Moskauer Zentraldiameter: Die neuen Regionalbahnen

Kremlin.ru
In Moskau gibt es eine neues Transportmittel im Öffentlichen Nahverkehr: die Regional-Metro. Wir erklären, warum sie erforderlich ist und wie Sie sie nutzen können.

Die ersten beiden der fünf neuen Regionalbahnlinien, Moskauer Zentraldiameter (kurz MCD – Moscow Central Diameter) genannt, wurden am 21. November in Betrieb genommen: Die MCD1 verbindet Odinzowo (im Westen) mit Lobnja (im Norden), die MCD2 Podolsk (im Süden) mit Nachabino (im Westen). Diese Städte liegen 20 – 30 km von Moskau entfernt und Hunderttausende von Menschen pendeln jeden Tag zur Arbeit in die Hauptstadt. Beide Linien führen durch das Zentrum und halten an Bahnstationen im Umland und in der Stadt, wo Sie auf die Metro und die andere MCD umsteigen können (es gibt 27 solcher Umsteigepunkte auf diesen Linien). Jetzt ist es möglich, das Stadtzentrum viel schneller und bequemer zu erreichen als mit der normalen S-Bahn.

Warum sind die MCDs erforderlich?

Die neuen Regionalbahnen werden die S-Bahnen entlasten. Sie werden in einem Takt von 5 – 10 Minuten verkehren und nur nachts den Betrieb für vier Stunden unterbrechen. Die MCD-Züge pendeln nicht, wie die S-Bahnen zwischen den Vororten und dem Stadtzentrum, sondern durchqueren die Stadt und verbinden Vororte auf verschiedenen Seiten Moskaus – deshalb werden die Linien auch Diameter genannt. Der Betrieb erfolgt, wie bei der Metro, zwischen 5.30 Uhr früh und 1 Uhr nachts. Alle Ausschilderungen sind in Russisch und Englisch vorhanden.

Durch die Einführung der MCDs werden nicht nur die S-Bahnen, sondern auch der Autoverkehr in die und aus der Stadt entlastet, da viele Pendler auf das umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen werden.

Die Inbetriebnahme der MCD1 hat übrigens auch den Fahrplan des Flughafenzubringers nach Scheremetjewo (Aeroexpress) geändert: Dieser fuhr vom Belorussischen Bahnhof im Zentrum nach Scheremetjewo bisher in 35 Minuten. Nun fährt er von der im südwestlichen Umland gelegenen Stadt Odinzowo ab und benötigt für die Gesamtstrecke 90 Minuten, hält dafür jedoch an  anderen und zusätzlich eingerichteten Stationen (Moskau-City, Fili, Begowaja, Kunzewskaja).

Waggons mit WLAN und Netzsteckdosen

Der Stolz der MCDs sind die neuen Waggons, die in der Stadt Twer gefertigt werden. In Russland werden Züge traditionell nach Vogelarten benannt (als Symbol für die Geschwindigkeit): Lastotschka (Schwalbe), Sapsan (Wanderfalke), Strisch (Mauersegler). Dieser Zug war keine Ausnahme - er heißt Iwolga (Pirol).

Die Waggons sind mit Fahrradhalterungen, Stellflächen für Gepäck und Rollstühle, Toiletten sowie an jedem Platz mit Netzsteckdosen und USB-Anschlüssen ausgestattet. Zudem steht, wie in allen Moskauer öffentlichen Verkehrsmitteln, kostenloses WLAN zur Verfügung. In einem Teil des Waggons können die Sitze hochgeklappt werden, um im Berufsverkehr mehr Platz zu bieten. Im Inneren befinden sich auch Displays, auf denen der Fahrplan und die Stopps angezeigt werden. Klimaanlagen sollen für eine angenehme Temperatur sorgen.

Insgesamt verkehren bisher 39 solcher Züge, von denen jeder etwas mehr als tausend Passagiere auf einmal befördern kann. Und auch im Führerstand sitzen (was sonst nur dem Personal vergönnt ist) ist nun kein Problem mehr: Ein Modell in Originalgröße kann kostenlos im MCD-Ausstellungspavillon nahe dem Kiewer Bahnhof besichtigt werden.

Die Weiterfahrt mit der Metro ist kostenfrei!

Bisher mussten die Fahrgäste ihr Zugticket nach Moskau separat kaufen, wobei der Preis von der Entfernung abhing: Um zum Beispiel von Odinzowo zur Station Kunzewskaja zu fahren, wo man in die Metro umsteigen kann, musste man 23 Rubel (0,32 €) zahlen. Dazu kam die  Metro-Fahrt für 55 Rubel (0,78 €) mit einem Einzelfahrschein oder 38 Rubel (0,54 €) mit der Troika-Karte.

Für die MCD-Linien wurden neue Tarife eingeführt, die den Fahrpreis nicht nur senken, sondern auch den Fahrkartenkauf erleichtern: Nun ist nicht mehr nötig, verschiedene Tickets zu kaufen – es genügt, die Troika-Karte am Ein- und Ausgang der MCD-Station an das Lesegerät zu halten. Es gibt nur noch zwei Tarife: City für 38 Rubel und Umland für 45 Rubel (0,64 €). Wenn Sie außerhalb des MCD-Netzes weiter in der Region reisen wollen, werden für die Anschlussfahrt mit dem Zug weitere 23 Rubel von der Troika-Karte abgebucht. Die Fahrt mit der Metro ist bei jedem Tarif für 90 Minuten kostenlos. Wenn Sie die Troika-Karte am Ausgang nicht an das Lesegerät halten, wird sie gesperrt – die Freigabe kostet 150 Rubel (2,14 €). Sie können Ihre Fahrt auch Apply Pay, Google Pay, Samsung Pay, Mastercard PayPass oder Visa PayPass bezahlen. 

Für Fahrgäste, die nicht die U-Bahn benutzen, gilt auch weiter das bisherige Tarifsystem.

Welche anderen MCDs wird es geben?

Bis 2025 sollen noch weitere MCD-Linien in Betrieb genommen werden: Die MCD3 wird von Ramenskoje (im Südosten) nach Selenograd (im Nordwesten) verlaufen, die MCD4 wird 2024 die Stadt Schelesnodoroschnyj (im Osten) mit Apreljewka (im Südwesten) und die MCD5 Domodedowo (im Süden) mit Puschkino (im Nordosten) verbinden. Das Fahrgastaufkommen der ersten beiden MCD-Linien soll 900.000 Passagiere pro Tag ausmachen. Das gesamte Projekt mit fünf MCD-Linien ist für 330 Millionen Passagiere pro Jahr ausgelegt. 

>>> Ratgeber: Wie Sie sich im Labyrinth der Moskauer Metro zurechtfinden

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