Die 10 populärsten Fragen zu Russland (TEIL 2)

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GEORGI MANAJEW
Knappe, fertige Antworten, damit Sie einen Einblick in die wichtigsten Zeitpunkte und Meilensteine russischer Geschichte bekommen können.

>>> Die 10 populärsten Fragen zu Russland (TEIL 1)

  1. Warum wurde Moskau zur Hauptstadt Russlands?

Dank seiner geografischen Lage war Moskau bereits im 12. Jahrhundert nicht nur eine Festung, sondern auch ein Handelszentrum. Die Stadt liegt nicht zu weit entfernt von der Wolga, der wichtigsten Handels- und Verkehrsader Russlands im Mittelalter. 

Die Gebiete im Nordosten Russlands, einschließlich solcher Städte wie Moskau, Wladimir und Susdal, blieben während der mongolisch-tatarischen Invasion relativ unversehrt, während die Kiewer Rus und die Fürstentümer Südrusslands wurden verwüstet wurden. 

Deswegen wurde Moskau seit dem 13. Jahrhundert immer stärker. Im 14. Jahrhundert gelang es den Moskauer Herrschern, alle anderen Rurikiden-Fürsten auszustechen und erhielten nun den Titel Großfürsten von Wladimir und Moskau.

Fürst Dmitri Donskoj, der die Tataren in der Schlacht von Kulikowo besiegte, war einer dieser Moskauer Fürsten. 1389 wurde die altrussische und einst mächtige Stadt Wladimir den Moskauer Fürsten als erbliches Eigentum zugesprochen. 

Von da an galt Moskau als die wichtigste Stadt der russischen Länder. Als die Rus im 15. Jahrhundert von der Goldenen Horde unabhängig wurde, übernahmen die Moskauer Fürsten die Herrschaft. 1547 wurde Iwan der Schreckliche zum Zaren gekrönt und der Staat erhielt den Namen Moskauer Zarenreich.

  1. Warum wurde die Hauptstadt nach St. Petersburg verlegt?

Die Hauptstadt wurde 1712 von Peter dem Großen von Moskau nach St. Petersburg verlegt. Peter kämpfte gegen Schweden im Nordischen Krieg (1700-1721) um den Zugang zur Ostsee.  Im Laufe dieses Krieges gelang es Russland, zu Schweden gehörende Gebiete – die heutige Region St. Petersburg – zu erobern.

Peter gründete St. Petersburg als Hauptstadt an den Ufern der Ostsee, weil Moskau zu tief in den russischen Gebieten lag. Diese geografische Lage konnte keinen schnellen und sicheren Handel gewährleisten und vermochte nicht, die politischen Beziehungen zu Europa aufrechtzuerhalten. Peter wollte, dass seine ausländischen Gäste auf dem Seeweg schneller anreisen konnten. Außerdem gefiel ihm die traditionelle Planung und Architektur Moskaus nicht. Er wollte, dass seine neue Hauptstadt europäischer aussehe. Er lud seine gesamte Führungselite nach St. Petersburg ein und verlegte 1712 den Hof dorthin.  

  1. Warum werden Moskau und St. Petersburg immer noch als „zwei Hauptstädte“ bezeichnet?

Ungeachtet des kurzen Zeitraums zwischen 1728 und 1732, als die Hauptstadt (und der Hof) vorübergehend nach Moskau verlegt wurde, blieb St. Petersburg bis 1918 die Hauptstadt des Russischen Reiches. Zur Krönung reisten die russischen Zaren jedoch weiterhin in die Moskauer Mariä-Entschlafens-Kathedrale, so dass Moskau den Titel „Alte Hauptstadt“ behielt. 

1918 wurde Moskau unter den Bolschewiki wieder zur Hauptstadt. Die Stadt an der Newa, die 1914 in Petrograd und nach Lenins Tod im Jahr 1924 in Leningrad umbenannt worden war, wurde als „Nördliche Hauptstadt“  bekannt. 

  1. Wie wurde der russische Herrscher genannt? Fürst, Zar oder Imperator?

Der erste bekannte Herrscher der russischen Länder, Rjurik, wird traditionell als „Fürst“ bezeichnet, ebenso wie alle anderen bekannten Herrscher nach ihm. Aufgrund fehlender historischer Quellen lässt sich nicht feststellen, wer in Wirklichkeit der erste Fürst der alten  Rus war und ob es neben den Rurikiden noch andere Fürsten-Dynastien gab. 

Als Russland seine Unabhängigkeit vom tatarisch-mongolischen Joch errang, trug der Herrscher der russischen Länder schon den Titel „Großfürst von Moskau“. Nach 1547 lautete dieser dann „Zar von Moskau und der ganzen Rus“. 1721, als Russland den Sieg im Nordischen Krieg über Schweden errungen hatte, verlieh der regierende Senat dem Zaren Peter den Titel eines Imperators und das Russische Reich wurde gegründet. 

>>> Vom Fürsten zum Präsidenten: Die Titel russischer Herrscher

  1. Wer regierte Russland am längsten?

Der am längsten regierende russische Herrscher war der erste russische Zar Iwan IV. (1530-1584). In die Geschichte ist er als Iwan der Schreckliche eingegangen. Formal wurde er 1533 im Alter von nur drei Jahren Großfürst von Moskau, nachdem sein Vater Wassili III. von Moskau gestorben war. 

Bis etwa 1547 wurden die meisten Entscheidungen von dem Adel, den sogenannten Bojaren getroffen. In diesem Jahr wurde Iwan im Alter von 16 Jahren zum Zaren der gesamten Rusʻ gekrönt und seine eigentliche Herrschaft begann. Der Zar starb 1584 im Alter von 54 Jahren. Mit einer Regierungszeit von 50 Jahren und drei Monaten ist er bis heute der am längsten regierende russische Herrscher.

>>> Alle russischen Herrscher auf einen Blick (Teil 1): Aufstieg und Fall der Rurikiden-Dynastie

>>> Alle russischen Herrscher auf einen Blick (Teil 2): Aufstieg und Fall der Romanows

>>> Alle russischen Herrscher auf einen Blick (Teil 3): Von Lenin bis Putin