Was liegt da eigentlich unter Moskau? Die Metro, die zu Zeiten des Zweiten Weltkriegs auch als unendliche Bunkeranlage diente. Ja, aber Moskau besaß auch davor bereits ein mehrere Jahrhunderte altes Tunnelsystem. Seit dem Ende der Sowjetunion entwickelte sich langsam eine kleine Subkultur der „Schaufler“, die liebend gern mit Kamera, Taschenlampe und Gummistiefeln durch das Katakomben gleiche Tunnelnetz wandern. Russia Beyond stellt Ihnen hier die drei legalsten und gemütlichsten Untergrundtouren:
1 Grusel-Fluss Neglinnaja
Das Flüsschen Neglinnaja ist ein unterirdischer Arm der Moskwa. Von hier aus nahm das „Digging“ einst buchstäblich seinen Lauf. Lange war die Tour hier die einzige unterirdische Exkursionsroute der russischen Hauptstadt.
Das, was heute ein mit Wasser gefülltes Flüsschen ist, war zu Zeiten des Großfürstentums Moskowien noch ein Graben, der dann jedoch geflutet wurde. Er führt bis heute vom Norden in den Süden des Stadtzentrums. Einst zog die Neglinnaja Künstler an, diente als Badehaus und Wassermühle. Gleichzeitig ist sie aber beliebt bei Geisterjägern, die überzeugt sind, dass gerade hier die Moskauer Geister hausen.
Die angenehme Höhe und der einfache Einstieg machen die Neglinnaja zu einem perfekten Kennenlern-Objekt für Digger-Anfänger. Aber Vorsicht, angeblich herrscht hier unten noch der Geist der berüchtigten Darija Saltykowa, eine sadistische Großgrundbesitzerin, die einst mindestens 38 ihrer Untertanen hier zu Tode gefoltert haben soll. Und auch die weltgrößte Ratte soll sich hier eingenistet haben – zehn Meter lang soll sie sein.
Geführte Touren gibt es in russischer Sprache ab 3000 Rubel pro Person.
2 "Neun Kreise der Hölle"
Auch dies ist nur der Name eines kleinen Untergrund-Flüsschens: “Neun Kreise der Hölle”. Dabei wird die Realität dem furchteinflößenden Namen keineswegs völlig gerecht. Die einzige echte Gefahr besteht, wenn Sie den Fluss direkt durchqueren wollen. Wie in Dante’s „Inferno“ kommt man auch hier nicht direkt in die Hölle.
Anfänger werden zunächst mit kleineren Herausforderungen konfrontiert. Der größte Unterschied zur Neglinnaja ist, dass die unterirdischen Rohre hier auch von oben und unten ineinanderfließen. So kommt es, dass man auf der Tour wirklich verschiedene Niveaus erklimmen und herabklettern muss. Dafür bekommen Sie hier einen echten Eindruck vom Diggern – mit Klettereinlagen, klitschigen Wänden und dunklen Röhren. Achtung, Wechselsocken nicht vergessen!
Diese Tour in russischer Sprache kostet 2000 Rubel pro Person, Einsatzkleidung und Ausrüstung inklusive.
3 "Digger-Trails"
Wenn Sie dann schon ein bisschen Übung haben und die wichtigsten Kniffs und Tricks des Diggings begriffen haben, dann ist Daniil Dawydow Ihr Mann, mit dem Sie das Moskauer Digging zu einer echten Höhlenexpedition Machen.
Die Touren seiner “Puteschestwije pod semljoj” (deutsch: Reise unter der Erde) führte sogar Korrespondenten russischer Staats-TV- und Reise-Sender in den Untergrund.
Heute meidet Dawydow die Neglinnaja, weil es da doch viele “zerschlagene Flaschen und betrunkene Leute” gebe. Dafür arbeitet er gemeinsam mit dem Moskauer Stadtrat an der Verbesserung der Umweltbedingungen in der Metropole. Darum sind auch seine Touren legal.
Nun bietet er Touristen Einblicke in weniger begangene Röhren – zum Beispiel auf seiner „Digger-Trail“-Tour: Hier klettern sie an und über echte Rohre und an Seilen bis hin in eine echte Moskauer Tropfsteinhöhle. Als Belohnung winkt dann ein echter „Digger-Tee“. Was das genau ist, das finden Sie bei der Tour heraus.
Diese 2,5 Kilometer lange Tour kostet 4000 Rubel pro Person, die nötige Ausrüstung wieder inclusive.
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