fünfte Staffel von The Crown war die persönlichste von allen, nicht zuletzt wegen des „russischen Fußabdrucks“. In der ersten Folge hört Prinz Charles – das einzige Mitglied der königlichen Familie, das bereit ist, die Monarchie zu „überdenken“ – interessiert der Radiosendung zu, die über den Zusammenbruch der Sowjetunion berichtet, während Elizabeths tragische Schwester Margaret zur Musik aus Tschaikowskis Schwanensee auf einen Ball geht. Die Musik ist auch in der letzten Folge beim Treffen von Diana und der Familie Al-Fayed (die auch in der nächsten Staffel eine dramatische Rolle spielen wird) zu hören. „Einer der denkwürdigsten Berichte über Ehen stammt von Dostojewskis Frau Anna. Sie hatten unterschiedliche Ansichten, aber sie haben nicht versucht, sich gegenseitig zu ändern“, so John Major gegenüber der Queen. Es ist eine Schande, dass die Familie Windsor einen anderen Weg eingeschlagen hat.

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