Erst Guatemala, nun Nicaragua: Wie eine junge Russin Krankenhäuser für die Ärmsten eröffnet

Viktoria Walikowa hat ein Freiwilligen-Projekt gegründet, das Ärzte an Orte bringt, wo es den Bewohnern nicht nur medizinischen Fachkräften fehlt.

"Jede Person hat, unabhängig von Nationalität und Einkommensniveau, ein Recht auf Gesundheit." Das ist die Grundüberzeugung von Viktoria Walikowa, einer jungen Ärztin aus Ufa, der Hauptstadt der russischen Republik Baschkortostan. Walikowa ist Spezialistin für Tropenkrankheiten. Und sie hat vor Kurzem ein Krankenhaus in Guatemala eröffnet.

“Infektionskrankheiten ziehen mich an”

Nach ihrem Abschluss an der belgischen University of Antwerp ging sie mit der Freiwilligenorganisation “Vivir en Amor”, die sich auf Gesundheitswesen und Bildung spezialisiert, als Fachärztin nach Guatemala. „Ich habe mich auf Infektionskrankheiten spezialisiert, denn diese ziehen mich an. Ich finde sie sehr interessant“, erzählt die Helferin im Gespräch mit Russia Beyond. „Ich denke, dass tropische Krankheiten besonders das Gehirn fordern, weil Du natürlich nicht nur über die einzelnen Krankheiten Bescheid wissen musst. Die Tropenmedizin fordert von einem Arzt, dass er sich auch in vielen damit verbundenen Feldern auskennt, zum Beispiel mit tropischen Insekten und Pflanzen.“

Insgesamt hat Walikowa bereits drei Jahre in Guatemala gelebt. Außerdem arbeitete sie aber bereits auch schon in ihrer russischen Heimat, Honduras und auf Haiti. Gemeinsam mit ihrer Freundin Karina Bascharowa gründete sie die Hilfsorganisation „Health & Help“ („Gesundheit und Hilfe“), die Ärzte als Freiwillige in die ganze Welt schickt, um armen Menschen eine medizinische Versorgung zu gewährleisten.

“Eine unsere Bedingungen war, dass die Einheimischen beim Krankenhausbau mitmachen”

Ihre erste Klinik eröffnete Health & Help im Februar 2017 in dem kleinen und abgelegenen Dorf Chuinajtajuyup in Guatemala. Vorher hatte es in der gesamten Region keine einzige medizinische Einrichtung gegeben. Das Geld für das Krankenhaus sammelten die Organisatoren online: Über 1000 Russen spendeten dann insgesamt 22.000 Dollar für den Klinikbau.

„Die örtlichen Behörden haben unsere Pläne gut angenommen, wir hatten mit ihnen keinerlei Probleme“, erzählt Walikowa. „Alle Erlaubnisse für den Bau und die medizinischen Dienstleistungen haben wir schnell bekommen, in nur wenigen Tagen.“ Im Vorfeld hatten Health & Help außerdem bereits eine provisorische Praxis eingerichtet, damit sich die Einheimischen an die russischen Ärzte gewöhnen konnten. „Und beim Bau des Krankenhauses halfen uns dann die Leute vor Ort – das war eine unserer Bedingungen.“

“In dem Dorf Chuinajtajuyup leben etwa 1000 Menschen, aber zu uns kommen auch Einwohner benachbarter Siedlungen, wo es auch keine medizinische Versorgung gibt“, so Walikowa. „Insgesamt bieten wir so etwa 15.000 Menschen kostenfreie medizinische Hilfe an.“ Geld nähmen die Ärzte natürlich nicht an.

“Ohne ein Einkommen zu leben, war schon eine bewusste Entscheidung“, erklärt die Ärztin. Wie sie lebe auch ihre Kollegin Bascharowa von den Mieteinnahmen ihrer Wohnungen in Russland.

Außer den beiden, die sich vor allem um die Organisation der Freiwilligen kümmern, gehören mittlerweile zwei bis sechs Ärzte sowie ein Dolmetscher zum Health-&-Help-Team. Ihre Freiwilligen-Ärzte erreichen sie über soziale Netzwerke und spezielle Webseiten, ihre Anzahl schwankt je nach Aufenthaltszeit und Vertrag.

„Wir haben ein großartiges Freiwilligen-Team“, ist Walikowa begeistert. „Allein 2016 arbeiteten 35 aus der ganzen Welt bei uns. Unter ihnen waren Krankenschwestern und Ärzte, Bauarbeiter und Architekten, Fotografen und Lehrer.“ Dabei arbeiten auch die Freiwilligen ohne Gehalt, sondern bringen oft sogar selbst noch medizinische Ausrüstung, Materialien und zusätzliche Spenden mit.

Nächstes Ziel: Nicaragua

Nachdem sich gezeigt hatte, dass die Klinik in Guatemale gut funktioniert, hat Walikowa nun eine neue Spendenaktion für ihr nächstes Krankenhausprojekt in Nicaragua online gestellt. In dieser Zielregion sei die Lage im Gesundheitswesen noch schlechter als in Guatemala.

Das Fischerdorf El Rosario liegt in einer der ärmsten Regionen des Landes. Der nächste Arzt ist über 30 Kilometer entfernt. Hier soll darum im kommenden Herbst eine zweite Health-&-Help-Klinik entstehen. Ende 2018 oder Anfang 2019 soll sie fertiggestellt werden.

„Wir hoffen, dass wir hier schon schneller bauen werden als in Guatemala, in nur drei Monaten“, hofft die Organisatorin. Auch hier sollen natürlich die Einheimischen in den Bauprozess eingebunden werden. Den Bauplan haben die Freiwilligen-Architekten Michail und jelisaweta Schischin entworfen, die sich auf soziale Einrichtungen spezialisieren.

Warum sie das alles mach? Walikowa weiß diese Frage zu beantworten: „Nach allem, was in all den Jahren mit mir geschehen ist, verstehe ich, was das Allerwichtigste ist: Glück liegt darin, andere Menschen glücklich zu machen.“

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