Ungeschriebene Gesetze: Tipps, die das Überleben in Moskau leichter machen

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JEKATERINA SINELSCHTSCHIKOWA
Moskau hat wie jede Großstadt ihre eigenen Regeln. Die stehen jedoch in keinem Reiseführer.

Gehen Sie zügig

Wenn sich Moskauer außerhalb der Hauptstadt befinden, fragen sie sich zuerst, warum alle so langsam gehen. In Moskau geht man zügig, selbst, wenn man es nicht eilig hat. Man wird unfreundlich zu Ihnen sein, wenn Sie sich schleichend fortbewegen. 

Ein langer Arbeitsweg

Täglich zwei Stunden zur Arbeit pendeln, jeweils auf dem Hin- und Rückweg? Das ist nichts Besonderes. Sprechen Sie nicht darüber, denn dann werden Sie jemanden treffen, der einen noch längeren Arbeitsweg hat und Sie mit einem verächtlichen Blick strafen wird. 

Kein Mensch mietet eine Wohnung in der Nähe seines Arbeitsplatzes. Die Moskauer sind besessen von dem Wunsch nach einer Eigentumswohnung, selbst wenn sie dafür jahrzehntelang ihre Hypothek abtragen müssen und täglich vier Stunden im Auto verbringen müssen. Und bezahlbare Wohnungen liegen nun einmal weit außerhalb des Zentrums. Zusätzlich Geld für eine gemietete Zweitwohnung in Arbeitsplatznähe ausgeben? Nein, Danke.

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Ignorieren Sie Bettler 

Sie alle sind Betrüger oder gehören zur Mafia. Sie haben eigene Treffpunkte und einen Anführer und verdienen mehr am Tag als Sie selbst in einer Woche. Die Ausnahme sind Betrunkene. Ihnen gegenüber können Sie Mitleid zeigen.

Metro-Misanthropie

Die Moskauer Metro ist in vielerlei Hinsicht großartig, hat aber ein großes Problem - Menschen. Der Hass auf Mitreisende wächst proportional zur Länge der Fahrt. Vergessen Sie persönlichen Raum und saubere Schuhe. Die U-Bahn bringt das Schlimmste in den Menschen hervor. Sie brauchen eine Engelsgeduld, damit Sie nicht selbst zum Psycho werden. 

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Seien Sie bereit für die Winter-Apokalypse

Wenn Schnee fällt, versagen die kommunalen Dienste. Schneefall in Russland kommt für diese doch tatsächlich immer wieder völlig überraschend. Ein Überlebenstipp ist, sich immer mit einer Schneeschaufel zu bewaffnen, um das Auto aus den Schneemassen befreien zu können. 

Kaufen Sie kein Fleisch auf der Straße 

Essen Sie Döner nur aus vertrauenswürdigen Imbissen. Ansonsten spielen Sie russisches Roulette und könnten sich eine Lebensmittelvergiftung einfangen. Niemand wird Sie bemitleiden, vor allem dann nicht, wenn Sie sich etwas an einem Bahnhof gekauft haben. 

Nehmen Sie Ihren Rucksack herunter 

In einer vollen U-Bahn oder an einem überfüllten Ort ist ein Rucksack auf dem Rücken der sicherste Weg, sich den Hass der Mitmenschen zuzuziehen. Er steht im Weg oder drückt im Rücken oder Gesicht der anderen. Seien Sie rücksichtsvoll. Ansonsten wird Ihnen garantiert irgendeine Babuschka nachdrücklich die Leviten lesen. 

MKAD-basierte Trennung

Der Moskauer Autobahnring (MKAD) ist eine inoffizielle Grenze und Klassentrennlinie. Alles innerhalb des Rings ist das „wahre“ Moskau, alles außerhalb ist langweilig und provinziell. 

Bewohner des Zentrums mögen keine Bewohner des Samkadje, wie diese Gegend genannt wird. Gleiches gilt umgekehrt. Es herrscht Klassenkampf. 

Hinweis: Dies gilt nicht für angesehene Vorortsiedlungen außerhalb des MKAD. Dies sind Ableger des Zentrums. 

Vermeiden Sie Touristenfallen 

Dort gibt es nichts außer überteuerte und geschmacklose Speisen, Spelunken, Taschendiebe und Souvenirläden, in denen Müll Made in China verkauft wird. Vermeiden Sie die Alte Arbat und die Nikolskaja Straße um jeden Preis. 

Rund um die Uhr shoppen

Egal was Sie wann brauchen, ob Blumen, Essen, Fitnesstraining, Maniküre, und das auch  mitten in der Nacht: in Moskau werden Sie es finden. Googeln Sie. 

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Freitag ist Partynacht

Die Moskauer sind (meistens) diszipliniert. Sie arbeiten hart. Und sie feiern hart, wenn das Wochenende beginnt, also am Freitagabend. Samstags sind weitaus weniger Menschen unterwegs und meist sind dies Touristen. Sonntags ist ein fauler Tag. Im Gedanken schon beim kommenden Montag, versucht noch jeder, ein bisschen Erholung zu bekommen.  

Halten Sie Türen auf 

Halten Sie Ihren Mitmenschen am U-Bahn-Ausgang die Tür auf. Sie ist schwer und könnte den Nachfolgenden ins Gesicht schlagen. Außerdem ist es ein Gebot der Höflichkeit. Die Moskauer  können sich durchaus auch wie Rüpel verhalten, aber Türen aufhalten ist ein ungeschriebenes Gesetz.  

Frühzeitig Termine vereinbaren 

Jeder in Moskau ist immerzu beschäftigt und hat einen vollen Terminkalender. Wenn Sie eine Verabredung planen, sprechen Sie dies früh genug an, besonders für den Freitag, wenn viele schon auf Wochen hinaus ausgebucht sind.  

Gehen Sie zum Business-Lunch 

Moskauer Büroangestellte lieben das Mittagessen in nahe gelegenen Cafés und Restaurants. So hat jeder halbwegs anständige Ort ein Mittagsmenü mit einem leckeren Rabatt. 

Fahren Sie fünf Minuten vor der Hauptverkehrszeit mit der U-Bahn

Wieder die U-Bahn ... Die Moskauer wissen auf die Sekunde genau, wann die Hauptverkehrszeit beginnt.  Auch Sie können Ihre Uhr danach stellen. Seien Sie um 17.55 Uhr dort, nicht später, sonst werden Sie unterirdisches Grauen erleben. Sie müssen, um noch eine gewisse Würde aufrechterhalten zu können, dann entweder bis mindestens 19 Uhr warten oder beim nächsten Mal früher Schluss machen auf der Arbeit. 

Ihr Wohnort als Gesprächsthema  

Die Mieten in Moskau sind hoch. Daher wird die Frage nach Ihrem Wohnort und der Höhe der Miete pro Quadratmeter früher oder später unabhängig von der Intensität der Bekanntschaft gestellt werden. Wenn der Preis gut ist und es sich nicht um eine sogenannte „Babuschka-Bude“ mit sowjetischem Charme handelt, werden Sie in der Achtung Ihres Gegenübers steigen und vielleicht sogar etwas Neid bei ihm hervorrufen. 

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